Hilfsaufenthalt in Indien

Reise vom 04.06.2013 bis 26.07.2013

Reisevorbereitungen - Flüge gebucht und neues Visum

05/11/2013

Guten Abend,
auch wenn es die letzten Wochen hier im Tagebuch ruhig war, geht die Arbeit immer weiter.
Inzwischen laufen die Reisevorbereitungen für Juni und Juli auf Hochtouren. Die Flüge sind bereits gebucht und am 04. Juni werden Alexandra, Christian und Guido nach Indien fliegen. Während Guido und Christian nach knapp drei Wochen nach Hause zurückfliegen, bleibt Alexandra bis Ende Juli.
Es ist geplant, dass Michael dann Anfang Juli nachkommt...
Wir konnten diesmal sehr günstige Flüge mit Air India buchen, worüber wir uns sehr gefreut haben. Dies entlastet etwas das Reisebudget, zahlen doch alle Freunde die Flüge und Aufenthaltskosten privat!
Weiterhin ist es ein Direktflug. Also nur etwa 8 Stunden Flug anstatt der üblichen etwa 16, wenn es über Dubai geht. Bei den zu erwartenden hochsommerlichen Temperaturen, etwa 45 Grad in Indien, ist das angenehem, wenn die drei nicht schon erschöpft ankommen.
Im Moment warten wir noch auf eine Antwort von Air India auf unsere Anfrage wegen zusätzlichem Freigepäck. Bitte drückt uns die Daumen hierfür, regulär dürfen diesmal nur 23 kg pro Person mitgenommen werden. Der Plan ist, bereits jetzt wieder so viele Mützen wie möglich mit nach Dehli zu nehmen und diese bis zum November dort zu lagern. Wir erwarten auch dieses Jahr eine große Menge an selbstgestrickten Mützen unserer vielen fleißigen Strickfreundinnen! Vielen Dank schon mal an dieser Stelle an Euch alle!!!
Alexandra hat bereits Anfang der Woche ihr neues Visum erhalten. Wir haben uns sehr gefreut, dass scheinbar auch hier unser Brief an das Konsulat geholfen hat. Es wurde wieder ein Ein-Jahres-Visum ;-)

Schöne Grüße und bis bald

Frank & Alexandra

Abflug am 04. Juni und neuer Freistellungsbescheid vom Finanzamt Bamberg

06/02/2013

Liebe Freunde,

am Dienstag Abend ist die Abreise für den nächsten Hilfsaufenthalt in Indien. Christian, Guido und Alexandra werden von Frankfurt aus nach Delhi fliegen. Die Temperatur, die die drei erwartet wird sich etwa zwischen 45 und 48 Grad bewegen

05. Juni - gut in Dehli angekommen

06/05/2013

Liebe Freunde,
gestern sind Christian, Guido und Alexandra am späten Abend mit Air India von Frankfurt nach Dehli geflogen.

Hier die erste kurze Meldung:
"Um etwa 8 Uhr vormittags in Delhi angekommen. 35 Grad.
Am Nachmittag bereits 45 Grad.
Geld umgetauscht, Simkarten fürs Handy machen lassen.
Einkauf fürs Frühstück für die nächsten drei Wochen…
Auf dem Foto seht ihr zwei Schuhputzerjungen. Sie helfen, das Geld für ihre Familie zu verdienen. Die beiden erhalten eine kleine Unterstützung vom FriendCircle WorldHelp."

In den nächsten Tagen wird es immer wieder Updates geben und auch eine neue Fotogalerie für dieses Reise...

Schöne Grüße
Frank

 

06. Juni – Gut bekannt

06/08/2013

Während einiger letzter Einkäufe von Guido und Christian am frühen Abend des 5. Juni im Basar von Karol Bagh treffen die beiden auf mehrere behinderte Menschen vor den Schaufenstern der Geschäfte. Nachdem wir einem, auf dem Boden kauernden Mann, mit verkrümmten Beinen etwas Geld gegeben haben, bemerkt Guido einen alten Bekannten des FriendCircle WorldHelp, der auf einem Tuch sitzend, um ein paar Rupien bittet. Christian ist bereits vorausgeeilt und da Guido kein geeignetes Geldstück in seinem Portemonnaie findet, deutet er dem Mann an, dass wir in Kürze zurückkommen würden. Ein nahegelegener Getränkemarkt in einer Parallelstraße, bei welchem wir als letzte Station noch Wasser kaufen wollen, verhindert jedoch, dass wir auf dem gleichen Weg zurückgehen können. Guido geht mit einem unwohlen Gefühl nach Hause.
Doch umso größer ist die Freude am nächsten Tag, als wir unseren Freund in seinem Rollstuhl, vor dem Eingang unseres Hotels wiederfinden und Guido sein Versprechen doch noch einlösen kann.

Heute, am 6. Juni, fliegen wir nach Bubaneshwar in die Hauptstadt Orissas, welche in der Nähe der vier Dörfer des Wasserleitungsprojektes liegt. Nachdem uns Nayak, einer unserer indischen Mitarbeiter, am Flughafen abgeholt und zu unserem Hotel gebracht hat, treffen wir uns am Abend mit Venu, um die Pläne für die nächsten Tage zu besprechen: es gilt, das Wasserleitungsprojekt voranzutreiben, Pumpe, Rohre und weiteres Zubehör zu besorgen und die nächsten Bauarbeiten zu begleiten.

 

07. Juni – Bubaneshwar

06/08/2013

Nach 6 Monaten europäischer Geschäftigkeit seit dem Ende der letzten Indienreise werden wir wieder einmal auf indisches Tempo entschleunigt. Wie konnten wir dieses Lebensgefühl nur vergessen?
Ein Anruf im Pumpengeschäft, beim „Waterman von Orissa“: der Chef kommt erst am Nachmittag! Das heißt: warten. Wir nutzen die Zeit, um die Rückflugtickets von Bubaneshwar nach Delhi für Guido und Christian für den 20. Juni zu besorgen. Unser Mitarbeiter Venu erledigt dies routiniert am Telefon. An der Rezeption wird das Taxi geordert.
Im Pumpengeschäft angekommen, wird die Lieferung der Rohre für die Hauptlinie der Wasserleitung vom Fluss zu den vier Dörfern finalisiert und die Pumpe bestellt. Frank und Alexandra hatten hierfür bereits im letzten November die Konditionen ausgehandelt. Morgen wird der Rest der Rohre für die Hauptleitung an die Baustelle geliefert. Nach zwei Stunden Verhandlung, Chai-Trinken und der Bezahlung des Restbetrages von einigen Bündeln von Geldscheinen geht es zurück ins Hotel.

 

08.-11. Juni – Wettlauf mit dem Monsun - Teil 1

06/12/2013

Vor der Abfahrt zu den vier Dörfern des Wasserleitung-Projektes bei Paradip, im Osten Orissas, wird der Rohrfabrikant am anderen Ende der Hauptstadt Bubaneshwar besucht, bei dem der FriendCircle WorldHelp die allererste Lieferung Rohre gekauft hatte.
Die Hauptleitung zum ersten der vier Dörfer ist zum großen Teil fertiggestellt. Für die dritte Rohrlieferung der Seitenleitungen zu den drei anderen Dörfern wird, wie immer, ein Preis

12.-13. Juni – Zwischendurch ein „Abschied“

06/13/2013

Morgens um Sieben läutet der Wecker. Ein vorsichtiger Blick aus dem Fenster zeigt graue Wolken und strömenden Regen. Nach dem Frühstück spricht Venu mit unserem Bauleiter, Ramesh, am Telefon: die Bauarbeiten können vorerst nicht fortgesetzt werden. Auch der „Waterman“ in Bubaneshwar konnte die Rohre nach-wie-vor nicht verladen und liefern. Die angeheuerten Trucker können aus Sicherheitsgründen bei dem starken Dauerregen nicht fahren.

Als am späten Vormittag endlich die Sonne über unserem Hotel wieder durchbricht, starten wir los zur Baustelle. Dort stehen tiefe Pfützen in den Baggerfurchen im braunen Schlamm und auch im Graben des abgedeckten Rohr-Endes befinden sich tiefe Wasserlachen.

Bei Ramesh zu Hause ist alles sehr ordentlich und sauber. Man kann den Fleiß, den uns dieser Mann bereits bei den Bauarbeiten gezeigt hat, auch in seinem eigenen Heim erkennen. Am Eingang sind die restlichen Rohre für die Hauptleitung nebeneinander aufgestellt. Ramesh bittet uns in den Studienraum seines Sohnes, der auch für Gebete und die Verehrung von indischen Heiligen dient, um Rechnungsquittungen (Bagger, etc.) zu übergeben und technische Dinge zu besprechen.

Unser Plan, nun zum Mittagessen zu fahren, wird kurzfristig verworfen, als wir erfahren, dass sich die Bewohner des Dorfes „Vier“ am Tempel versammelt haben. Eine gute Gelegenheit, um das Grundprinzip hinter dem Wasserleitungsprojekt nochmals zu erklären: Verbesserung der Situation des gesamten Dorfes durch konstantere Ernten, mit Unterstützung der Menschen ohne Landbesitz durch 10 Prozent der Erträge. Keiner soll mehr hungern müssen. Die englischen Worte werden von Venu auf Hindi übersetzt, ein kundiger Bewohner übersetzt diese wiederum in Oria, die Sprache des Dorfes. Wiederholt können wir spontanen Applaus und Freude über die Unterstützung vernehmen.

Der Regen kehrt immer wieder in Schauern zurück, auch am folgenden Tag. Als wir erfahren, dass in dieser Gegend Orissas Feiertage bevorstehen (Raja-Festival! – eine dreitägige Feier zu Ehren der Natur mit Bitten um reichen Segen vor dem Beginn der Aussaat auf den Feldern), müssen wir erkennen, dass an einen Weiterbau vor unserer Abreise nach Rourkela, am 14. Juni, nicht mehr zu denken ist. Die Arbeiten sollen also während unserer Abwesenheit bis zur Rückkehr von Alexandra in etwas mehr als einer Woche weitergeführt werden.

Zum Abschluss sollen noch die Ärmsten der Umgebung bedacht werden. Eine Familie, ohne Landbesitz, mit einem behinderten Kind erhält eine Unterstützung durch Nahrung und Kleidung. Nahe dem Bahnhof von Paradip, zu dem wir Umesh Nayak bringen, um zwei Tage vor uns nach Rourkela vorauszufahren, führt uns Venu zu einer kleinen Leprakolonie namens „Leprocy Para“ (Lepra Dorf). Dort leben etwa zwanzig Leprabetroffene mit ihren Kindern in vier alten, baufälligen Steinhütten am Rande eines Wasserkanals. Die Behausungen weisen viele Mängel auf. So ist ein Dach undicht, besonders schlimm wegen des nahenden Monsuns, die Vordächer aller Hütten sind so baufällig, dass sie jeden Moment herunterzubrechen drohen und bei zwei Hütten bereits mit Holzgerüsten abgestützt werden. Strom gibt es keinen, am Abend wird in den Häusern stattdessen mit Kerosin-Lampen beleuchtet. Die Menschen liegen auf dem Boden auf einer Strohmatte und müssen sich nachts gegen Moskitos und Schlangen wehren. Tagsüber plagen Ratten, Mäuse und Käfer. Zur Unterstützung bestellen wir bei einem naheliegenden Basar 200 kg Reis, 100 kg Dal (Linsen) und 20 Liter Speiseöl für das Lepradorf, die wir am nächsten Morgen verteilen wollen.

14. Juni – Auf Achse

06/17/2013

Das Großgepäck wird aufs Dach des Siebensitzer-Taxis geladen. Der junge kräftige Fahrer turnt geschickt um den Gepäckträger herum, während ein Mann vom „House Keeping“ des Hotels, der Wächter des Hoteleingangs und Guido von allen Seiten helfen, das Seil festzuzurren. Der Besitzer der Taxifirma ist mitgekommen und möchte uns ebenfalls die drei-stündige Fahrt nach Bhubaneswar begleiten. Da wir auch bei dieser Taxifirma Rabatte erhalten haben, stimmen wir zu. Später stellt sich heraus, dass der einzige Grund sein persönliches Interesse an der Arbeit des FriendCircle WorldHelp ist.

Unter wolkenbehangenem Himmel erreichen wir den Gemischtwarenladen, um den Reis, Dal und das Speiseöl zu bezahlen und das Verladen auf den Kleinlaster zu beobachten. Einige Arbeiter des Händlers und auch unser Taxifahrer stapeln die Säcke auf die Ladefläche des Fahrzeugs. Ein plötzlich einsetzender Regen lässt uns unter das Vordach der Hütte des Händlers flüchten, die Arbeit der Inder jedoch geht unermüdlich weiter, ohne auf platschnass durchnässte Hemden und Hosen zu achten – eine Plane wird zum Schutz der Lebensmittel über dem offenen Laderaum befestigt.

Während der Laster auf dem Weg zur Kolonie ist, halten wir an einem Markt an, bei welchem wir medizinische Aufbaupräparate für einen alten geschwächten Mann des Lepradorfes besorgen. Als es erneut aus allen Rohren zu regnen beginnt, beschließen wir, Regenschirme zu besorgen. Der Taxibesitzer hilft uns, die geeigneten und günstigsten Geschäfte für unsere Einkäufe zu finden. So besuchen wir auch ein Geschäft mit Öllampen (da es in der Kolonie keinen Strom gibt), eines mit kleinen Plastikwannen zum Wäsche-waschen und Aufbewahren von Nahrungsmitteln und eines mit frischen sauberen Matten für die Schlafplätze in der Kolonie. Von allem wird eine ausreichende Anzahl für das kleine Dorf gekauft.

Der letzte Weg von der Straße aus in die Leprakolonie ist so schmal wie ein Bürgersteig. Der Kleintransporter steht bereits vor der ersten Betonhütte oder aus westlicher Sicht besser gesagt: Bauruine, zum Ausladen bereit, als wir ankommen.
Nur knapp schaffen es Guido und Christian, auch je einen Sack ausladen zu dürfen, denn den jugendlichen Kindern der Kolonie ist es beinahe peinlich, sie mithelfen zu lassen. Glücklich werden nun metallisch glänzende Öllampen ausgepackt, Reissäcke aufgetürmt und bunte Plastikwannen und Matten gestapelt. Eine Frau berichtet berührt, dass dies das erste Mal ist, dass das Dorf so eine Unterstützung erhält. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht stellen sich die Leprabetroffenen für ein Foto vor den Schätzen auf, unser Fahrer mitten unter ihnen. Nicht nur bei uns, offenbar auch bei ihm hinterlassen die zum Ausdruck gebrachten Glücksgefühle dieser einfachen Menschen einen tiefen Eindruck.

Nun müssen wir aber los Richtung Bhubaneswar. Zum Abschied stimmen die Bewohner ein Loblied auf die Freunde an, „Gott möge die Menschen segnen, die dies möglich gemacht haben“. Noch einige Minuten später, als wir bereits auf der anderen Seite des Wasserkanals fahren, sehen wir, wie uns die Dorfbewohner immer noch mit hoch erhobenen Armen winken.
Danke an alle zu Hause, dass ihr dies ermöglicht habt!!

Bei den Dörfern des Wasserleitungsprojektes halten wir kurz an, um Ramesh, unseren „Bauleiter“ einsteigen zu lassen. Es ist bereits dunkel, als wir beim Pumpengeschäft des „Waterman“ in Bhubaneswar ankommen, um den Rohrkauf für die Seitenleitungen zu finalisieren und den Restbetrag zu bezahlen. Der „Waterman“, der ein Spezialist auf diesem Gebiet ist, ist von Rameshs technischem Einfühlungsvermögen sehr beeindruckt, nachdem sich die beiden ausgiebig über die Arbeiten am Pumpenhaus und die Verlegung der Seitenleitungen ausgetauscht hatten.

Alexandra ruft Frank zum Aushandeln des endgültigen Preises noch in Deutschland an und auch Frank spricht wieder mit dem „Waterman“, Mr. Mishra. Die beiden kennen sich vom letzten Aufenthalt im November. Auf die gesamte Rechnung erhält der FriendCircle WorldHelp am Ende wieder einen sehr guten Rabatt. Hinzu kommt noch, dass wir diesmal das Glück haben, einen außerordentlich guten Wechselkurs zu haben: 72,5 Rupien pro Euro. So gut war der Kurs noch nie! Es werden wieder Bündel von Geld gezählt, als uns einer der typischen indischen Stromausfälle ereilt. In der Dunkelheit schwebt ein greller weisser Punkt auf uns zu. Die Notbeleuchtung ist die LED-Lampe eines Mobiltelefons, die ein Mitarbeiter des Geschäftes zu uns an den Tisch bringt. Im Schein der Taschenlampe sehen wir Venu, der seine Hand zur Sicherung auf die bereits ausgezählten Geldbündel vor uns auf dem Tisch drückt.

Um 22 Uhr 30 startet unser Nachtzug nach Rourkela, der nächsten Station unserer Reise. Ungeachtet der späten Uhrzeit helfen alle mit, das Gepäck vom Auto zum Bahnsteig zu befördern: Unser „Bauleiter“ Ramesh, unser Taxifahrer und auch dessen Chef. Kurz bevor sich unser Zug in Bewegung setzt, nehmen unsere indischen Begleiter jeweils eine unserer Hände flach zwischen die eigenen beiden und verabschieden sich dann mit indischem Gruß und Worten tief empfundener Freude über das Erlebte.

Hinweis: Diesmal haben wir neue Fotos auch zwischen den älteren Fotos der Reise eingefügt.

 

15. Juni – Geologische Verschiebungen – Teil 1

06/19/2013

Nach und nach wachen wir am nächsten Morgen in unseren Schlafkojen vom Zug auf. Guido bereits um 6 Uhr, als der Reisende über ihm von der Morgentoilette zurückkehrt, Alexandra zwischen 7 und halb 8 und Christian während der Bremsphase des Zuges vor Rourkela um halb 9. Vergeblich hatten Alexandra und Guido seit einer Stunde versucht, den in einer separaten Koje schlummernden Christian sanft mit Zurufen aufzuwecken.

Umesh Nayak, der in der Umgebung von Rourkela mehrere Leprakolonien koordiniert, erwartet uns mit einigen Buben der Radha Krishna Kolonie, um uns zu begrüßen und zu den wartenden Abholfahrzeugen des Radhika Hotel zu begleiten. Jeder der Buben drückt einem von uns Europäern einen Blumenstrauß in die Hände. Als Alexandra bei Umesh anmerkt, das dies doch nicht notwendig sei, macht dieser eine abwehrende Geste und erwidert, dass das sehr wohl zur Ehrerbietung an die Freunde des FriendCircle WorldHelp sein müsse.

Wie so oft verhandeln wir mit dem Hotelpersonal, um einen Rabatt für die Zimmerkosten zu erreichen. Alexandra wird ja bis Ende Juli in Indien sein, und da machen bereits 100 Rupien (= 1,4 €) täglich eine erhebliche Einsparung der stets privat bezahlten Aufenthaltskosten der Reise aus. Aufgrund des karitativen Charakters der Reise wird dies, wie bei den meisten anderen Hotels auch, gerne gewährt.

Nach einigen Stunden Ruhepause auf unseren Zimmern machen wir uns allesamt auf den Weg zur Jagannath-Leprakolonie am Fuße eines steinigen Berges am Stadtrand von Rourkela, wo ein Brunnen gebohrt werden soll. Venu erzählt uns während der Fahrt, dass der alte Wasserbrunnen der „Radha Krishna“ - Leprakolonie, für Kochen und Waschen in diesem indischen Sommer (April 2013) plötzlich ausgetrocknet war. Die Bewohner der Kolonie sind seitdem von dem Brunnen abhängig, der letztes Jahr vom FriendCircle WorldHelp für Feldbewässerung gebohrt worden war. Ohne den neuen Brunnen hätten einige Leprabetroffene möglicherweise die letzten Monate nicht überlebt, erklärt er uns.

In der Jagannath-Kolonie schreitet Alexandra gleich nach Ankunft die Hütten der Bewohner ab. Manche der älteren Menschen ruhen sich während der heißen Zeit des Tages auf ihren harten Pritschen oder Bodenmatten aus. Ein älterer, ausgezehrter Mann sitzt über Schalen von Wasserreis, Dal und einer kleinen Mango, die er nebenbei mit den Zähnen am Astansatz aufbeißt, um den Inhalt später in mehreren Schlucken mit der Hand in den Mund zu drücken. Am Rande der Kolonie schürfen wilde Schweine im Erdboden zwischen dem Müll. Beim Öffnen der Aluminiumtür des steinernen Toilettengebäudes sehen wir den Raum mit dicken Spinnweben verhangen. Kein Wasser? „Kein Wasser, wir können sie nicht benutzen“, bestätigt uns ein Begleiter aus der Kolonie.

Am Hauptplatz der Kolonie treffen wir uns zu einer Besprechung mit dem Angestellten einer Bohrfirma, der uns den Kostenvoranschlag über die vorgeschlagene Brunnenbohrung erklärt. Die Stelle, unter einem alten knorrigen Baum, war bereits vor drei Monaten mit wenigen Ziegeln markiert worden. Leider hatten wir nicht den gleichen Experten engagieren können, der für uns bereits in der Radha Krishna Kolonie so erfolgreich und günstig gebohrt hatte. Der Preis, fast 100.000 Rupien – ein Lakh – ist viel höher als der für die andere Kolonie. Als Alexandra nachfragt und auf den großen Unterschied hinweist, wiederholt der Angestellte seine Ausführungen, wobei der Preis nun nur mehr etwas mehr als die Hälfte betragen soll. Natürlich hängt die Verhandlung von Bohrtiefe und Rohrlänge ab, aber die scheinbar willkürlichen und sich bei jedem Erklärungsansatz erneut ändernen Annahmen von Tiefen zwischen 300 und 500 Feet und den Preisen einmal mit und das nächste mal wieder ohne Rechnung, lassen uns an der Qualität des Angebots zweifeln. Ob dies nun der Fall ist oder er uns die Kosten nicht verständlich und vollständig erklären kann, können wir nicht herausfinden. Die Umstände lassen uns jedoch beschließen, das Angebot abzulehnen.

Zum Glück hat uns der „Waterman“ im zehn Zugstunden entfernten Bhubaneswar einen lokalen Kontakt gegeben, als wir ihm am Vortag von unserem Vorhaben des Brunnenbohrens erzählten. Am Telefon erreichen wir eine Firma für Wasser-Bohrungen, die uns sogleich eine weitere Telefonnummer gibt. Schließlich können wir für den nächsten Tag einen Hydro-Geologen engagieren, mit dem wir das Brunnenprojekt in der Jagannath-Kolonie besprechen sowie anschließend zu einem weiteren problematischen Brunnenprojekt in der drei Stunden entfernt liegenden Braj-Raj-Leprakolonie reisen wollen.

Alexandra bittet die an einem zentralen Platz der Kolonie versammelten Dorfbewohner um Geduld. Wir wollen die richtige Wasserstelle finden, aber kein Geld für Versuchsbohrungen an vermeintlichen Stellen verschwenden und das braucht Zeit. Einige erwachsene Männer und die Kinder der Kolonie haben vor uns auf ausgebreiteten Tüchern Platz genommen, um religiöse Lieder zu singen. Auf den steinernen Vorsprüngen der ringsum befindlichen einfachen Häuser haben sich jeweils in Gruppen die älteren Männer, die Frauen mit den Kindern und die jungen Männer der Kolonie um uns gesetzt. Einige Minuten später gesellt sich ein Tablaspieler zu den Kindern und ein anderer Mann holt seine kleinen Tschinellen aus seiner Hütte. Nahtlos fügen sich beide in die angestimmten Lieder ein, eine feine einhellige Stimmung der Gemeinsamkeit entsteht.

In den Augenwinkeln sehen Alexandra, Guido und Christian fast gleichzeitig einen Mann mit einem Handwagen an der Einfahrt der Kolonie. „Ist das ein Eishändler?“ fragt Alexandra in die Runde, Ohne auf eine Antwort zu warten, ruft Alexandra mit lauter Stimme in dessen Richtung, dass dieser zu uns her kommen möge. „Ein Eis für jeden!“, ruft sie motivierend in die versammelte Menge zur Aufmunterung der durch die Verzögerungen etwas hoffnungsloser gewordenen Menschen. Schüchtern stehen einzelne Kinder auf, sodass es mehrmaliger Ermunterungen durch Alexandra bedarf.

Das hellgelbe, kleine Stieleis zu etwa 8 Cent das Stück, vermutlich mit Vanillegeschmack, wird in kleinen runden Metall-Töpfen, gefroren, aufbewahrt. Der Eismann klopft das Eis aus den Töpfchen, nachdem er diese mit seinen Händen etwas warm gerieben hat, steckt vier selbstgeschnittene Holzstäbchen in das Eis und teilt es mit einem Messer in vier Viertel. Jedes Kind erhält ein Eis am Stiel und setzt sich genüsslich schleckend wieder auf das Tuch. „Auch die Erwachsenen!“ sagt Alexandra in die Runde. Als auch diese zögern, nimmt sie einige Stück vom Eiswagen und drückt den ersten vier älteren Männern in ihrer Nähe je eines in die Hand. Der Vorrat ist jedoch alle, bevor weiteres Eis verteilt werden kann. Der geschäftstüchtige Eismann weiß Rat und ist bereits am Mobiltelefon, um Nachschub zu organisieren.

Seit einigen Minuten beobachtet ein ärmlich gekleideter Mann mit einem Aluminiumtopf auf dem Tragetuch seines Kopfes schüchtern das Geschehen aus dem Hintergrund. Christian, der diesen wiederholt betrachtet, bemerkt am Spiel der sehnsüchtigen Mimik, wie jener mit sich kämpft, um auch auf sein Geschäft aufmerksam zu machen, aber dennoch beständig schweigt. Als er Alexandra auf ihn aufmerksam macht und sie das gleiche fühlt, ist es klar, dass auch sein kompletter Vorrat an süßer Grießspeise für das Lepradorf gekauft wird. Der Mann ist so schlicht, dass seine Freude förmlich überfließt und er unverhohlen über beide Ohren strahlt, während er mit seiner Handwaage und einfachen Gewichten, auf dem Boden hockend, die Süßigkeit in mehrere Säckchen abfüllt und vor uns auflegt. Wir können nicht umhin, als uns einfach mit ihm zu freuen, als er schließlich überglücklich mit dem leeren Gefäß auf dem Kopf von dannen schreitet. Eine Portion kostete 3 Rupien, der gesamte Vorrat 420 Rupien. Das sind derzeit umgerechnet etwa 5 Euro und 80 Cent.

Einige Minuten später rollt ein Kollege des Eismannes mit seinem „Boller-Wagen“ auf uns zu. Nun reihen sich auch die Frauen und die Männer der Kolonie vor dem Eiswagen auf, und deren ernste Gesichter verändern sich, Mensch für Mensch, in ein lächelndes, als nun einer nach dem anderen ebenfalls ein Eis erhält.

„Wir kommen morgen zu euch zurück“, verspricht Alexandra den Menschen beim Abschied.

 

16. Juni – Geologische Verschiebungen – Teil 2

06/20/2013

Kurz nach 9 Uhr treffen wir uns in der Lobby unseres Hotels in Rourkela. Dies hat zwei Gründe. Zum einen haben wir uns mit dem Wasserbohrexperten in der Lobby verabredet. Zum anderen wollen wir heute nach der Wassersuche in der Jagannath-Leprakolonie mit dem Experten zur drei Stunden entfernt liegenden Braj Raj-Kolonie aufbrechen, in welcher wir Probleme mit dem im letzten Jahr gebohrten Brunnen haben. Um den 24 Stunden-Tarif unserer Zimmer in Anspruch nehmen zu können und keinen weiteren Tag bezahlen zu müssen, checken wir bereits um etwa 9 Uhr aus den Zimmern aus.

Um etwa 9 Uhr 45, betritt ein, seriös in blauem Hemd und dunkler Stoffhose gekleideter, junger Mann die Lobby und geht, ohne zu zögern, auf unsere Sitzgruppe zu. Der Mann spricht uns in gutem English mit wenig indischem Akzent an und stellt sich als Mr. Vimal Chandra, studierter Hydro-Geologe vor. Die strukturierte Herangehensweise des Experten beeindruckt bereits im ersten Gespräch und gleichzeitig sein Wille zum Einsatz: acht Stunden wäre er mit dem Bus nach Rourkela angereist, erzählt er uns nebenbei, um uns bei den Wasserprojekten zu helfen. Ob wir eine Topologiekarte der Jagannath-Kolonie hätten, fragt er uns, was wir leider verneinen müssen. Diese hätte die Lokalisierung von möglichen Wasseradern unterstützt.

Gemeinsam brechen wir zur zehn Minuten entfernt liegenden Kolonie auf. Da Mr. Chandra einige Koffer mit Messgeräten im Heck des Taxis verstauen muss, nehmen Guido und Umesh eine Motorriksha, um zum gleichen Ziel zu gelangen.

Nach der Ankunft schildern wir dem Geologen nochmals, dass bereits drei Bohrungen nach Wasser durch die indische Regierung an bestimmten Stellen der Kolonie ohne Erfolg geblieben waren, weshalb wir seine Hilfe benötigen. Mr. Chandra wird eine, am anderen Ende der Kolonie befindliche, abschüssige Müllhalde gezeigt, welche nahe einem Nachbargrundstück liegt, auf welchem sich ein funktionierender Brunnen mit Handpumpe, befindet.

Als Mr. Chandra die Situation sondiert hat, erklärt er uns, dass es drei Indikatoren für die Lokalisierung von Wasservorkommen gibt. Wenn alle drei an einer Stelle zutreffen, kann man ziemlich sicher davon ausgehen, dass sich darunter Wasser befindet. Der erste Indikator sind physische Faktoren: z.B. Pflanzen oder bestimmte Tierarten, welche sich an wasserreichen Stellen ansiedeln: dazu gehören zum Beispiel Neem

Christian und Guido fliegen nach Hause und: Schokierende Nachricht aus Indien!

06/23/2013

Guten Morgen,
nachfolgend vor ab eine Nachricht von Alexandra aus Indien.
Der ausführliche Bericht der letzten Tage aus Rourkela folgt noch.

Liebe Grüße
Frank

Christian und Guido fliegen nach Hause und: Schokierende Nachricht aus Indien!

Nachdem Christian und Guido am Flughafen mit leicht beklemmten Herzen von Alexandra, Venu und Umesh verabschiedet worden und die beiden von Bhubaneshwar wieder nach Delhi zurückgeflogen sind, um in den nächsten Tagen wieder nach Deutschland zu reisen, bleiben die anderen drei noch einen Tag lang in Bhubaneshwar, um für die Wasserleitung bei Paradip noch einiges Organisatorische zu erledigen.
Außerdem kann sich Alexandra etwas ausruhen, da sie seit Tagen etwas schwächelt und sich wohl eine Magen-Darm-Verstimmung zugezogen hat.

Während die Projekte des FriendCircle WorldHelp teilweise langsam, aber stetig vorangehen,
ereignet sich in einem anderen Teil des Landes eine unglaubliche Katastrophe.

Betroffen ist laut neuesten Medien der Bundesstaat Uttarakhand.
Jedes Jahr findet dort eine Pilgerreise von mehreren Hunderttausenden zu Ehren der Hindu-Gottheit Lord Shiva statt.
Statistiken belegen, dass wöchentlich etwa hundert Tausend Menschen den Berg zum Tempel besteigen, auf einer Straße, die teilweise nur einen Meter breit ist.
Vereinfacht geschildert, haben sich, laut Zeitungsberichten, durch die anhaltende Hitze viele Wolken zu einer großen Wolkenmasse zusammengetan.
Als sie zerbarst, verursachte sie in kurzer Zeit eine solche Flut, dass 200 Dörfer entlang der Pilgerstraße darunter verschwanden.
Das Unglück ereignete sich bereits vor einer Woche, doch kommen die Ausmaße der Katastrophe erst langsam zutage, denn nur Helicopter-Piloten mit spezieller Ausbildung können das bergige Gebiet im Himalaya anfliegen.
Viele Menschen sind gestrandet und warten seit sechs Tagen auf Wasser und Nahrung.
Nur wenige können jeweils in einem Helicopter Platz finden und hinzu kommt die Herausforderung für die Rettungstruppen, dass die Helicopter kaum Landemöglichkeiten haben.
Für die Rettungskräfte besteht nur ein knappes Zeitfenster, denn schon am Sonntag Nacht werden weitere starke Regenfälle erwartet.
Bis jetzt gelten rund 50.000 Menschen als vermisst.
(Quelle: "The New Indian Express")

17. Juni – Viele kleine Dinge

06/24/2013

Hallo,
hier kommt der nächste Bericht aus Indien:

17. Juni – Viele kleine Dinge

Die Plan-Änderung durch die auf November diesen Jahres verschobenen Wassermessungen ermöglichen es, den Leprakolonien von Rourkela einen zusätzlichen Tag zu widmen.

Jede der vier Kolonien, welche sich am Stadtrand befinden, unterstützt der FriendCircle WorldHelp durch, auf die dringenden Bedürfnisse der Bewohner, „maßgeschneiderte“ Projekte, für welche viele kleine Dinge zu erledigen sind.

Gleich am Vormittag wird zu Fuß ein nahe dem Hotel befindliches, kleines Pumpengeschäft aufgesucht. Die „Devgan“-Kolonie benötigt eine elektrische Pumpe für den, bisher mit einer Handpumpe ausgestatteten Wasserbrunnen, um den, auch an den Händen, oft schwer behinderten, Bewohnern, die Wasserentnahme zu erleichtern. Ein Kostenvoranschlag für Pumpe, Lieferung und Montage wird beauftragt.

Während Alexandra und Venu die Details regeln, kommen zwei Straßenkinder am Geschäft vorbei. Alexandra kennt sie bereits von den letzten Besuchen in Rourkela und begrüßt sie freudig. Sie bittet Guido, Christian und Umesh, die Kleinen mit Essen und neuen Kleidern zu versorgen, während sie selbst und Venu sich weiter um die Pumpe kümmern.

Artig laufen das etwa 9-jährige Mädchen und sein etwa 5-jähriger Bruder Guido und Umesh hinterher, bis sie einen Laden mit Kinderbekleidung erreichen. Christian versucht währenddessen, wie übrigens seit Beginn der Reise, gute Fotos mit der Kamera zu erhaschen. „Ein neues Hemd für den Buben und eine Hose“, übersetzt Umesh Guidos Bitten an den Geschäftsbesitzer hinter der Ladentheke und schon werden verschiedene kleine Kleidungsstücke ausgebreitet und gemustert. Der Nachbarhändler missversteht die Situation, als die Kinder sich, die für sie sehr hohen Stufen in das Geschäft, empormühen und möchte die beiden schon wegjagen, wie das bei Obdachlosen in Einkaufsstraßen üblich ist. „Es ist in Ordnung“, beschwichtigt ihn unser Verkäufer sogleich, der unsere Absicht unterstützt und natürlich auch ein Geschäft machen möchte und weist seinen Nachbarn mit der Hand zurück.

Das Gesicht des Mädchens strahlt Ernst aus, zu erwachsen wirkt es für sein Alter. Die Augen des Jungen blicken noch kindlich neugierig um sich, während er sich immer wieder am Kleid seiner Schwester festhält. Guido hilft dem Buben aus seinen alten, staubigen Klamotten. Ein nettes, helles, blau-gelbes Hemd wird anprobiert und für gut befunden, die zweite Hose passt ebenfalls und zum Abrunden gibt es eine kleine Schildmütze. Ein Strahlen macht sich auf dem Gesicht des Jungen bemerkbar und auch Guido und Christian sind sehr zufrieden.

Nun ist das Mädchen an der Reihe. Zurückhaltend wartet es, bis Guido und Umesh einige bunte Kleider gemustert haben. „Reine Baumwolle“, preist der Verkäufer ein Kleid an und spannt dabei dessen Stoff mit seinen Händen vor Guido aus. Dieser richtet sich jedoch mit liebevoller Stimme, unterstützt durch eine Handbewegung, an das Mädchen, dass es selbst entscheiden solle. Noch immer etwas scheu tippt es auf das rote Kleid. Ein vorsichtiges Lächeln keimt in den Mundwinkeln des Mädchens auf.

Nach weiteren 10 bis 15 Minuten gibt es ein Posieren, strahlende Gesichter und eine Präsentation der beiden Kleinen vor Alexandra und Venu am Eingang des Pumpengeschäftes, welche mit dem Ergebnis sehr zufrieden sind.

Auch für den hungrigen Magen der beiden soll heute gesorgt sein. Bei einem nahegelegenen Stand mit Herd und offenen Flammen werden Dal (Linsen) und Reis mit Gemüse für die beiden gekauft, bevor wir zu den nächsten Besorgungen weitereilen.

Später, als gerade die SIM-Karten für die Handys wieder mit einigen Hundert Rupien aufgeladen werden, müht sich ein Mann mit Krücken und einem fehlenden Unterschenkel am Geschäft vorbei. Alexandra und Christian laufen ihm nach. „Sein T-Shirt ist völlig durchlöchert!“, bemerkt Alexandra, „Bitte warte!“, richtet sie sich an den Mann und schaut sich nach allen Richtungen auf der Suche nach einem Kleidungsladen um.

Auf der anderen Seite der stark befahrenen Straße wird man fündig, doch keine Lücke tut sich zwischen den Motorrädern, Fahrrädern, Rikshas und Autos auf, bis Christian ein wenig ungeduldig auf die Straße tritt, um den, nur langsam vorwärts kommenden, Mann vor den Fahrzeugen abzuschirmen. Es scheint so, als würde noch mehr gehupt als sonst, aber alle Vorbeifahrenden weichen letztendlich aus, wenn auch knapp, und schließlich wird der kleine Stand mit Hemden und Hosen, der etwa drei Meter lang ist und nicht tiefer als vielleicht ein Tisch, erreicht.

Der einzige Stuhl des Standes wird dem gehbehinderten Mann angeboten, die Krücken von Christian gehalten. Die passende Größe für ein Hemd wird abgeschätzt und ein lila-farbenes Exemplar probiert. Es passt. Ein zweites Hemd zum Wechseln. Hat es auch die gleiche Größe? Der Standbesitzer bejaht. Welche Farbe es haben soll, wird der Mann gefragt. „Madame soll auswählen!“, antwortet dieser und zeigt auf Alexandra, während er, bescheiden lächelnd, vorsichtig seine ersten Worte, seit unserem spontanen Zusammentreffen, äußert.

Wieder auf dem Rückweg, sitzt vor einem, mit Rollladen verschlossenem Geschäft, ein junger, verwahrloster Mann, höchstens Mitte Zwanzig. Auf einem seiner Knöchel befindet sich eine klaffende, mehr als zehn Zentimeter breite, offene Fleischwunde, welche für uns nur sehr schwer anzusehen ist. Er sollte ins Krankenhaus gebracht werden, ist die einstimmige Meinung. Doch trotz mehrmaligen Angebots, übersetzt durch Venu, lehnt der junge Mann entschieden ab. Nur Dal, Reis, Gemüse und eine Flasche Wasser vom naheliegenden Stand möchte er haben. Schweren Herzens wird er seinem Schicksal überlassen.

Nun wird die „Osap Burla“-Leprakolonie besucht. Dort ist bereits das Fundament für eine Toilettenanlage gebaut, welches der FriendCircle WorldHelp im letzten November mit etwa 150,00€ finanziert hat. Dies ist notwendig, da nur wenig Natur mit Bäumen zwischen den Hütten der etwa 200 Personen starken Leprakolonie und den angrenzenden Grundstücken anderer Leute zum Verrichten der Notdurft stehen. Auf einem weiteren, nahegelegenen Nachbargrundstück wird gerade weitergebaut, was vor allem für die Frauen und Mädchen des Lepradorfes ein immer größeres Problem darstellt, da sie keinerlei Intimsphäre mehr haben.
Gemeinsam mit den Einwohnern der Kolonie, die sich bereits bei unserer Ankunft in der Dorfmitte versammelt haben, werden das Bauvorhaben und die dafür notwendigen Materialien mit einem erfahrenen Arbeiter besprochen. Jugendliche der Kolonie melden sich eifrig zur Mithilfe bei den Bauarbeiten.

Als man nach Ende der Besprechung noch ein wenig miteinander in stiller Harmonie verweilt, beginnt eine der Frauen ein bewegendes Lied zu singen:
„Wir laufen dem Ende unseres Lebens entgegen. Deshalb, tue Gutes, oh Mensch. Während des Tages arbeite! Arbeite, ohne Unterlass. Fahre fort und hab’ keine Angst.
Dieses Leben ist der Tag. Wenn die Nacht kommt, kannst du nichts mehr tun.
Was immer du tun kannst, tue es jetzt. Und lass’ es uns beenden.“

Nach dem Gesang umarmt Alexandra leise und herzlich die Frau. Die Frau weint und sagt: „Danke.“

Nach dem Mittagessen besuchen wir die „Radha Krishna“-Kolonie. Der letztes Jahr für die Feldbewässerung vom FriendCircle WorldHelp gegrabene Brunnen liefert üppig sauberes Wasser und wird neben dem Gemüseanbau nun auch zum Kochen und Waschen genutzt, weil der früher dafür verwendete Brunnen seit der Trockenzeit im April 2013 nun endgültig versiegt ist. Die Anzahl der bewirtschafteten Stellen auf der ehemaligen Mülldeponie der Kolonie ist seit dem letzten Besuch im November stark gestiegen. Es ist erfreulich, wie gut diese Kolonie gedeiht.

Viele ältere Menschen hier benötigen regelmäßig Medizin und Aufbaumittel, um ihr Leid zu mildern. Mit Munna, dem Sohn von Umesh Nayak, dem lokalen Mitarbeiter des FriendCircle WorldHelp, werden alle älteren, bedürftigen Menschen der Kolonie aufgesucht und eine Einkaufsliste aller benötigten Arzneien erstellt.

Später präsentieren die am Nähprojekt teilnehmenden Mädchen ihre mittlerweile zahllos angefertigten Übungsstücke, wobei viele schöne Kleidchen und Hosen beeindrucken. Auch diesem Projekt wird weitere Unterstützung durch Übungsstoffe, Nähzubehör wie Fäden usw. und zwei weitere Nähmaschinen zuteil.

Am Eingang fällt eine kleine Kinderrutschbahn auf, die wohl irgendwann einmal von einer anderen Organisation gebaut wurde. An mehreren Stellen ist sie bereits durchgerostet und ein Teil ist aufgebogen, so dass die Benutzung für die Kinder zu schweren Verletzungen führen kann. Während Guido immer wieder damit beschäftigt ist, den Kindern zu sagen, dass sie darauf nicht rutschen sollen, entscheidet der Rest der Mannschaft, dass der FriendCircle WorldHelp die relativ kleine Finanzierung der Reparatur dieser Rutsche übernehmen kann.

Gegen Abend werden schließlich die Medikamente und die Unterwassersaugpumpe gekauft.
An dieser Stelle allen Freunden zu Hause ein herzliches DANKE für Euer Dabeisein, Eure guten Gedanken, Eure netten Kommentare auf der Homepage, Euer Engagement und Eure Aktivitäten zugunsten des FriendCircle WorldHelp und Eure Spenden, damit dies alles hier möglich ist!
Mögen euch die Wellen der Dankbarkeit, Freude und Liebe dieser Menschen hier, denen Ihr Erleichterung bringt, begleiten.

 

Michael angekommen

06/27/2013

Guten Abend,

heute, am 27.06., ist Michael in Bhubaneshwar angekommen.
Morgen früh fahren Venu, Michael und Alexandra um 06:00 Uhr mit dem Zug nach Muzzafarpur. Die Fahrt über Kalkutta dauert ca. 27 Stunden. Dort besuchen sie mehrere Leprakolonien, z.B. die Chakia Kolonie. Neben der Sicherstellung des Schulbesuches für die Kinder, wird Michael medizinische Behandlungen machen.
In den nächsten Tagen folgt noch ein ausführlicher Bericht zu dem Aufenthalt in Rourkela und zum Status der Wasserleitung für die vier Dörfer...

Liebe Grüße von Alexandra und Michael an Alle!

Frank

Rourkela, Wasserleitung und Weiterreise nach Bihar

06/30/2013

Guten Morgen,

hier ist der neueste Bericht von Alexandra und Michael aus Indien.

Liebe Grüße
Frank

Rourkela, Wasserleitung und Weiterreise nach Bihar

In den letzten Tagen in Rourkela arbeiteten Christian, Guido, Alexandra, Venu und Umesh weiter an vielen Besorgungen, die für die verschiedenen Projekte zu erledigen waren:
Aussuchen von Übungsstoffen für das Nähzentrum der jungen Frauen aus der „Radha Krishna- Kolonie“ und Kauf von zwei weiteren Nähmaschinen. Begleichung der Rechnungen für die elektrische Pumpe für die „Devgan- Kolonie“, Kauf von Nahrungsmittelrationen für drei Kolonien, Einkauf von fünf dicken Liegematten für besonders bedürftige Kranke in Radha Krishna, Austeilung von Medizin für die Kranken, Bereitstellung von Zement, Backsteinen und Welldach plus dazugehörige Eisenstangen für die Toilettenanlage in der OSAP-Burla- Kolonie, Reparatur der kleinen Rutschbahn für die Kinder in der Radha-Krishna- Kolonie.
Jeder Artikel braucht seine eigene Zeit und Aufmerksamkeit. Bei jedem der kleinen Geschäfte wird der Preis angefragt, verhandelt und wenn nötig der Ort des Einkaufs gewechselt, was wiederum eine Fahrt von rund einer halben Stunde länger bedeuten kann...(schwitz!) Ist der Händler nicht bereit, für den guten Zweck einen ordentlichen Preisnachlass zu gewähren, ziehen Alexandra und Venu an allen Registern, bis er sich erweichen lässt. Die meisten der Geschäftsinhaber zeigen jedoch von sich aus ihren guten Willen.
Am letzten Tag freuen sich alle über die guten Ergebnisse. Die elektrische Pumpe in der „Devgan- Kolonie“ funktioniert reibungslos. Die jungen Mädchen und Frauen der „Radha-Krishna- Kolonie“ sind glücklich, dass sie mit ihrer Ausbildung im Nähzentrum fortfahren können. Die OSAP-Burla-Kolonie hat genügend Material zum Fertigstellen der Sanitäranlage, die Kinder freuen sich über die reparierte Rutschbahn, viele alte und kranke Menschen finden durch die Medizin Erleichterung und drei Kolonien erhalten dringend benötigte Nahrungsmittel.
Im November werden wir wiederkommen, um uns erneut um die Kolonien zu kümmern, die bisher nicht genügend Trinkwasser haben.

Während Guido und Christian bereits wieder gut in Deutschland angekommen sind, fahren Alexandra, Umesh und Venu wieder nach Paradip, um die Fortschritte an der Wasserleitung zu erkunden. Der Einfachheit halber stehen hier im Text nicht wiederholt die Dorfnamen sondern das Projekt wird in die Dörfer „eins“, „zwei“, „drei“ und „vier“ unterteilt.
Erfreulicherweise können wir berichten, dass die gesamte Hauptleitung zum „Dorf eins“ fertiggestellt ist, ebenfalls die Seitenlinie zum „Dorf zwei“. Die Linie zum „Dorf vier“ halb und die Linie zum „Dorf drei“ wurde ebenfalls begonnen. Das Pumpenhaus ist im Bau begriffen und alle nötigen Vorkehrungen, um die Pumpe in Betrieb zu nehmen, sind ebenfalls erledigt, einschließlich der zu klärenden Formalitäten mit der Regierung von Orissa, die den Strom bereitstellt.
In etwa ein bis zwei Wochen wird die Flut erwartet und jedes Jahr ist es ungewiss, wieviel Zerstörung sie mit sich bringt. „Dorf eins“ und „drei“ werden, wie jedes Jahr, am Stärksten betroffen sein. Doch auch „Dorf zwei“ und „vier“ leben jedes Jahr mit der Ungewissheit, ob ihre ganze Ernte der Flut überlassen bleibt oder ob Teile davon nicht zerstört und verwendet werden können.
Um durch Baggerarbeiten nicht von vorneherein einen großen Teil der Pflanzen beim „Dorf vier“ umgraben zu müssen, wurden die Arbeiten der Seitenlinie vier bis nach der Flut gestoppt.
Alles in allem sind wir mit dem Verlauf sehr zufrieden und trotz der widrigen, naturbedingten Umstände sind die Arbeiten, so weit wie möglich, vorangegangen. Über 80% sind erledigt!
Auf dem Weg zurück nach Bhubaneshwar besuchen die drei noch einmal die kleine Leprakolonie in der Nähe. Ein älteres Ehepaar, welches beim letzten Mal aufgrund seines schwachen Zustandes einige Nahrungsergänzungsmittel vom FriendCircle WorldHelp erhielt, hatte leider, laut Erzählung der anderen Bewohner am nächsten Tag einen Unfall. Kurzfristig entscheiden Alexandra, Venu und Umesh, dass die beiden auf dem Rückweg im Hospital in Kattack besucht werden sollen. Da die kleinen Häuschen der Leprabetroffenen an vielen Stellen undicht sind, spendet der FriendCircle hier kurzerhand noch dicke Plastikplanen, die das schlimmste dieser Regenzeit abfangen werden. Im Krankenhaus angekommen, ist es zunächst schwierig, die beiden gesuchten Patienten zu finden. Zu viele Menschen liegen in überfüllten Zimmern, auf den Gängen, vielfach auf Strohmatten auf dem Boden. Aus Platzmangel sogar unter vorhandenen Bettgestellen. Als wir die beiden endlich finden, sehen wir, dass der Enkelsohn sich um die beiden kümmert. Wir erfahren, dass das Krankenhaus einmal am Tag Essen bereitstellt und etwa 50% der medizinischen Behandlung. Den Rest müssen die Verwandten tragen. Da der Junge noch zur Schule geht und die zwei alten Menschen nur aus den erbettelten Ressourcen der restlichen Koloniebewohner mitversorgt werden können, spendet der FriendCircle WorldHelp noch etwa 20€, was zumindest die Nahrungsversorgung der beiden für die nächsten 14 Tage sicherstellt!

Heute, Donnerstag, wird Michael, Alexandras Bruder am Flughafen in Bhubaneshwar ankommen.
Morgen geht es dann mit dem 6.00 Uhr Zug 23 Stunden lang weiter nach Muzzafar im Bundesstaat Bihar.
Dort werden sie wieder die „Chakia- Kolonie“, die „Chota- Phool- Kolonie“ und voraussichtlich noch eine dritte, neue Kolonie besuchen.

So viel wie möglich versuchen die Männer bei der Wasserleitung noch voranzubringen bevor die Flut kommt...

Bei etwa 40 Grad und 100% Luftfeuchtigkeit keine leichte Arbeit...

Erster Besuch in einer Leprakolonie in Bihar

07/03/2013

Guten Abend,

Michael und Alexandra geht es gut und sie senden Euch allen liebe Grüße aus Bihar. Die letzten Tage sind die beiden sehr fleißig und es folgt bald ein ausführlicher Bericht. Schwerpunkt waren Besuche in neuen Leprakolonien und medizinische Hilfe. Die Schilderungen am Telefon waren sehr berührend und eindrucksvoll...
Hier eine kurze Nachricht vorab.

Liebe Grüße
Frank

Am 28.06.13 kommt Michael in Bhubaneshwar an.
Ein großer Koffer voll Tabletten, medizinischer Instrumente und Geräte, Infusionen, Salben, sowie Verbandsmaterial sind sein Gepäck.
Im Hotel eingecheckt fahren die Freunde auch schon wieder los, um weitere Tabletten, Infusionszubehör, Verbandsmaterial, Vitamine, Antibiotika usw.
zu besorgen. Auch eine letzte Besprechung beim Waterman von Orissa findet statt, damit der weitere Verlauf der Produktlieferungen für den
Bau der Wasserleitung festgelegt werden kann.
Am 29.06. geht es dann 24 Stunden weiter mit dem Zug nach Muzzafarpur in Bihar.
Wie bei einem der letzten Male scheint es zunächst schwierig, ein Hotel zu bekommen.
Bihar wird bis jetzt noch kaum von Touristen besucht, weshalb die wenigsten Hotels hier eine Lizenz haben, um Ausländer beherbergen zu dürfen.
Nach nur einer halben Stunde finden sie eine Übernachtungsmöglichkeit, die auch preislich passt.
Kurz geduscht und gefrühstückt geht die Fahrt weiter mit dem Taxi zwei Stunden nach Samastipur, wo eine kleine Kolonie mit etwa 20 Leprabetroffenen und Kindern sowie einige blinde Menschen besucht werden soll.
Dort angekommen ist allen schnell klar, dass dies eine Kolonie ist, die unter besonders schwierigen Umständen lebt.
Schutz vor Regen, Tieren oder Dieben bieten zusammengeschusterte Unterkünfte aus altem Plastik, Blech oder Holzstücken. Entlang der kleinen Straße,an welcher die Hütten in engem Abstand stehen, sammelt sich der feuchte Morast, eine Mischung aus nasser Erde und allerlei Abfall.

Foto in der Galerie:
Hinter einem, mit Tüchern verhangenen Eingang, sitzt ein kleiner, älterer Mann. Einem seiner Beine fehlt der Unterschenkel. Der andere Fuß ist nur noch ein Stumpf. Ein Auge ist blind.
Liebevoll verbeugt er seinen Kopf und grüßt: "Namaste"während er sein Mittagessen zubereitet.

Rambaraj, einer unserer Mitarbeiter, der uns hier in Bihar begleitet, hatte den Menschen der Kolonie vor einigen Wochen mitgeteilt, dass wir kommen würden.
Kurzfristig informiert werden konnten sie nicht, da niemand hier Telefon oder ein Handy hat.
An diesem Tag soll eine Liste aufgestellt werden mit der Anzahl der Frauen und Männer sowie der Kinder der Kolonie.
Nach etwa anderthalb Stunden steht die Liste fest.
Morgen wird Michael beginnen, notwendige medizinische Behandlungen durchzuführen. Parallel werden die nächsten Tage Nahrungsmittel und Kleider für alle besorgt.
Auch richtige Metallkrücken sind für einige notwendig. Bisher wurde nur mit "Besenstielen" und einer Schraube als Griff improvisiert, was oft neue Verletzungen bei den ohnehin schon behinderten Gliedmaßen der Lepraberoffenen hervorruft.

Unterwegs treffen wir einen Müllsammlerjungen. Das Schicksal dieser Kinder berührt uns immer besonders und spontan entscheiden wir uns, ihm einige Rupien in die Hand zu drücken.
Etwa 80 Cent, was für ihn sicher weit mehr als ein Tageslohn ist. Zuerst ist der Junge ein wenig scheu, nimmt es dann jedoch dankbar entgegen.

 

Mobile Klinik in Samastipur

07/04/2013

Hallo,
hier nun ein ausführlicher Bericht über die letzten Tage.
Im Fotoalbum findet ihr noch viele Bilder mit Untertiteln, unbedingt ansehen ;-)

Liebe Grüße
Frank

Teil 1: Mobile Klinik in Samastipur
Am zweiten Tag in der kleinen Kolonie bei Samastipur wird mit zwei Plastikstühlen und einer kleinen Holzbank
ein "Arztzimmer" improvisiert.
Auf dem Weg werden noch zwei große Plastikplanen gekauft, die als Schutz vor evtl. Regen dienen sollen.
Schließlich hat Michael einen großen Koffer mit allerlei Verbandsmaterial und Medikamenten dabei, die nicht nass werden dürfen.
Außerdem brauchen wir für die Foto

Kleiner Bericht und Fotos

07/10/2013

Guten Abend,
hier nachfolgend ein kleiner Bericht, wieder direkt aus Indien.
Michael und Alexandra sind die ganze Zeit sehr fleissig und trotz der Hitze viel unterwegs. Nebenbei schreiben sie noch die Berichte, manchmal ist das dann doch zu anstrengend. Daher heute nur ein kurzer Text und einige neue Fotos im Album vorab. Ein ausführlicher Lagebericht folgt bald.

Liebe Grüße von den beiden und vielen Dank für die lieben Kommentare! Frank

Kleiner Bericht und neue Fotos:

Nach dem Besuch der Leprakolonie in Samastipur haben Michael und Alexandra die Weiterreise angetreten.
Leider wurde die weitere Arbeit zwei Nächte lang durch einen spärlichen Erholungseffekt erschwert. Da sich die Fenster im Hotel in Chakia nicht vollständig schließen liesen, der Strom (und damit auch Klimaanlage und steckdosenabhängiges Insektenmittel) öfter ausfielen als sie gingen, liefen allerlei Kleinlebewesen zur persönlichen Bestform auf. Gefühlte Hundertschaften von Moskitos ließen sich die internationale Küche aus Deutschland gerne schmecken. Das in nächtlicher Verzweiflung mehrmalig auf die Haut aufgetragene Mückenspray wurde wohl eher als Beilage angesehen und daher richteten die Moskitos Michael und Alexandra entsprechend her. Allein die linke Körperhälfte Michaels zählte etwa 100 Stiche. Mehrere Lizards (indische Eidechsen), verschiedene Ameisenkolonien sowie Grillen und Bettkäfer fühlten sich ebenfalls bei uns zuhause.

Foto im Album:
Einer der kleineren Lizzards hangelt sich am Vorhang entlang.

Foto im Album:
Michaels Hals nach der Mokito-Attacke.

Foto im Album:
Auf den täglichen Fahrten zu den Kolonien kann man immer wieder ulkige Dinge erleben. Ein Kalb, das sich seinen "Parkplatz" weder durch Gehupe, noch durch Klapse aufs Hinterteil streitig machen lässt...

Foto im Album:
Ferngesteuertes Auto "Marke Eigenbau"…

Foto im Album:
Vier Eimer Sand an einer Tankstelle. Frei nach dem Motto: "wenn´s mal brennt wird's scho net gleich so schlimm sein…"

Foto im Album:
Tägliches Abheben von Rupien mit der Karte. Daneben: Telefon-Banking...

Foto im Album:
Und der Favorite der Woche: Wieviele Menschen passen bei optimaler Nutzung in einen Geländewagen (und gelegentlich hängen hinten noch 1 bis 2 Personen dran).
Auch dem Fahrer (vorne rechts) steht nur die Hälfte seines Fahrersitzes zu.

 

Besuch in drei Leprakolonien in Bihar

07/15/2013

Guten Abend,

nachfolgend nun der ausführliche Bericht zu den drei besuchten Leprakolonien in Bihar. Die Berichte sind als Bildergeschichte aufgebaut. Unten seht ihr den gesamten ausführlicheren Text, viele neue Fotos mit Bildunterschriften sind wie immer in der Galerie. Viel Spaß beim ansehen!
Inzwischen sind Michael und Alexandra mit dem Zug eineinhalb Tage zurück nach Dehli gefahren. Sie werden dort unter anderem die Suppenküche fortführen und einige Dinge erledigen bevor Michael dann zurück nach Deutschland fliegt.

Schöne Grüße
Frank

Besuch von Leprakolonien in Bihar:
Seit dem letzten Bericht haben Alexandra und Michael drei Leprakolonien in Bihar besucht.
Zuerst eine kleine Kolonie am Rand einer Straße: "Bibra".
Die Menschen hier sind sehr dankbar, dass sie vom FriendCircle WorldHelp Plastikplanen als Schutz vor dem Regen für ihre Hütten bekommen haben.
Foto in der Galerie:
Oft tropft der Regen an verschiedenen Stellen in die Behausungen, was Schlamm auf dem Erdboden verursacht. Das wiederum lädt Krankheiten ein.

Guten Abend,

nachfolgend nun der ausführliche Bericht zu den drei besuchten Leprakolonien in Bihar. Die Berichte sind als Bildergeschichte aufgebaut. Unten seht ihr den gesamten ausführlicheren Text, viele neue Fotos mit Bildunterschriften sind wie immer in der Galerie. Viel Spaß beim ansehen!
Inzwischen sind Michael und Alexandra mit dem Zug eineinhalb Tage zurück nach Dehli gefahren. Sie werden dort unter anderem die Suppenküche fortführen und einige Dinge erledigen bevor Michael dann zurück nach Deutschland fliegt.

Schöne Grüße
Frank

Besuch von Leprakolonien in Bihar:
Seit dem letzten Bericht haben Alexandra und Michael drei Leprakolonien in Bihar besucht.
Zuerst eine kleine Kolonie am Rand einer Straße: "Bibra".
Die Menschen hier sind sehr dankbar, dass sie vom FriendCircle WorldHelp Plastikplanen als Schutz vor dem Regen für ihre Hütten bekommen haben.
Foto in der Galerie:
Oft tropft der Regen an verschiedenen Stellen in die Behausungen, was Schlamm auf dem Erdboden verursacht. Das wiederum lädt Krankheiten ein.

Foto in der Galerie:
Michael kümmert sich auch in Bibra um die medizinischen Fälle. Zusätzlich wird je eine Ration Reis, Dal, Seifen, Öl, ein Moskitonetz und eine Kerosinlampe pro Familie verteilt. Denn auch hier gibt es keinen Strom.

Als nächstes besuchen Michael und Alexandra die Chakia-Kolonie. Die Freude über das Wiedersehen ist riesengroß.
Die Kinder sind inzwischen in der Schule gut integriert und auch die Lehrer sind sehr zufrieden.
Der neu gebaute Schulraum neben der Kolonie, den der FriendCircle WorldHelp mit Unterstützung der Kinderstiftung Nordstern von Heike und Thomas Klesen, gebaut hat, wird für Nachhilfezwecke regelmäßig genutzt.
Als Sabrina, Erni, Wendelin und Alexandra im Februar 2012 zum ersten Mal diese Kolonie besuchten, wirkten die Menschen auf sie sehr zurückhaltend, fast deprimiert.
Die Kinder waren äußerst schüchtern. Wenn wir heute kommen, jubeln die Kinder schon von weitem. Kein Wunder: damals streunten die Kinder fast den ganzen Tag herum, bettelten oder sammelten Müll. Die Eltern hatten jede Hoffnung verloren, dass ihre Kinder jemals die Schule besuchen könnten. Beim zweiten Besuch im Juli 2012 motivierte Alexandra die Eltern, ihre Kinder, trotz aller Bedenken und trotz der Diskriminierung durch die Gesellschaft, zur Schule zu schicken. "Wir werden euch dabei helfen!", sagte Alexandra damals und schon am nächsten Morgen statteten Alexandra, Sebastian und Venu zusammen mit den Eltern der Kolonie den Lehrern der nahegelegenen Schule einen Besuch ab. "Wir werden diese Kinder behandeln wie alle anderen", versichterte uns die Lehrerin damals. "Sie müssen nur sauber und ordentlich erscheinen!"
Gesagt getan. Für etwa 500 Euro, ein für die Eltern der Kolonie unerschwingliches Vermögen, wurden alle Kinder mit sauberen Kleidern, Schulmaterialien und Hygieneartikeln wie Seifen und Zahnbürsten ausgestattet. Bis dahin hatte auch kein Kind der Kolonie Zähne geputzt, denn sogar eine Zahnbürste für 20 Rupien ist bei einem Tageseinkommen durch Betteln von etwa 40 bis 60 Rupien zu viel. Die Kleinsten der Kolonie dürfen seither den nahe gelegenen Kindergarten besuchen. "Kindergarten" bedeutet hier: ein wenig singen, ein paar Kreisspiele und das Wichtigste: eine Mahlzeit umsonst, welche die Eltern schon nicht verdienen müssen. Wie immer: Reis und Linsen.

Foto in der Galerie:
Hier die Kleinsten, die der FriendCircle WorldHelp in den Kindergarten schickt. "Kindergarten" bedeutet hier: ein wenig singen, ein paar Kreisspiele und das Wichtigste: eine Mahlzeit umsonst, welche die Eltern schon nicht verdienen müssen. Wie immer: Reis und Linsen.

Foto in der Galerie:
Hier sieht man die kleine Aarti, die seit Juli letzten Jahres durch die Unterstützung des FriendCircle WorldHelp in den Kindergarten gehen darf.

Foto in der Galerie:
Auch diesmal werden wieder neue Kleider für die Kinder gekauft. In den Hütten auf dem schmutzigen Erdreich werden die Kleider schneller abgetragen. Ein Kleid oder eine Hose plus Hemd kosten etwa 4 Euro und zusätzlich eine, in Indien vorgeschriebene, Schuluniform, nochmals etwa 4 Euro. Die Schuhe für die Schule haben seit dem letzten Besuch im November bereits einige Löcher, aber Alexandra entscheidet, dass sie noch bis zum nächsten Besuch "durchhalten" müssen. Dafür werden für zu Hause Schlappen für 50 Cent das Paar eingekauft, um die Schul-Schuhe zu schonen.

Foto in der Galerie:
Für mehrere Monate werden Schulmaterial (Stifte, Spitzer, Schreib-, Lernhefte etc.) und Hygieneartikel (Seifen, Zahnbürsten, etc.) besorgt und in einer großen Metallkiste aufbewahrt. Monatlich teilt dann unser Mitarbeiter Mr. Brijkishore das Benötigte an die Kinder aus. Bevor der FriendCircle WorldHelp zum ersten Mal hierher kam, hatten die Kinder keine Zähne geputzt! Sogar eine Zahnbürste für 20 Rupien (=25 Cent) ist bei einem durchschnittlichen Tageseinkommen der Eltern von etwa 40 (=50 Cent) Rupien durch Betteln zu viel.

Die Krankheit Lepra und die damit verbundene gesellschaftliche Ausgrenzung betrifft nicht nur die Menschen, welche direkt von der Krankheit betroffen sind, sondern auch ihre Kinder und Enkelkinder. Allein die Tatsache, dass diese Menschen in einer Leprakolonie leben, macht sie zu "Aussätzigen". Nicht nur Vorurteile sondern auch der Aberglaube der "normalen" Bevölkerung untermauern dies. Obwohl Lepra heute medizinisch effektiv behandelt werden kann, wird die Krankheit in Indien zumeist immer noch als "Fluch für die Betroffenen" angesehen. Selten möchte ihnen jemand eine Arbeit oder eine Anstellung geben. Jedoch erhalten sie beim Betteln ein oder zwei Rupien, weil die Annahme besteht, dass Leprabetroffene "normale" Menschen "verfluchen" können. Die meisten Menschen halten also Abstand und geben, was nötig ist. Doch auch hier gibt es Ausnahmen, wie wir später berichten werden…
Diese jungen Männer der Leprakolonie sind bereits die Kinder der Betroffenen und sind selbst nicht leprakrank. Auch sie erhalten keine Arbeit. Der FriendCircle WorldHelp spendete beim letzten Aufenthalt vier Fahrradrikshas. Unsere Freude ist groß, allen zu Hause berichten zu können, dass diese Männer nun durch Rikshafahren täglich je etwa 1,50 € verdienen, was den Lebensunterhalt ihrer Familie zum größten Teil deckt. Monatlich wird außerdem ein kleiner Betrag in eine Gemeinschaftskasse einbezahlt. Bisher sind 13 € angespart. Davon können z.B. notwendige Reparaturen bezahlt oder Geld für die zukünftige Ausbildung der Kinder angespart werden. Wir hoffen, dass sich das gesellschaftliche Stigma immer mehr verbessert und die Kinder von leprabetroffenen Eltern eine normale Zukunft haben werden.

Foto in der Galerie:
Erste Schritte gegen die gesellschaftliche Diskriminierung sind getan:
Stolz präsentieren sich die Schul- und Kindergartenkinder der Leprakolonie Chakia vor dem neu gebauten Schulraum mit ihrer Nachhilfelehrerin. Die bunten Schirme sind ebenfalls vom FriendCirlce WorldHelp gespendet und schützen vor den Regengüssen in der Monunzeit, wenn die Kinder zur Schule gehen.

Foto in der Galerie:
Die Kinder von Chakia beobachten mit Michael wie der Maler die neue Schule bemalt. Ein Kind hält den Schirm zum Schutz vor der Sonne.

Foto in der Galerie:
Die Regenschirme werden ausgeteilt…

Foto in der Galerie:
Elternsprechtag! Den Eltern wird noch einmal erklärt wie wichtig es ist, dass ihre Kinder zur Schule gehen. Auch für die Zukunft der gesamten Kolonie...

Foto in der Galerie:
Leider haben wir es noch nicht geschafft, dass die Menschen hier Strom bekommen. Die Bewerbung des FriendCircle WorldHelp für diese Kolonie liegt noch bei der Regierung vor. Übergangsweise dürfen sich die Menschen daher über eine Kerosinlampe freuen. Kosten pro Stück: 180 Rupien, etwa 2,30€.
Der Regenschirm pro Familie schützt die Behinderten vor dem Nasswerden, wenn sie zum Betteln gehen. Vor allem auf dem Weg zurück wird so der erbettelte Reis nicht nass, was für eine Lagerung unerlässlich ist. Ein Regenschirm kostet 110 Rupien (=1,40 €). Danke an alle zu Hause!!!

Foto in der Galerie:
Michael beim Filmen immer umringt...

 

Schlimme Schicksale

07/17/2013

Guten Abend,
heute senden Michael und Alexandra einen Bericht über einige Menschen die schwer vom Schicksal getroffen sind. Nachfolgend findet ihr den gesamten Text, insgesamt neun Fotos dazu sind in der Galerie...
Schöne Grüße
Frank

Neben der Betreuung der Kinder aus Chakia und der medizinischen Hilfe, auf die wir später noch ausführlich eingehen, unterstützt der FriendCircle WorldHelp auch besonders schwere Einzelschicksale wie die Folgenden:

Foto oben im Tagebucheintrag:
Einen Mann in der Chakia-Kolonie hat die lepromatöse Verlaufsform der Lepra besonders schlimm zugerichtet. Seine Nase und sein linkes Bein mussten im langjährigen Krankheitsverlauf komplett abgenommen werden. Aufgrund der fehlenden Nase und deren Funktion, schützt sich der Mann mit einem einfachen, selbst zurechtgeschnittenen Stoffstück. Seine Augen sind ebenfalls schwer betroffen. Während eines kürzlich notwendig gewordenen Krankenhausaufenthalts klappte seine Strohhütte, wohl während eines Sturmes, wie ein Kartenhäuschen in sich zusammen. Seither schläft er auf einer schmutzigen Plastikplane neben der Straße und findet gelegentlich, wenn es stark regnet, Unterschlupf in einer anderen Hütte. Zum Aufbau einer neuen Hütte für ca. 5000 Rupien (= rund 64 €) werden Leute aus der Kolonie beauftragt und nur das dazu benötigte Material wird gekauft und angeliefert: Bambusstangen, Stroh, Erde, eine Plastikplane usw.

Foto in der Galerie:
Bei seinem sechs-monatigem Krankenhausaufenthalt in Delhi wurde zusätzlich zur Nase auch noch das Bein des Mannes abgenommen. An Gewicht nahm er, durch das bessere Essen im Krankenhaus, etwas zu und insgesamt sieht er erholter aus, doch seine kleine Hütte war in seiner Abwesenheit zusammengeklappt...

Foto in der Galerie:
Der Hüttenbau wird sofort in Angriff genommen...

Foto in der Galerie:
Nach zwei Tagen Arbeit ist Hütte ist bezugsfertig…

Foto in der Galerie:
Immer wieder weint der Mann vor Glück über sein neues Haus. Auch über die Plastikplane auf dem Erdreich, den neuen Eimer und einige Küchenutensilien freut er sich sehr.

Foto in der Galerie:
In der Nachbarschaft der Chakia Kolonie lebt eine junge, weitgehend mittellose, Witwe mit ihren 6 Kindern. Die beiden Söhne, Munna und Raju, die bisher nur betteln und Müllsammeln gingen, werden durch die Unterstützung des FriendCircle WorldHelp nun ebenfalls eingeschult und erhalten Schreibmaterial, Schuluniformen und Nachhilfeunterricht wie die in der Leprakolonie lebenden Kinder.

Foto in der Galerie:
Das Leid der Familie war vorher in den Gesichtern zu sehen.
Der große Junge, Munna, (vorne rechts) musste bisher für die Geschwister durch "Müllsammeln" mitverdienen…

Foto in der Galerie:
Die Mutter, die beim letzten Aufenthalt schon Unterstützung durch Nahrungsmittel und Kleidung für ihre Kinder erhielt und damals noch schüchtern wirkte, ist nun äußerst aufgeschlossen. Ihre Freude und die der Kinder ist deutlich zu erkennen.
Galerietext:
Munna und Raju (links außen) dürfen nun durch die Unterstützung des FriendCircle WorldHelp in die Schule. Vorne das blinde Mädchen der Familie genießt das spendierte Eis…

Foto in der Galerie:
Vor einem Jahr hatte der elf-jährige Munna seinen Vater verloren und musste die Verantwortung für die Familie übernehmen. Jetzt darf er zur Schule. Für Munna fängt ein neues Leben an…

Vor etwa zwei Wochen berichteten wir von Dil Sagar, dem Jungen mit dem ausgedehnten, eitrigen Abszess im Halsbereich. Er wurde in einem privaten Hospital durch die Unterstützung des FriendCircle WorldHelp operiert. Die linke Seite (auf dem Foto) sieht schon wesentlich besser aus und mittlerweile steht außerdem fest, dass Dil keinen Tumor hat. Ein kleiner Rückschlag musste allerdings hingenommen werden, da Dil nach ein paar Tagen aus dem Hospital ausgebüchst ist. Nach Informationen des Arztes war zuerst seine Großmutter weggegangen und danach verschwand er ebenfalls, als die Krankenschwester nicht in der Nähe war. Die mehrstündige Suche nach ihm führte Michael und Alexandra in ein Dorf, wo sie den Jungen auch tatsächlich fanden. Seine rechte Gesichtshälfte war immer noch stark entzündet. Es stellte sich heraus, dass der Junge in Samistipur zusammen mit seiner Großmutter und sieben anderen Personen in einem sechs

Kolonie "Chota Phool" (übersetzt: kleine Blume)

07/19/2013

In einer weiteren Kolonie "Chota Phool" (übersetzt: "kleine Blume") in Areraj in Bihar dürfen die Kinder ebenfalls seit November durch die Unterstützung des FriendCircle WorldHelp zur Schule gehen.
Hier sind die Vorurteile vieler Menschen der Umgebung sogar ungleich größer als in Chakia, wo die Lehrerin lediglich die Voraussetzung nannte, dass die Kinder sauber und ordentlich zum Unterricht erscheinen müssen.
Etwa 20 Tage lang stattete unser Mitarbeiter Rambaraj im November vier Schulen in Areraj immer wieder Besuche ab, um eine Genehmigung für den Schulbesuch der Kinder aus Chota Phool zu erwirken.
Zuerst wehrten sich die Lehrer, doch letztlich stellte sich heraus, dass viele Eltern dagegen waren, dass ihre Kinder zusammen mit Kindern aus einer Leprakolonie zur Schule gehen sollten. Diese Einstellung lies die Lehrer immer wieder eine Absage erteilen. Letztlich siegte jedoch das Verständnis und das gute Herz eines Regierungsbeauftragten, welcher die Lehrer unter Druck setzte und anordnete, dass die Kinder in der Schule aufzunehmen sind, da sonst ihr Gehalt gekürzt würde.
Als Michael und Alexandra am Tor der Kolonie ankommen, jubeln die Kinder. Es ist eine Freude, ihr Strahlen zu sehen.
Rambaraj meint, dass es sehr notwendig ist, dass wir die Schule besuchen, da er bisher immer nur alleine dort gewesen ist und er außerdem den Eindruck hat, dass die Chota Phool Kinder immer noch nicht gleich behandelt werden.
Bei der Schule angekommen, sitzen "unsere" Kinder tatsächlich, isoliert von den anderen, auf einem trockenen Platz vor den Gebäuden.
Wie immer werden sofort Plastikstühle von den Lehrern gebracht, wo Michael, Alexandra und die übrigen Mitarbeiter Patz nehmen. Ohne weitere Fragen beginnen die Lehrer sofort Erklärungen abzugeben, warum die Kinder nicht im Gebäude sitzen. Der zweite Schulraum würde schwere Mängel aufweisen, so dass er vom Einsturz bedroht ist. Bei der Regierung wurde bereits ein Antrag auf Sanierung gestellt. Außerdem gäbe es immer noch viele Eltern, die nicht möchten, dass ihre Kinder neben diesen Kindern sitzen würden...
Während der Erklärungen der Lehrer setzt Alexandra spontan ein Mädchen der Kolonie auf ihren Schoß, was die Lehrer sichtlich in Erstaunen versetzt. Michael erklärt sodann aus medizinischer Sicht, dass die Möglichkeit einer Ansteckung nicht gegeben ist und eine ausgrenzende Einstellung mehr als veraltet ist. Zumindest die Lehrer sollten sich dieser Haltung der entsprechenden Eltern zur Wehr setzen.
Natürlich wissen Alexandra und Michael, dass es dauern wird, bis sich an der Situation der Leprabetroffenen und ihren Kindern gravierend etwas ändern wird, doch ein weiterer kleiner Schritt in die richtige Richtung ist getan.

Wie in Chakia gibt auch hier in der Chota Phool Kolonie eine Nachhilfelehrerin den Kindern Unterricht. Dies ist sehr notwendig, da mehrere Kinder bereits 10 oder 11 Jahre sind und viel aufzuholen haben. Lange schon hatte die Lehrerin den Traum, diese ausgegrenzten und benachteiligten Kinder zu unterrichten. Schon seit vielen Monaten hilft sie den Leprabetroffenen außerdem, Formulare und Anträge an die Regierung auszufüllen, um z.B. eine kleine Behindertenpension zu erhalten. Wie man vermuten kann, ist die Lehrerin wegen ihrer Einstellung bei der restlichen Bevölkerung nicht besonders angesehen. Jetzt erfüllt sich ihr Wunsch, da der FriendCircle WorldHelp die benötigten Mittel zur Verfügung stellt. Die Lehrerin selbst wohnt mit ihren beiden Kindern, wie in Indien bei der ärmeren Bevölkerung üblich, in einem kleinen Zimmer in allereinfachsten Verhältnissen. Der Mann arbeitet in einer kleinen Firma im etwa 1900 km süd-westlich entfernten Mumbai.

Foto:
Hier teilt Alexandra mit der Nachhilfelehrerin der Chota Phool Kolonie Bonbons an die Kinder aus.

Am Abend des Besuchs in Chota Phool sitzen die Freunde trotz wiederkehrender Regengüsse mit den Menschen der Leprakolonie zusammen und essen zu Abend.
Ihre bloße Anwesenheit wird als große Wertschätzung empfunden, da indische Mitbürger ihnen normalerweise weder die Hand geben, geschweige denn einen Tee mit ihnen trinken oder zusammen essen (Ausnahmen wie z.B. die Lehrerin bestätigen die Regel!)

Foto in der Galerie

Chota Phool: Die eingekauften Schulsachen, Kleidung etc. werden an die Kinder ausgeteilt, während im Hintergrund in großen Töpfen auf offenem Feuer unter dem Schutz einer Plastikplane Reis und Dal für alle zubereitet wird. Traditionell essen dabei die Gäste zuerst.

Foto in der Galerie

Beim Zubereiten des Essens in der Chota Phool Kolonie helfen viele Hände mit...

Der Reis und die Linsen für das Abendessen der gesamten Kolonie und auch etwas Gemüse wird vom FriendCircle WorldHelp gespendet. Als uns ein Teller des Essens serviert wird, ist uns sofort klar, warum bei vielen Menschen während der medizinischen Behandlungen Proteinmangel festgestellt werden konnte. Eine Essensration enthält einen großen Teller voll Reis. An den Linsen wird gespart: die suppige Soße aus Linsen ist dazu da, den Reis mit der Hand zu kneten und in den Mund zu schieben. Gemüse ist ohnehin Luxus und gibt es nur in geringen Mengen...

 

Medizinische Hilfe

07/24/2013

Guten Morgen,
heute möchten wir Euch mit diesem Beitrag und den vielen Fotos dazu in der Galerie einige Beispiele von der medizinischen Hilfe zeigen. Wir freuen uns sehr, dass Michael diesmal wieder dabei sein konnte und damit diesen wichtigen Teil der Hilfe für die Menschen abdecken konnte.

Schöne Grüße
Frank

Beispiele der medizinischen Hilfe:

Foto in der Galerie:
Um gut für die Behandlung der möglichen gesundheitlichen Probleme in und um die Leprakolonien gerüstet zu sein, werden immer wieder Einkäufe in mehreren Apotheken getätigt. Als guter Kunde darf man hierfür auch durchaus mal hinter die Ladentheke gehen und die entsprechenden Produkte selbst aussuchen. Die Differenzpreise zu deutschen Medikamenten sind gravierend, sodass Michael nur einige nicht oder schwer in Indien erhältliche medizinische Utensilien mitbringen braucht. Alles andere ist je nach Bedarf hier erhältlich.

Foto in der Galerie:
Arztgespräche und Behandlungen werden in Indien (auch in Kliniken) stets vor den wachsamen Blicken eines großen, neugierigen Publikums durchgeführt. Daran sollte sich weder Arzt noch Patient stören. Wird dennoch einmal der klägliche Versuch unternommen, die Menge hinauszubitten, um eine gewisse Privatsphäre für den Patienten zu schaffen, verlassen drei bis vier Personen den Raum/ Platz und sieben neue kommen herein, um zu sehen, was vor sich geht.
Bei der Reihenfolge der Patienten kommt es unter ihnen gelegentlich zu Diskussionen. Möglicherweise besteht die Angst, man könnte nicht mehr drankommen oder es könnte die benötigte Medizin nicht mehr vorrätig sein. Einmal auf dem Patientenstuhl sitzend wird dem Arzt jede Empfehlung von den Lippen abgelesen und diese dann genauestens befolgt.

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Aufgrund der armutsbedingt sehr einseitigen Ernährung mit Reis, Reis, nochmals Reis und einem kleinen Klecks Dal (Linsen) treten häufig Anämien und allgemeine körperliche Schwäche sowie eine, auch durch die unhygienische Umgebung bedingte Empfänglichkeit für Infektionskrankheiten auf. Besonders betroffen sind alte Personen. Es werden daher großzügig Eisen, Fit B12, Folsäure und Proteinpulver verteilt, v.a. wenn eine Anämie mittels mitgebrachtem Gerät (s. Foto in der Galerie) tatsächlich nachgewiesen werden kann.

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Häufig werden sogar deutlich niedrigere Werte des roten Blutfarbstoffes (Hämoglobin) als auf diesem Foto gezeigt gefunden...

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Weiterhin werden Verbandsmaterialien und Wundsalben in großen Mengen für die ulzerierenden Wunden der Gliedmaßen von Leprakranken benötigt. Die Menschen können sich nach unserem Weggang dann selbst verbinden oder verbinden lassen. Meistens jedoch fehlt es an ausreichend Reservematerial, sodass bisher immer wieder die schmutzigen Binden angelegt wurden.

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In der Monsunzeit liegen die Menschen häufig auf dem nass-feuchten Boden ihrer Hütten...

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Der, für die Kinder in Chakia, neu gebaute Schulraum wird spontan für medizinische Zwecke umfunktioniert...

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Dieser Junge leidet unter der Krätze. Eine Krankheit, welche häufig unter Lebensumständen, in welchen auch dieser Junge lebt, auftritt...

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Krätze

Abschlußbericht und gute Rückkehr

07/28/2013

Guten Morgen,

am Freitag Abend ist auch Alexandra nach Deutschland zurückgekommen. Nach zwei Monaten in Indien hat sie sich sehr auf einen fränkischen Kloß gefreut ;-)
Michael hat leider im Moment etwas Fieber und muss Antibiotika nehmen. Wir hoffen dass es ihm schnell wieder besser geht und auch das Alexandra diesmal von "Nachwirkungen" der Reise verschont bleibt...
Nachfolgend findet ihr den Abschlußbericht von diesem Aufenthalt. Schön dass ihr regelmässig unsere Homepage besucht habt, vielen herzlichen Dank an Euch alle!
 

Schöne Grüße
Alexandra, Frank & Michael

In den letzten Tagen der diesmal fast zwei-monatigen Reise des FriendCircle WorldHelp durch verschiedene Bundesstaaten Indiens, besuchen Michael und Alexandra mehrere, besonders arme Schulen.

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Hier auf dem Foto eine Schule im Hintergrund (grün). Es laufen bereits Anträge, dass die Straßen mithilfe staatlicher Mittel renoviert werden.

Hier sammelt sich das Wasser zu einem grün

Einleben in der Heimat und Besserung

07/31/2013

Guten Abend, während sich Alexandra nach fast zwei Monaten in Indien wieder in der Heimat einlebt, ist Michael inzwischen wieder fit. Nach einigen Tagen der Ruhe und Antibiotika geht es ihm wieder gut und er ist bereit zu neuen Taten ;-) Am Wochenende werden Frank und Alexandra noch die umfangreiche Abrechnung dieses Aufenthalts machen, viele Belege türmen sich auf dem Tisch im Wohnzimmer. Im Herbst geht es dann wieder vollbepackt mit Mützen nach Indien... Schöne Grüße Frank

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Schon nach kurzer Zeit nach der antibiotischen Lokaltherapie ist ein gewisser Behandlungserfolg sichtbar, denn anfangs drückte der kleine Patient seine Augen durchwegs fest zu...
In der Nachbarschaft der Chakia Kolonie lebt eine junge, weitgehend mittellose, Witwe mit ihren 6 Kindern. Die beiden Söhne, Munna und Raju, die bisher nur betteln und Müllsammeln gingen, werden durch die Unterstützung nun eingeschult.
Die Kleinsten der Chakia Kolonie, die der FriendCircle WorldHelp in den Kindergarten schickt. "Kindergarten" bedeutet hier: ein wenig singen, ein paar Kreisspiele und das Wichtigste: eine Mahlzeit umsonst, welche die Eltern schon nicht verdienen müssen.
Vor einigen Monaten verlor diese Familie mit vier Kindern den Vater aufgrund einer Leberkrankheit. Der FriendCircle WorldHelp greift der Mutter mit zwei großen Säcken Nahrungsmitteln unter die Arme...
Die Leprakolonie in Samstipur, Bihar.  Hinter einem, mit Tüchern verhangenen Eingang, sitzt ein kleiner, älterer Mann. Einem seiner Beine fehlt der Unterschenkel. Der andere Fuß ist nur noch ein Stumpf. Ein Auge ist blind.
Alle Schachteln der von dieser Frau benötigten Medizin gegen Diabetes sind bereits leer. Der FriendCircle WorldHelp wird neue besorgen.
17. Juni – Guido hilft dem Straßenjungen aus seiner alten, stark verschmutzten Kleidung.
Christian notiert Stichworte zu den Erörterungen des Mitarbeiters einer Brunnenbohrfirma an Venu, um sie für das Tagebuch im Internet zu verwenden.
Der Junge blickt sich freudig zu seiner Mutter um, als ihm Guido seine Kappe kurz aufsetzt.
Eine Frau bringt getrocknete Kuhfladen für das Beheizen des Küchenherdes nach Hause.
Dieses kleine Kind leidet an einer bakteriellen Augenentzündung (Trachom), die für die Hälfte aller Erblindungen weltweit verantwortlich ist. Da uns der kleine Patient im Frühstadium vorgestellt wird, kann ihm geholfen werden.
Immer wieder weint der Mann vor Glück über sein neues Haus. Auch über die Plastikplane auf dem Erdreich, den neuen Eimer und einige Küchenutensilien freut er sich sehr.
Michael kümmert sich auch in Bibra um die medizinischen Fälle. Zusätzlich wird je eine Ration Reis, Dal, Seifen, Öl, ein Moskitonetz und eine Kerosinlampe pro Familie verteilt. Denn auch hier gibt es keinen Strom.
Unsicher schaut der kleine Junge um sich, als er mit der Auswahl einer neuen Hose und eines Oberteils an die Reihe kommt.
…hier das Ergebnis. Die Schrauben müssen nur noch entgratet werden...
Dieser alte Mann hat bereits im letzten November Unterstützung erhalten. Seine Freude ist in den Augen zu lesen ...
Statuen der Hindu-Gottheiten „Shiva und Parvati“
Ein Großteil des linken Unterschenkels war der früheren Leprakrankheit zum Opfer gefallen.
Mit raschen gezielten Schlägen öffnet die Standbesitzerin mit einem Messer die Kokosnüsse zum Trinken.
Die ärmsten Familien der vier Dörfer besitzen kein Land, um es zu bebauen. Sie werden als Unterstützung nach Fertigstellung des Wasserleitungsprojektes 10 Prozent der Erträge des jeweiligen Dorfes erhalten.

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