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Unterwegs für die Ärmsten – Hilfseinsatz in den Leprakolonien von Jharkhand, Indien

Unterwegs für die Ärmsten – Hilfseinsatz in den Leprakolonien von Jharkhand, Indien

Im April 2025 reisten Benno und Tina erneut im Auftrag des FriendCircle WorldHelp e.V. nach Indien – diesmal in eine der ärmsten und am wenigsten beachteten Regionen des Landes: Jharkhand im Nordosten. Der Bundesstaat ist Zentrum des indischen Kohleabbaus und geprägt von harter Arbeit, bitterer Armut – und vom Vergessenwerden. Besonders betroffen: Leprakranke und ihre Familien, die in kolonienartigen Siedlungen am Rande der Städte leben.

Ankunft und erste Herausforderungen

Die Reise begann mit Zwischenlandung in Delhi. Um Geld zu einem besseren Kurs zu wechseln, verließ Benno für einen kurzen Moment den Transitbereich. Dabei kam es zu Problemen bei der Wiedereinreise in den Flughafen – ein kurzer Schreckmoment. Tina wartete unterdessen im Terminal und bewachte das Gepäck. Die Mühe lohnte sich: Der günstigere Wechselkurs sparte rund 800 Euro – Mittel, die an anderer Stelle Leben verändern können.

Nach dem Weiterflug nach Ranchi folgte eine fünfstündige Autofahrt durch den indischen Straßenverkehr, der wie immer laut, chaotisch – und voller Überraschungen war. Müde, aber entschlossen, kamen Benno und Tina schließlich in Dhanbad an, dem Ausgangspunkt ihrer einwöchigen Reise durch die Leprakolonien.

Angarpathra: Toiletten und Dachsanierung dringend nötig

Der erste Besuch führte in die Prem Jyoti Leprosy Colony in Angarpathra. 25 Familien leben hier neben einer alten Kohlemine, in Häusern, die vor über 30 Jahren gebaut wurden. Die Dächer bestehen aus gefährlichem Asbestwellblech und sind notdürftig mit Plastikplanen geflickt. Toiletten gibt es keine – die Menschen, auch schwer Erkrankte, müssen in die umliegenden Büsche. Der FriendCircle WorldHelp finanzierte zwei neue Gemeinschaftstoiletten. Für die Dachsanierung wird eine gesundheitlich vertretbare und zugleich bezahlbare Lösung gesucht – etwa mit Stahlblech und Naturmaterialien.

Jamadoba, Nirsa, Chadmari: Wasser, Dächer, Würde

In der benachbarten Kolonie Jamadoba mit 23 Häusern und 21 Kindern sieht es ähnlich aus: schlechte hygienische Verhältnisse, marode Dächer, kaum Schutz vor Hitze und Monsunregen. Auch hier wurden zwei Toiletten samt Tank ermöglicht.

Die Nirsa-Kolonie hatte mit besonders schlimmen Bedingungen zu kämpfen: undichte Dächer mit Schimmelbefall und ein kaum funktionierendes Wassersystem. Trinkwasser kam unregelmäßig – manchmal zwei Tage gar nicht. Der FriendCircle WorldHelp verlegte eine neue Leitung (ca. 40 Meter) und stellte einen 1000-Liter-Wassertank auf. Zusätzlich wurden Dächer mit neuer Stahlkonstruktion und Blechen instandgesetzt.

In der Mother Theresa Kolonie Chadmari leben etwa 120 Menschen in 32 Häusern. Jedes Haus wurde einzeln inspiziert, insgesamt 61.000 Rupien an die Familien übergeben, um ihre Dächer zu reparieren. Zehn große Planen à 25 x 25 Fuß wurden zusätzlich als Notabdeckung verteilt.

Phusro: Bildung als Ausweg

Phusro war emotional besonders bewegend. Etwa 170 Menschen leben hier, darunter viele Kinder. Nur 15 von 50 gehen zur Schule. Oft fehlt es den Eltern an Bewusstsein, Energie oder Willen – oder schlicht am Geld. Der FriendCircle WorldHelp stellte eine Tagesmutter ein, die künftig die Kinder begleitet. Schulmaterialien wurden gekauft, darunter 48 neue Schulrucksäcke – die leuchtenden Kinderaugen beim Verteilen waren ein bewegender Moment.

Ein Leprakranker bekam neue Räder für seinen Handkarren – seine einzige Einkommensquelle. Eine ältere Frau, die vor einem Monat angefahren wurde, erhielt endlich medizinische Versorgung – vorher war kein Arzt bereit, sie kostenlos zu behandeln.

Bokaro: Hilfe für eine Großkolonie

In der Mansa Singh Gate Kolonie in Bokaro leben rund 600 Menschen – unter ihnen unser Begleiter Tiwari. Die Kolonie ist in drei Bereiche aufgeteilt, verfügt aber nur über vier Brunnen, von denen einer defekt war. Die Reparatur übernahm der FriendCircle WorldHelp. Ein weiteres großes Projekt war die Sanierung des Gemeinschaftshauses, das einsturzgefährdet war. Dach, drei Wände, Fenster, Tür und Boden wurden für 128.960 INR finanziert – ein neuer Ort für Hausaufgaben, Versammlungen und Aufbewahrung.

Sindri, Bhojudih, Karkend: Kleine Dinge, große Wirkung

In Sindri wurden Dächer mit wetterfesten Planen abgedeckt, zwei neue Toiletten gebaut und das Gemeindehaus repariert. In Bhojudih spendete der FriendCircle WorldHelp Werkzeug und Material an einen technisch begabten Bewohner, damit er selbstständig Wasserleitungen reparieren kann. Eine neue Wasserleitung zur nahen Bahnstation ist in Planung – denn derzeit wird teils verschmutztes Flusswasser genutzt.

In der Karkend-Kolonie war leider niemand zuständig vor Ort – aber ein paar neue Bälle für die Kinder waren trotzdem willkommen.

Jharia-Region: Drei Kolonien, viel Not

In Jharia wurden drei eng beieinanderliegende Kolonien besucht – mit insgesamt 320 Bewohnern. Der Hauptbedarf: neue Dächer. Für 293.000 INR kaufte der FriendCircle WorldHelp Wellblechdächer, Bambusrohre und Tarpaulin-Planen. Außerdem wurden medizinische Kosten für einen Leprakranken übernommen, der durch einen Stromschlag gestürzt war. Ein offenes Wasserrohr wurde durch Zement und Sand gesichert – ein Unfallvermeidung, die Leben retten kann.

Abschließende Stationen – und ein Blick nach vorn

Zurück in Phusro kontrollierte das Team den Fortschritt der Schulmaterialausgabe. Die neue Gehhilfe für die verletzte Frau brachte große Freude – sie konnte erstmals wieder mit anderen Menschen am Dorfplatz zusammensitzen.

In der Mother Theresa Kust Kolonie in Ramgarth wurde ein undichter Toilettentank repariert – die Freude darüber war besonders bei den Kindern spürbar.

Zum Abschluss reisten Benno und Tina bei über 40 °C nach Guwahati, um neue Projektmöglichkeiten zu prüfen. Eine Erkenntnis blieb: In zehn Tagen intensiver Arbeit begegnete dem Team keine einzige westlich aussehende Person – ein deutliches Zeichen, wie abgelegen und vernachlässigt die Region ist.

Dankbarkeit, Hoffnung – und ein leiser Abschied

Benno und Tina verabschieden sich mit einem tiefen Dank an alle, die diesen Einsatz möglich gemacht haben – durch Spenden, Mitgefühl, Geduld oder schlichtes Interesse. Jeder Moment vor Ort, jedes Lächeln, jede helfende Geste bestätigt: Der Einsatz des FriendCircle WorldHelp verändert Leben – sichtbar, spürbar, nachhaltig.

Danke, dass ihr mit uns unterwegs wart.

 

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