Hilfsaufenthalt in Indien

Reise im November / Dezember 2011

Heute war "Mützen-Inventur"

11/16/2011

Erni und Alexandra haben heute alle Mützen gezählt, die mit nach Indien transportiert werden. Im Keller hatten sich Mengen von Tüten, voll mit selbst gestrickten Mützen in den letzten Monaten angesammelt...
Auf dem Foto seht ihr eine kleine Teilmenge, aufgestapelt in unserem Flur.

Das Ergebnis der Zählung lautet 1.002 Stück!!

An dieser Stelle schon jetzt ein ganz großes Dankeschön für diese unglaubliche Leistung unserer Strickfreundinnnen!
Eine nächste Herausforderung wird nun, die ganze "Fuhre" im Reisegepäck mit nach Indien zu transportieren. Vielen Dank an dieser Stelle an Emirates, die unseren Antrag für Übergepäck genehmigt haben, und so für 85 Euro Aufpreis die Freigepäckgrenze pro Person auf 40 kg erhöht haben ;-)

Schöne Grüße
Frank

abgeflogen - auf dem Weg nach Indien

11/21/2011

Gerade bin ich aus München zurückgekommen, Alexandra, Caye, Peter und Christian sind nun auf dem Weg nach Indien. Auf dem Foto seht ihr die vier mit dem Gepäck vor dem Einchecken. Die Mützen sind in drei großen Säcken verpackt, wie der blaue im Vordergrund. Insgesamt waren es genau 120 kg Gepäck, exakt das erlaubte Maximum, Puuh. Zum Glück haben alle das persönliche Gepäck bestmöglich reduziert, wir haben noch am Flughafen aus

Gut angekommen und in Delhi im Hotel

11/22/2011

Alexandra hat heute Nachmittag angerufen, nach ca. 17 Stunden Reisezeit sind sie gut in Delhi im Hotel angekommen. Als erste Erledigung stand die Aufladung der indischen SIM Karte an. Jetzt erholen sie sich erst mal, morgen geht es dann los. Schöne Grüße Frank

Besuche in mehreren Lepra-Kolonien

11/25/2011

Die letzten drei Tage habe ich jeweils kurz mit Alexandra telefoniert. Es geht allen gut und sie senden euch herzliche Grüße!! Direkt am Mittwoch haben sie gemeinsam mit Anna und Venu den ersten Besuch in einer Lepra-Kolonie gemacht. Gestern am Donnerstag ging es dann mit dem Auto vier Stunden nach Norden, dann Besuch von zwei Lepra-Kolonien innerhalb von acht Stunden, dann wieder im Nebel Nachts Rückfahrt nach Delhi, hat wohl wesentlich länger gedauert. Details was sie dort jeweils erlebt und ausgeteilt haben folgen. Heute am Freitag war eigentlich ein Ruhetag angesagt, aber es kam alles anders. Ich bin noch jetzt betroffen von dem was Alexandra mir heute Abend am Telefon erzählt hat... Morgen kaufen die fünf einen Internetstick und dann werdet ihr den ersten Livebericht und Fotos hier ansehen können. Gute Nacht Frank

1. Live-Bericht aus Indien - 22. und 23. November 2011

11/26/2011

Guten Morgen!
Hier kommt der erste Live-Bericht von unseren Lieben aus Indien. Alexandra hat ihn eben per e-mail gesendet. Bitte schaut auch in das Fotoalbum, Link am Ende dieses Eintrags, es gibt noch mehr schöne Bilder. Auf diesem Bild seht ihr (von links) Gita, Venu, Peter, Caye, Anna und Christian.

Euch allen viel Spaß beim lesen und ein schönes Wochenende,

Frank

Am 22.11. kommen wir nachmittags in Delhi am Flughafen an.
Das Gepäck ist durch die Schätze (Mützen und auch Brillen), die wir dabei haben, eine enorme Menge. Es wird auf ein Taxi verladen, welches wir "pre-paid" noch im Flughafen buchen. Die Luft ist stickig und voller Smog, was in unseren "Indien-Neulingen" leichte Nervosität hervorruft.
Im Hotel: "Sweet Home", in einer Straße in Pahar Ganj in der Nähe des Bahnhofs New Delhi, checken wir ein. Zu unserer Überraschung sind die Zimmer schlicht, doch großzügig.
Müde vom langen Flug stärken wir uns im Restaurant gegenüber und begrüßen unsere Freundin Anna, die bereits die letzten Wochen im Obdachlosenheim in Idukki mithalf und uns die folgenden Wochen begleiten wird.
In einem urigen Laden lösen wir noch das Problem mit der Simkarte, so dass wir nach Deutschland telefonieren können, und gehen rechtzeitig schlafen.
Bild im Taxi, siehe Fotogalerie

23.11.
Nach einem kurzen Frühstück begrüßen wir unsere indischen Kontaktpersonen Venu und seine Tochter Gita und besprechen die Projekte, die wir in den kommenden Wochen durchführen möchten. Venu und Gita werden uns kompetent bei der Organisation vieler Dinge beraten und begleiten. Da sie die Landessprache und die Kultur kennen ist dies eine große Hilfe. Wir beschließen, in ein billigeres Hotel zu wechseln, welches wir mithilfe unserer Freunde schließlich finden.

Gruppenfoto und Bild von Fahrradriksha, siehe Fotogalerie

Bis es soweit war, besichtigten wir einige Hotels: manche sind ohne Fenster, manche mit Parfum-Raumspray durchdrungen...
Nach einem kleinen Mittagessen starten wir zu unserem ersten Projekt: Leprakolonie Faridabad, welche wir bereits im Juli besucht hatten.
Ca. anderthalb Stunden anstrengende Autofahrt südlich von Delhi.
Anstrengend, weil der Verkehr meist sehr stark und die Straßen schlecht sind.

Die Begrüßung in der Leprakolonie ist sehr liebevoll und eine gewisse Vertrautheit stellt sich bei diesem zweiten Mal schon ein.
In der Halle werden wir wie immer gebeten, auf Plastikstühlen Platz zu nehmen und mit den Menschen einige Zeit zu sitzen.
Sehr liebevolle, respektvolle Blicke begegnen sich, als wir in die Runde sehen.
Wie immer findet eine Besprechung mit den Verantwortlichen der Kolonie statt. Venu übersetzt für uns und die Menschen erklären uns, dass sie das Notwendigste brauchen: Nahrung.
Obwohl die Menschen durch die soziale Diskriminierung, die mit dieser Krankheit einhergeht, ein äußerst schweres Schicksal haben, betteln sie nicht. Sie beten, hoffen und warten, dass Leute kommen, die mit ihnen teilen.
An vier Ecken der Kolonie befinden sich kleine Tempel, da die Menschen oft so verstümmelte Gliedmaßen haben, so dass sie nicht in der Lage sind, zu den ferngelegenen Tempeln zu gehen.
Gemeinsam mit Venu und einigen Verantwortlichen der Leprakolonie fahren wir zu einigen Großhändlern.
Durch die Unterstützung von Venu sparen wir bei diesen Händlern zwar nicht sehr viel, aber dennoch umgerechnet ca. 14 €.
Ein heftiges Feilschen geht damit einher.
Foto im Laden, siehe Galerie

Die Güter werden dann von den Händlern mit einem kleinen Ladewagen in die Kolonie geliefert.
Dort stehen bereits die Frauen mit verschiedenen kleineren und größeren Gefäßen, in welche die Schätze aufgeteilt werden sollen.
Foto Schlange wartender Menschen
Feierlich und beinahe zeremoniell werden sie verteilt.
Foto Frau mit Mehl
Einige Menschen wünschen, dass wir ihren kleinen Wohnraum besichtigen.
Die Räume sind sehr spartanisch ausgestattet, wobei ein einfacher Holztisch gleichzeitig als Bett und tagsüber als Essensablage dient. All ihre Habseligkeiten sind auf einer einzigen, gemauerten Ablage gestapelt. Diese Räume sind, nach unserem Gefühl feucht

2. Live-Bericht aus Indien - 24. November 2011

11/27/2011

Guten Morgen,
hier ist der Bericht vom zweiten Tag. Wahrscheinlich heute Abend bekomme ich den Bericht vom 3. Tag, Freitag, der mich besonders berührt hat. Ihr dürft gespannt sein...
Der Link zu den Fotos ist wie immer am Ende des Beitrags. Da ich zwei mal eine Zuschrift bekam, die Beiträge werden in der Voransicht verkürzt dargestellt. Ihr müsst auf "weiterlesen" klicken, dann kommt der vollständige Beitrag wenn ihr nicht alles lesen könnt.

Einen schönen 1. Advent,
Frank

24.11., 2. Tag:
Nach einer anstrengenden Nacht mit vielen Mosquitos treffen wir uns schon um 7.00 Uhr morgens an der Rezeption unseres Hotels mit unserem Freund Venu, denn wir haben einen besonders langen Tag vor uns.
5 Stunden Autofahrt in einem Siebensitzer-Taxi zu zwei weiteren Leprakolonien in der Nähe von Ambala, nördlich von Delhi.

Zwei der Sitze befinden im Kofferraum, auf welchen Peter und Christian die gesamte Strecke auf holprigen Straßen und smogerfüllter Luft ausharren müssen.
Venu zeigt uns eine einheimische Raststation mit traditionell indischem, scharfem Essen

25. November 2011 - ein besonderer Tag

11/27/2011

Guten Abend,
hier nun der Bericht vom 25. November. Die Fortsetzung folgt dann morgen...

Schöne Grüße
Frank

25.11.11, 3. Tag:

Ein wenig später als üblich kriechen wir aus den Betten. Wir wollen den Tag heute etwas langsamer angehen lassen, um uns zu erholen.
Zunächst fahren wir mit der Metro nach Pahar Ganj zum "Main Basar", um für Caye die traditionell indische Kleidung nähen zu lassen.
Durch das Tragen des Punjabis zeigen wir, dass wir die indische Kultur achten und respektieren. Die Menschen antworten mit großer Herzlichkeit.

Aus einer schmalen Seitengasse kommend, begegnen wir einem alten, ausgemergelten Mann, der uns mit aufgehaltenen Händen um eine Gabe bittet.
Foto Nr. 20 in der Galerie, Alexandra und alter Mann vor Auslage mit Essen
Foto Nr. 21, Gruppenfoto

Als wir dem Mann ein Mittagessen und eine Süßspeise kaufen, kommt eine junge Mutter mit ihrem Baby auf dem Arm erwartungsvoll und lächelnd auf uns zu. Sie drückt ihr Baby Anna in den Arm, die sich darauf hin fasziniert mit dem kleinen Mädchen beschäftigt.
Foto Nr. 22, Anna mit kleinem Mädchen auf dem Arm

Wir machen mehrere Fotos von dieser Szene, woraufhin uns die Mutter um Milchpulver bittet. Alexandra kauft bei einem Laden vis a vis das Milchpulver und noch eine Großpackung Weizenmehl. Lächelnd und mit gefalteten Händen, nach indischer Tradition dankend, verabschiedet sich die Frau von uns.

Auf dem Weg zum Internethändler, wo wir noch Simkarten und den Stick fürs Internet kaufen wollen, bahnen wir uns zwischen den rufenden Händlern, rasenden Motorradfahrern, klappernden Fahrradrikshas und hupenden Tuk Tuks (dreirädriges Motorriksha) den Weg. Plötzlich sehen wir einen völlig erschöpften, wahrscheinlich seit einigen Monaten nicht geduschten, sehr übel riechenden, verwahrlosten Mann, am Boden liegend, sich Zentimeter um Zentimeter vorwärts bewegen. An seinen Füßen sind Plastiktüten festgebunden und er kann sich kaum verständigen. Wir beschließen, den ausgezehrten, sehr apatisch wirkenden Mann sofort ins Krankenhaus zu bringen.
Foto 23, Caye, Alexandra und kranker Mann

Alsdann beginnt die Odysee für heute. Sowohl Rikshafahrer als auch mehrere Einzelpersonen, welche wir ansprechen, verweigern uns ihre Unterstützung. Endlich erklärt sich ein netter Herr mit seinem Tuk Tuk bereit, uns zum nächsten Hospital zu bringen. Als wir unseren völlig aphatischen Patienten auf die Treppen des Hospitals stützend begleiten, werden wir abermals abgelehnt und zu einem öffentlichen Krankenhaus verwiesen.

Die Fahrt dauert ca. eine viertel Stunde. Als wir ins Hospital kommen starren uns viele Menschen von der Seite an.
Foto 24, Alexandra, Anna, Christian und Manuj (mit Plastiktüten um die Füsse)

Von einem Mann an der Rezeption bekommen wir erklärt, dass der zuständige Arzt ihn ansehen wird und dann entscheidet, was mit ihm passiert. Während Caye, die Ärztin ist und deshalb am Besten mit dem Arzt sprechen kann, und Christian vor Ort bleiben, fahren Peter, Anna und Alexandra wieder mit dem Riksha zum Basar und kaufen für Manuj (wie wir unseren Patienten nennen) saubere Kleidung und Schuhe.
Nachdem der behandelnde Arzt Manuj nach äußerlichen Wunden und Verletzungen untersucht hat, stellte er fest, dass für diesen Mann aktuell "keine Behandlungsbedürftigkeit im Krankenhaus vorliegt". Kurze Zeit danach kommt ein Sicherheitsbeamter vom Krankenhaus und möchte, dass Manuj das Gelände verlässt, da er sehr streng nach Urin, Kot und Schweiß riecht und speichelt.
Wir sind erschüttert. Im Verlauf des Gesprächs mit dem Beamten erhalten wir die Information, dass es möglich ist, Manuj in einem "öffentlichen Duschhaus" zu reinigen.
Die Rikshafahrer fahren uns zu dieser "Duschmöglichkeit", stellen aber fest, dass es sich nur um eine öffentliche Toilette handelt.
Wir sind verzweifelt und fragen viele Menschen, die nur unwissend mit dem Kopf schütteln. Ganz plötzlich erscheint ein junger Mann und bietet uns seine Hilfe an. Er sagt, dass er mit uns fahren wird und uns eine Dusche zeigen wird. Wir sind erleichtert.
Der junge Mann heißt Ashok oder auch Sunny und erweist sich an diesem Tag für uns als großer Segen.
Bei dem "Duschhaus" angekommen, verweigert die zuständige Frau vor dem Eingang den Eintritt. Nach längerer Diskussion und dem Versprechen, dass wir einen erhöhten Preis bezahlen, wird uns doch erlaubt, den Mann zu duschen. Sunny und Alexandra ziehen dem Mann seine verkotete Kleidung aus.
Foto 25, Ankunft im Duschhaus

Sie war so verklebt, dass Sunny sie mit einer Rasierklinge aufschneiden muss.
Foto 26, Sunny, Alexandra und Manuj

Mit kleinen Eimern wird der Mann übergossen und mit Seife abgeschrubbt und gereinigt.
Foto 27, in der Dusche

Obwohl Manuj sehr erschöpft ist und sich am nahegelegenen Geländer immer wieder festhalten muss, lächelt er, als Alexandra ihm das kalte Wasser über dem Kopf gießt.
Schließlich ziehen wir ihm die neue Kleidung an.
Foto 28 und 29, Manuj mit neuer Kleidung

Sunny weiß einen nahegelegenen Friseur, zu welchem wir Manuj, gestützt von Caye und Christian, nun bringen.
Wegen der Läuse wird auf Anraten von Sunny das Gesicht und der Kopf des Mannes kahl rasiert.
Foto 30, beim Friseur>

Nur ein kleiner Schopf am Hinterkopf bleibt als religiöses Zeichen der Verehrung des Guten.
Foto 31 und 32, nach Friseur

Mit Sunny beraten wir, was wir als nächstes tun können. Wir wissen, dass Manuj ohne unsere weitere Hilfe nicht überleben wird. Der Winter kommt und bei Null Grad kann jemand in einem solch erschöpften Zustand, unterernährt und kaum in der Lage, etwas Nahrung zu sich zu nehmen, nicht überleben.
Sunny telefoniert mit einem Obdachlosenheim, ob es möglich ist, ihn dort aufzunehmen.
Wir sollen kommen. Eine anstrengende Autofahrt in den Westen Delhis steht uns bevor. Auf der etwa eineinhalb Stunden dauernden Fahrt schläft Manuj apathisch zwischen Peter und Alexandra. Immer wieder horchen wir, ob er noch atmet. Wir hören ihn wiederholt röcheln.
Foto 33, im Taxi

Als wir beim Obdachlosenheim ankommen ist es bereits dunkel. Manuj ist so schwach, dass er von zwei Helfern des für uns etwas unheimlich wirkenden Obdachlosenheimes eine steile Treppe in einen Raum mit Männern hinter einem Schreibtisch getragen werden muss.
Foto 34, Eingang zum Obdachlosenheim

Diese betrachten Manuj kritisch, besprechen sich kurz in Hindi und geben uns dann zu verstehen, dass sie ihn in diesem Zustand derzeit nicht aufnehmen werden. Wieder ein Rückschlag!
Nach längerem Hin und Her empfahl uns einer der Männer ein kleines Privathospital, wo sie ihn mit der Unterstützung eines Mitarbeiters des Obdachlosenheimes ziemlich sicher gegen Bezahlung aufnehmen würden. Unser erster Eindruck ist jedoch, dass man Manuj nur los haben will. Also wird er die spärlich beleuchtete Treppe wieder hinuntergeschleppt und wir sind wieder auf der Straße.
Nach einer dreiviertel Stunde dauernden Autofahrt auf holprigen, staubigen Straßen mit menschlichen Silouetten im Scheinwerferlicht, kommen wir bei der Privatklinik an. Dort brachten zwei Angestellte prompt einen Rollstuhl und fuhren Manuj in ein Untersuchungszimmer. Nach diversen Verhandlungen und Diskussionen beginnt ein Arzt ihn eingehend zu untersuchen, worauf wir eine Liste von Medikamenten in die Hand gedrückt bekommen, um sie neben dem Eingang in einem Medikamentenlager zu kaufen. Anschließend bringen wir die Tüte ins Behandlungszimmer, wo
Manuj mittlerweile über mehrere Schläuche an einen Monitor angeschlossen ist. Foto 35, endlich im Krankenhaus

Ein Gespräch mit dem Arzt findet statt, wo er uns die Verdachtsdiagnose und die weiteren notwendigen Untersuchungen und deren Kosten für den Aufenthalt mitteilt. Als notwendig erachtet er Röngten vom Brustkorb und ein CT (=Computertomografie) des Kopfes, Labor wurde bereits abgenommen (=Blutuntersuchung). Außerdem ist es notwendig, dass sich jemand mittels eines Formulars verantwortlich erklärt und für jegliche Folgen und Kosten zeichnet. Alexandra erledigt dies an der Rezeption und hinterlegt den geforderten Betrag für zwei Tage Aufenthalt im Krankenhaus im voraus. Zusätzlich fallen die Kosten für Medikamente und die Blutuntersuchung an, welche gleich beglichen werden müssen.
Müde, aber froh, dass Manuj endlich in guten Händen ist, fahren durch das nächtliche Delhi zurück in unser Hotel.

Dort um Mitternacht angekommen, versuchen wir unsere vielen, vielen Eindrücke der ersten Tage in Worte zu fassen. Damit geht um zwei Uhr morgens ein ereignisreicher Tag zu Ende.

Mit den letzten Worten des Arztes in Gedanken legen wir uns zu Bett: "Die nächsten zweiundsiebzig Stunden sind für das Überleben von Manuj kritisch."

kurze Info

11/29/2011

Guten Abend an alle unsere treuen Leser des Tagebuches ;-)

Die letzten zwei Tage habe ich noch keinen neuen Bericht erhalten aber kurze telefonische Info. Es geht allen fünf gut und sie sind seehr fleissig und gönnen sich keine Ruhepause.
Die zwei wichtigsten Highlights an diese Stelle:
1) Manuj ist auf dem Wege der Besserung!
2) Heute Nacht, also jetzt aktuell, verteilen sie 600 Decken in den Straßen an diejenigen die unter Brücken usw. ohne Schutz schlafen (oder dies zumindest versuchen...)

Ich drücke die Daumen das alles gut klappt!

Frank

26. November

12/01/2011

Die Gruppe berichtet vom 4. Tag

27. November - Bestellung von 600 Decken

12/01/2011

Und hier gleich noch ein weiterer Beitrag, diesmal vom 27. November:

So, 27.11.2011
Gleich am frühen Sonntag-Morgen treffen wir uns beim Frühstück um an den Berichten für das Internet-Tagebuch weiter zu schreiben und dazu passende Bilder auszusuchen. Eine Stunde später treffen Venu und Gita in unserem Hotel ein. In einer schuddeligen, schlecht beleuchteten Hinterkammer "dealen" wir um Wolldecken für die am Dienstag geplante Decken-Verteil-Nacht-Aktion.
Foto 52: Gruppenfoto

Aus 3 Muster-Decken wählen wir eine mit besonders guter Qualität und gutem Preis, welche außerdem sehr warm hält. Den Preis handeln wir noch etwas nach unten auf 252 RS und bestellen 600 Decken. Das sind umgerechnet 2224 €. Für die Verteilung benötigen wir zusätzlich einen kleinen Lastwagen, um all die Decken transportieren zu können. Gita und Venu werden sich darum kümmern. Die Gespräche über die laufenden Projekte dauern bis zum frühen Nachmittag.
Danach fahren wir mit der überfüllten Metro, in welcher es separate Männer

28.11. - Krankenvisite bei Manuj und Straßenarbeit

12/02/2011

Guten Abend,
heute lade ich euch den Bericht vom 6. Tag hoch. Im Moment sin die Temperaturen in Delhi und im Norden Delhis noch angenehm, aber bald wird es nun kalt. Unsere fünf sind weiter jeden Tag unterwegs und helfen unermüdlich. Auch die selbst gestrickten Mützen sind immer im Gepäck und werden überall an Bedürftige ausgeteilt. Die ausführlichen Berichte findet ihr immer hier im Tagebuch und viele Fotos sind in der Galerie. All das kann aber nur einen Bruchteil dessen transportieren was die fünf vor Ort mit allen Sinnen erleben. Ich bin nach jedem Gespräch mit Alexandra tief betroffen. Immer wenn man denkt es gibt keine Steigerung mehr kommt wieder eine neue Erfahrung...
Die nächsten drei Tage bin ich im Ausland und möglicherweise kann ich keine Berichte hochladen, nur damit ihr euch nicht wundert.

Schöne Grüße
Frank

Mo, 28.11.2011

Christian und Peter schrecken aus dem Schlaf. Vor dem Hotel jault und bellt eine Meute Hunde gefühlte zehn Minuten lang.
Bild Nr. 56, Hundemama mit Nachwuchs

Bevor Peter und Christian wieder einschlafen können klopft es plötzlich an der Tür. Beide setzen sich auf und schauen sich sich fragend an. Bevor sie sich entschieden haben, was sie machen sollen, öffnet sich plötzlich die Tür und eine ältere Dame kommt auf sie zu, langsam, näher und näher. Als sie endlich erkennt, dass sie sich im Zimmer geirrt hat, dreht sie verschreckt um und verlässt das Zimmer.

Da sie aufgrund dieser Vorfälle nicht mehr richtig schlafen können, wartet Peter bereits für einige Zeit in der Lobby auf Anna und Caye. Sie haben sich zum Frühstück verabredet. Eine Straße weiter ums Eck besuchen sie ein Food Court Restaurant mit indischen, chinesischen und italienischen Speisen von verschiedenen Schaltern während sich Christian und Alexandra noch etwas in ihren Zimmern ausruhen.

Die Zeit drängt, da schon um 11 Uhr ein Taxi vor dem Hotel bereit steht, in das wir einen Sack voll Mützen unserer Strickfreundinnen verladen. Gemeinsam mit Sunny werden wir heute Straßenarbeit machen. Hierfür fahren wir gemeinsam zum Kleidermarkt in der Nähe des von den indischen Mogulen erbauten Roten Forts. Dort haben wir zunächst Probleme, unser Siebensitzer-Taxi auf der Straße zu parken. Ein junger Parkplatzwächter winkt uns zu sich und weist dem Fahrer einen Parkplatz zu. Die Autos werden in drei Reihen geparkt, Stoßstange and Stoßstange, Spiegel an Spiegel. Der junge Wächter trägt einen großen Drahtring bei sich, an welchem alle Schlüssel der geparkten Autos hängen.

Nach dem Aussteigen begeben wir uns sogleich zum nächstgelegenen Straßenhändler, um Kinderjacken zu kaufen. Der Stand besteht aus einem hölzernen Pritschenwagen mit Deichsel und großen Rädern an einer Achse in der Mitte. Auf dem Holzwagen liegen viele Jacken verschiedener Größen, Farben und Materialien auf einem Haufen. Die Wagen werden normalerweise von den Händlern selbst gezogen und nicht von Tieren.
Zunächst erkundigen wir uns nach dem Preis für eine Jacke. Da der Händler auf unser etwas niedrigeres Gebot nicht eingehen möchte, verlassen wir den Stand. Nachdem wir einige Meter gegangen sind, ruft uns der Händler lautstark zurück. Der Preis ist akzeptiert. Christian wird neben dem Stand abgestellt, um ausgesuchte Jacken zu halten.

Bild 57, Christian mit Jacken auf dem Arm

Sunny, Caye, Anna und Peter wühlen sich durch die Jacken, um die wärmsten davon auszuwählen, während Alexandra aus allen möglichen Winkeln das Geschehen mit dem Fotoapparat festhält.

Bilder 58 & 59, Marktstand mit Kinderjacken

Nun breitet der Händler hinter seinem Stand eine Plastikplane auf einem Sandhaufen aus. Wir werfen alle Jacken darauf, damit wir und der Händler sie zählen können. Insgesamt haben wir 45 Kinderjacken ausgesucht, pro Jacke bezahlen wir 200 Rupien, das sind ca. drei Euro.

Bild 60, Jacken bei der Zählung

Unser Taxi steht mittlerweile in der zweiten Reihe der parkenden Autos und ist rundherum von anderen Autos zugeparkt. Nach längerer Suche finden wir den jungen Parkplatzwächter, der die Autos vor unserem Taxi wieder ausparkt. Eine Mutter kommt mit ihrem Baby und bittet um Babymilch. Als Alexandra mit ihr "spricht" fängt sie an zu weinen. Da kein Stand dieser Art in Sicht ist geben wir ihr ein paar Rupien, ein paar Cent.

Bild 61, Mutter mit Baby

Als die Jacken verstaut sind, brechen wir zu den Plätzen auf, an denen wir sie an Straßenkinder und Obdachlose verteilen möchten. Unterwegs kaufen wir noch Kekse für die Kinder, wobei wir den überraschten Händler eines Garagenladens am Straßenrand bitten, uns alle süßen Kekse aus seinem Laden zu verkaufen.

Bild 62, Verkaufsstand

Anstelle der Beine von Caye türmen sich nun drei Kartons auf dem Boden vor dem Rücksitz. Zum Glück kann Caye sehr gut im Schneidersitz sitzen.

Bild 63, unterwegs im Taxi

Nach einer halbstündigen Fahrt erreichen wir den ersten Verteilungsort. Am Straßenrand, einige hundert Meter davor, hält unser Taxifahrer an, steigt aus und ruft und gestikuliert die Kinder zum Verteilungsort, wo wir danach ebenfalls hinfahren. Sunny und der Fahrer weisen nun die Kinder an, sich in einer langen Reihe am Boden auf dem Gehsteig hinzusetzen. An dem dahinter befindlichen Zaun befestigen wir den Friendcircle-Worldhelp

29.11. - Bei Nacht und Nebel

12/03/2011

Heute schlafen wir sehr lange aus, da uns eine lange Nacht bevorsteht. Früh abends um 18 Uhr wollen wir uns mit S. (Name von der Redaktion aus Vertraulichkeitsgründen gekürzt), dem vierten FriendCircle-Stipendium-Anwärter, treffen. Und heute Nacht werden die bestellten 600 Decken abgeholt und ausgeteilt. Lastwägen dürfen nach den Bestimmungen der Stadt Delhi zwischen 17 und 21 Uhr nicht fahren. Beim Mittagessen erhält Alexandra noch einen Anruf von der Polizeistation in Pahar Ganj. Der Inspektor möchte mehr Details über die Sache mit Manuj erfahren. Alexandra soll am frühen Nachmittag in die Polizeistation kommen.

Wir mieten also über die Rezeption des Hotels ein Taxi für den Nachmittag bis in den frühen Morgen um ca. 3 Uhr. Alle gemeinsam begleiten wir Alexandra zur Polizeistation. Während der Autofahrt ruft Venu an. Der Termin mit S. verschiebt sich um 3 Stunden. Nun haben wir eine Lücke von 4 Stunden, in der wir das Taxi nicht benötigen. Da das Gespräch mit dem Inspektor länger dauert, fahren wir anderen vier wieder in das Hotel zurück, um sich vor der anstrengenden Nacht noch etwas ausruhen zu können.
Nun möchten wir das Taxi abbestellen, um die verbleibenden Stunden sparen zu können. Unser Hotelbesitzer, über den das Taxi geordert wurde, stellt sich quer und möchte den kompletten Preis für die gesamte Nacht, 1500 Rupies (= 22,06 €) für knapp 2 Stunden Autofahrt haben. Diesen Betrag lehnen wir jedoch ab und möchten einen günstigeren Preis verhandeln. Der Hotelbesitzer beharrt jedoch auf seiner Forderung. Erst nach langem hin und her, sehr energischen und teilweise heftigen Wortgefechten, können wir den Hotelbesitzer letztendlich doch auf 900 Rupien (= 13,24 €) herunterhandeln.

Überraschend findet Alexandra nach ihrer Rückkehr von der Polizeistation Gita (die Tochter von Venu) und S. im Hotel vor. Wegen der lauten Straßengeräusche auf dem Weg zum Polizeipräsidium war die Terminabsprache am Telefon kaum möglich. Alexandra führt nun auch mit S., ebenfalls ein Junge von leprakranken Eltern, ein Interview, wie mit den drei anderen Stipendium

30.11. - Ein ruhiger Tag

12/04/2011

Aufgrund der vorangegangenen nächtlichen Aktion haben wir an diesem Tag nur wenig Programm. Es ist geplant, dass wir heute die Wohnung der drei Stipendiumanwärter besuchen, die wir wenige Tage zuvor getroffen haben. Als wir am späten Nachmittag aufbrechen, um mit dem Tuck-Tuck zu deren Wohnung zu fahren, lehnt ein Fahrer nach dem anderen ab. Wir telefonieren mehrfach mit Venu und übergeben den Tuck-Tuck-Fahrern das Handy, da Venu den Preis mit ihnen verhandeln möchte. Wir denken zuerst, dass die Fahrer einen höheren Preis verlangen möchten. Als wir fünf bereit sind, mehr zu bezahlen und sie dennoch ablehnen, stellt sich für uns heraus, dass dies aufgrund der weiten Strecke im Hautberufsverkehr der Fall ist. Ungewollt haben wir den Abend frei und widmen uns daher dem Verfassen der Berichte. Kurzes Interview mit unserem indischen Freund Sunny: Alexandra: "Sunny, was denkst du über die Arbeit des Friendcircle Worldhelp?" Sunny: "Es ist eine gute Organisation für Kinder und Menschen in Not und ich wünsche mir, dass ihr diese Arbeit auch in der Zukunft fortführt. Diese Aktionen werden von den bedürftigen Menschen hier sehr hoch geschätzt."

01.12. - Auf der Suche nach Manuj

12/04/2011

Heute wollen wir, gemeinsam mit Sunny, Manuj in seinem neuen Hospital besuchen. Daher sind wir am frühen Vormittag mit Sunny am Connaught Place verabredet.

Vor unserem Hotel mieten wir ein Tuck-Tuck, in das wir uns zu fünft quetschen. Peter sitzt direkt neben dem Fahrer auf einer kleinen Ablage. Christian, Anna, Alexandra nehmen auf dem Rücksitz Platz, Caye sitzt auf der Eisenstange neben Alexandra mit wehendem Schleier aus dem Motorriksha heraus. Hinter dem Fahrer drückt Alexandra auf den Reset-Knopf des Taxameters, um dieses vor der Fahrt auf "0" zu stellen. Denn dieses Mal wollen wir sehen, ob der Fahrer einen angemessenen Preis verlangt. Alexandra und Christian unterhalten sich darüber, was wir denn tun werden, wenn der Fahrer einen, wie so oft, sehr überhöhten Preis verlangt. "Dann zahlen wir ihm eben einfach mehr und zeigen ihm den Taxameter", antwortet
Alexandra. "Das ist ok", meint auch Christian. Am Ziel angekommen, sind wir bereits auf die Reaktion gespannt, doch der Fahrer hat unsere List durchschaut. "Was möchtet ihr denn bezahlen?", entgegnet er uns und erhält ein angemessenes Trinkgeld zusätzlich zum Fahrpreis aufgrund seiner Ehrlichkeit.

Kurz danach treffen wir uns mit Sunny am vereinbarten Ort. Sunny hat von Dr. Gopal vom Privatkrankenhaus erfahren, dass die Polizei Manuj am Dienstag in das R.M.L. Government Hospital gebracht hat

02.12. - In einem Dorf in Uttar Pradesh

12/04/2011

Heute werden wir eine Schule auf dem Land besuchen. Mit dem Taxi fahren wir zur Metro Station Dilshad Gardens, wo Gita bereits auf uns wartet. Bevor wir weiterfahren, laufen arme Kinder an unser Auto. Alexandra steigt aus dem Auto und kauft zwei Kilo Äpfel.

Gita handelt dafür den besten Preis aus. Sie bereitet uns darauf vor, dass die Fahrt ca. anderthalb Stunden dauern wird und mit teilweise sehr schlechten Straßenverhältnissen zu rechnen ist. Das Schulgelände liegt mehrere Hundert Meter abseits der Hauptstraße und ist umgeben von landwirtschaftlichen Feldern. Die Schule besteht aus zwei langgezogenen, schmalen, einstöckigen Gebäuden. Vor dem Tor der Schule stehen mit Kreide aufgemalt Willkommensworte im Sand: "Welcome Guests".

Der Direktor der Schule begrüßt uns freundlich und führt uns zu einem Kreis vorbereiteter Stühle in der Mitte des länglichen Schulplatzes. In der Runde sitzt bereits der Bürgermeister des Ortes und einige andere, vermutlich verantwortliche Männer des Dorfes, um uns ebenfalls zu begrüßen. Wir setzen uns und beobachten, wie der einzige Tisch der Schule, nämlich der Schreibtisch des Schulleiters, in die Mitte der Stuhlrunde getragen wird. Eifrig bemühen sich mehrere, den Tisch in der richtigen Richtung zu platzieren. Auf einer kleinen Platte wird uns indisches Zuckerrohr (=Goor) serviert. Für uns schmeckt dieser wie eine Art Zucker mit einer Note Zitrus.

Während aus dem ersten Raum der Schule ein Kind unentwegt laut das Alphabet rezitiert und die anderen im Sprechchor antworten, kommen aus anderen Klassen kleinere und größere Kinder herbei und scharen sich neugierig um die Besucher. Als wir fragen, erklärt uns der Schulleiter mithilfe der Übersetzung von Gita, dass es hier acht Schulklassen mit insgesamt zweihundertundfünfzig Kindern unerschiedlichen Alters von fünf bis vierzehn Jahren gibt.

Alexandra setzt sich in eine Schulklasse mit vier- bis fünfjährigen Kindern, die gerade in Vorschulmathematik unterrichtet werden. Nach einem kurzen Kennenlernen singt Alexandra ihnen ein Kinderlied aus Deutschland. Schüchtern und zaghaft beginnen die Kleinen, mitzusingen. Als das Lied zu Ende ist, ruft die Lehrerin ein Kind nach dem anderen auf und weist es an, verschiedene Sprechgesänge zu rezitieren. Aufgeregt zeigen die Kleinen eine Probe des Gelernten und erfreuen damit die Besucher.

Wir möchten vom Schulleiter gerne wissen, was am Dringendsten benötigt wird. Er erklärt uns, dass immer Schreibhefte und Schreibmaterialien gebraucht werden. Die Freude ist groß, als wir uns entscheiden, dass wir pro Kind zwei Schulhefte kaufen wollen. Die kleineren Kinder bekommen dazu zwei Bleistifte und einen Radiergummi und die größeren einen Kugelschreiber.

Gemeinsam mit dem Schulleiter fahren wir nun mit unserem Siebensitzer in den nächstgrößeren Ort, um die Schulsachen zu besorgen. Dort befindet sich der einzige Markt in der Nähe der Schule. Während der Fahrt beobachten wir, wie innerhalb des Ortes Abwasserbäche links und rechts von der Straße in schmalen Kanälen fließen. Beim Schreibwarenladen angekommen, steigen wir aus dem Taxi. Es dauert nur wenige Minuten, bis die enge Straße mit neugierigen Dorfbewohnern verstopft ist. Wie immer handelt Gita für uns den besten Preis aus. Die Besitzer des kleinen Ladens bemühen sich, alle Wünsche zu erfüllen und wir haben den Eindruck, dass unser Einkauf für sie ein großer Beitrag zum Erwerb ihres Lebensunterhaltes ist.

Während der Händler alles zum Abtransport vorbereitet, kommen immer wieder Gütertransporte durch die kleine Dorfstraße am Laden vorbei. Einmal passiert uns ein Traktor, auf dessen Anhänger lange Stangen Zuckerrohr geladen sind. Die Ladung nimmt die ganze Breite der Dorfstraße ein, sodass jeder darauf achten muss, nicht von der Ladung mitgenommen zu werden. Manche müssen sich bücken, andere wieder hinter geparkten Motorrädern oder Autos verstecken, während Alexandra sich soweit über den Tresen beugen muss, damit die längste Zuckerrohrstange noch knapp über ihrem Rucksack vorbeischrappt.

Während der Rückfahrt zur Schule kommen wir an einer anderen Schule vorbei, wo der Direktor ohne Worte die drei Kinder seines Bruders auch noch zu sich auf den Beifahrersitz nimmt. Mit dem Fahrer, uns fünf, Gita, dem Schulleiter und seinen drei Neffen und Nichten sind wir damit sage und schreibe elf im Siebensitzer. In Indien kein Problem.

Zurück in der Schule übernimmt jeder von uns eine kleine Aufgabe beim Austeilen der Schulmaterialien. Anna verteilt die Hefte, Caye die Radiergummies und Peter und Christian die Bleistifte an die kleineren und Kugelschreiber an die größeren Kinder. Alexandra hält das Geschehen wieder mit dem Fotoapparat fest. Zu unserer Überraschung stellen sich zwei Reporter einer lokalen Zeitung vor und fragen, ob sie ein Pressefoto von uns inmitten einer Gruppe Schulkinder machen dürfen. Gerne sind wir dazu bereit.

Zum Abschied überreicht uns der Schulleiter als Zeichen der Hochachtung zwei kleine Statuen von Krishna, einem Avatar des Gottes Vishnu, und Saraswati, der Göttin der Gelehrsamkeit.

Schon vor einigen Tagen hatten wir geplant, das Lepra-Hospital TLM zu besuchen. Im Juli hatte der Friendcircle Worldhelp dem Krankenhaus das Geld für eine Industriewaschmaschine gegeben und nun wollen wir die Waschmaschine begutachten.

Wir können Dr. Abraham spontan am Telefon nicht erreichen, als wir jedoch die Treppe des Hospitals hinaufgehen, erblickt er uns durch die Glasscheibe eines Raumes. Freudestrahlend läuft er auf uns zu und bittet uns in sein Büro. Nach einer kleinen Vorstellungsrunde erklärt uns der Arzt, dass er über viele Wochen hinweg mit verschiedenen Firmen korrespondiert hätte, um den besten Preis für die Industriewaschmaschine auszuhandeln. Da Dr. Abraham jedoch 12 Stunden täglich arbeitet und das 6 Tage die Woche und überdies sogar noch 2 Stunden einfache Fahrzeit nach Hause zurücklegen muss, konnte ihm dies nur nach längerer Zeit gelingen. Wir antworten ihm, dass wir über diese Vorgehensweise sehr erfreut sind.

Der Doktor führt uns nun durch verschiedene Stationen und erklärt uns an jedem Bett das Krankheitsbild des jeweiligen Patienten. Die meisten Fälle sind Leprakranke mit infektiösen Wunden. Die Patienten kommen aus allen Teilen Indiens, einer sogar aus Tibet, um sich hier behandeln zu lassen. Sie nehmen die weite Entfernung auf sich, um der Stigmatisierung durch Verwandte und Freunden zu entkommen. Dadurch ist eine gewisse Diskretion gewahrt. Oftmals können die Patienten, sofern die Sichtbarkeit der Krankheit noch nicht zu weit fortgeschritten ist, wieder in ihre Heimat zurückkehren.
Die unterschiedlichsten Schicksale der Menschen rühren unser Mitgefühl. Eine junge Mutter von zwei Kindern sitzt einsam, aber mit hoffnungsvollen Augen, auf ihrem Bett. Der Arzt begrüßt sie sehr freundlich.

Viele Gedanken gehen uns durch den Kopf und wir erinnern uns an einen Vers, den Straßenkinder hier in Indien verfasst haben und der von ihren innersten Gefühlen erzählt.
Sicher trifft er auch die Gefühle dieser Mutter.

"You can't hug yourself,
you can't cry on your own shoulder.
Life is all about living,
for one another, so live
with those who love you."

"Du kannst dich nicht selbst umarmen,
du kannst nicht an deiner eigenen Schulter weinen.
Leben bedeutet füreinander zu leben.
Deshalb lebe mit jenen, die dich lieben."

Schließlich führt uns Dr. Abraham stolz auf das Dach des Hauses. Unter einer kleinen Wellblechabdeckung sind eine große silberne Waschmaschine und eine daneben befindliche Schleuder montiert.
Aus hygienisch-medizinischen Gründen ist die Waschmaschine, welche wir im Juli gespendet hatten, eine große Bereicherung für das Hospital, denn bisher wurde das Waschen der Bettlaken außerhalb in Auftrag gegeben. Durch den Transport mittels Rikshas durch die staubigen Straßen war eine Kontaminationsgefahr der Wäsche vorprogrammiert.
Zum Transport der Waschmaschine musste ein eigenes Team beauftragt werden, um diese mithilfe eines Flaschenzuges nach oben zu hieven.

Hinter der Waschmaschine ist ein Schild angebracht, welches besagt, dass der FriendCircle WorldHelp diese gespendet hat (damals hieß unsere private Initiative noch Freundeskreis Indienhilfe). Erfreut über dieses Ereignis stellen wir uns zu einem Gruppenfoto zusammen.

Nach der Besichtigung der Waschmaschine tun wir kund, dass wir das Hospital am Mittwoch nochmals besuchen werden, um über die Finanzierung eines Wäschetrockners zu sprechen, welche wir schon im Juli in Aussicht gestellt hatten. Der Wäschetrockner ist in der Monsunzeit ein wichtiger Bestandteil der Hygienemaßnahmen, da die Wäsche in der Regenzeit, mit Luftfeuchtigkeit von bis zu 100% kaum trocknet und sich sehr schnell Schimmelflecken bilden.

Vom Dach aus sehen wir die nahegelegene Leprakolonie, in der sich das Zimmer unserer drei Stipendiaten befindet. Nach kurzer Fahrt erreichen wir deren Unterkunft und werden von den drei Jungs in ihr relativ kleines, sehr ordentlich aufgeräumtes Zimmer gebeten. Drei Betten nehmen beinahe die gesamte Grundfläche des Wohnraumes ein. Das gesamte Hab und Gut ist in drei übereinander angeordneten, gemauerten Wandablagen eingeräumt. In einem Riss zwischen Wand und Decke huscht eine kleine, süße Maus vorbei. Ein Gekko über der Lampe lugt vorsichtig zu uns hinab. In Indien sagt man, dass in einem Haus, in welchem sich Gekkos befinden, eine reine Atmosphäre herrscht.

Wir fünf, Gita, A., P., S. und unser vierter Anwärter S. (die Namen der Stipendiaten werden aus Vertraulichkeitsgründen von der Redaktion nicht preisgegeben), welcher ebenfalls zu unserem Treffen eingeladen ist, nehmen auf den Betten platz. Alexandra fragt spaßig, ob wir zusammen einen Chai trinken wollen. Begeistert laufen P. und S. gleich in die Küche und werfen die Gaskartusche an. Interessiert, wie traditionell indischer Masala-Chai gekocht wird, macht Alexandra Fotos. Es gestaltet sich ein netter Abend bei Chai und Keksen, viel Gelächter und lustigen Sprüchen.

Als uns die Jungs danach durch die engen Gassen zurück zu unserem Auto begleiten, treffen wir lachende Kinder, die mit uns spielen und fotografiert werden wollen. Der Abschied ist sehr herzlich.

Durch den nächtlichen, dichten Verkehr erreichten wir nach zwei Stunden wieder unser Hotel.

03.12. - Das Treiben am Markt

12/05/2011

Die Anstrengung und Intensität der bisherigen Aktionen, der Wind während der Tuck-Tuck-Fahrten, die Ventilatoren und Klimaanlagen in den Hotelräumlichkeiten und das Arbeiten bis in die späte Nacht verlangen mittlerweile ihren Tribut. Bei dem einen oder der anderen von uns zeigen sich Symptome von Erkältungen. Unser Programm am heutigen Samstag ist entsprechend reduziert und beschränkt sich auf einige notwendige Besorgungen.

Nachdem wir den Kahn-Market besucht haben, fahren wir mit einem Tuck-Tuck zu unserem bisher südlichsten Punkt in Delhi, dem Sarojini Market. Menschenmassen wälzen sich entlang der Stände von Geschäft zu Geschäft, rund um den Markt. Aufgrund des starken Gedränges teilen wir uns in drei Gruppen auf, somit kann jeder seine Besorgungen erledigen, ohne, dass man sich in der großen Gruppe gegenseitig verliert. Nach zwei Stunden wollen wir uns wieder an einer vereinbarten Stelle treffen.

Auf der Suche nach Obstständen entdecken wir in einer Lücke in der Menschenmenge eine auf dem Boden kauernde alte Frau, die mit aufgehaltenen Händen um Almosen bittet. Peter reicht ihr Geld, bevor wir von der Menge wieder weitergetrieben werden. Dankend blickt sie uns nach.

An einer Stirnseite des Marktes finden wir schließlich die gesuchten Obst- und Gemüsestände und halten Ausschau nach einem Stand mit Kokosnüssen im Angebot. Währenddessen begegnen wir einem verkrüppelten Mann. Er hat keine Beine und bewegt sich auf einem Rollbrett über den Boden. Einer der Arme ist an dieses Rollbrett gebunden, während er das Brett mit der anderen Hand an den Menschen vorbei schiebt. Die Menschen gehen an diesem Mann vorüber ohne ihn zu beachten. Wir sind schockiert von diesem schrecklichen Schicksal und können es kaum fassen, dass diese Erscheinung keinerlei Regung bei den umstehenden Menschen zeigt. Wir geben auch diesem Mann Geld.

An einer anderen Stelle des Marktes am Rand des Weges sitzt ein kleiner, leprakranker Junge, dessen Finger bereits von der Krankheit gezeichnet sind. Er hat eine Schale vor sich auf dem Boden stehen, traut sich jedoch nicht, um Geld zu betteln. Alexandra, die diese Szene berührt beobachtet, legt ihm Geldscheine in die Schale und lächelt ihn freundlich an.

Als wir schließlich unsere Einkäufe erledigt haben, fahren wir zurück in unser Hotel, bestellen ein kleines Abendessen und beschließen den Tag mit dem Verfassen der Berichte.

04.12. - Tausend und eine Nacht

12/07/2011

Wie wir euch an den Tagen zuvor berichtet haben, möchten wir heute an die Lepra-Erkrankten, welche jede Nacht auf dem Gelände einer Privatschule verbringen dürfen, Decken verteilen. Diesmal sollen diese doppelt so groß sein, als jene, die wir während der Nachtaktion ausgeteilt haben. Sunny hat uns von einem Laden berichtet, wo wir solche Decken sehr günstig kaufen können. Also fahren Christian, Alexandra und Caye zum Connaught Place, um sich dort mit Sunny zu treffen. Anna und Peter bleiben im Hotel um sich auszuruhen, da es ihnen heute nicht so gut geht.

Gemeinsam mit Sunny fahren wir ca. eine halbe Stunde in einen uns noch unbekannten Stadtteil. Christian bemerkt, dass dieser Stadtteil einen arabischen "Hauch" hat. Anstatt rechteckigen Formen der Dächer, Fenster und Türen sehen wir mehrteilige Bögen, die nach oben hin spitz zulaufen. Am Rande der Straße fällt uns das geschäftige Treiben hier noch intensiver auf. Händler bieten tausende von gebrauchten Büchern über alle mögliche Themen, von Computer, Mathematik, Chemie bis zu Comics aus Ost und West, an. Jeder freie Bereich auf hunderten von Metern unebenen Bodens wird dazu genützt, die Bücher in meterhohen Stapeln fein säuberlich aufgeschichtet, feilzubieten.

Etwas später passieren wir andere, orientalisch gekleidete, Händler, welche alle nur erdenklichen Teile von Autos anbieten. Hier sind es Reifen mit oder ohne Metallfelgen, die verteilt auf dem Boden und an den Geschäftfronten befestigt sind. Nebenan sehen wir einen Moslem, auf dem Boden hockend, kräftig mit Hammer und Meißel Auspuffrohre von Krümmern schlagen, von denen weitere, fein sortiert, nebeneinander auf dem Boden bereit liegen. Zwischen zwei v-förmig aus der Erde wachsenden Baumstämmen in der Mitte der Fahrbahn einige Meter weiter, sitzt ein Mann mit arabischem Turban und begutachtet Scheibenwischer, welche dann auf einen von zwei Stapeln sortiert werden.

Schließlich halten wir an einer Stelle an, die wie aus Tausend-und-einer-Nacht entnommen erscheint. Hunderte von Stromleitungen sind in losen Bündeln an Masten befestigt, welche in den unterschiedlichsten Winkeln aus dem Boden ragen. An Kabeln, deren Bündel nahe von Fenstern im ersten Stock hängen, ist Wäsche zum Trocknen ausgehängt. Lose Kabelenden hängen auf die Straße herunter. Ein heilloses Durcheinander. Eichhörnchen klettern in Ermangelung von Bäumen und Ästen auf den Kabeln herum. Eine Moschee befindet sich im diesigen Hintergrund. Alles wirkt, als ob es mit hunderte von Jahren unberührtem Staub bedeckt ist. Alles wirkt unwirklich. Alles wirkt wie gemalt.

Sunny führt uns durch enge, verwinkelte Gassen. Diese sind so schmal, dass gerade mal ein Roller darin Platz hat. Und wirklich bahnt sich der eine oder andere motorisierte Fahrer hupend seinen Weg durch die Gassen. Sunny hält mitten in einer Gasse an. Da Sonntag ist, sind die meisten Rollläden geschlossen, so auch das Geschäft, vor dem wir warten. Der Händler gesellt sich kurz danach zu uns. Es stellt sich heraus, dass er ein Freund von Sunny ist. Mithilfe eines zweiten Mannes, der den Schlüssel holt, wird ein Rollladen vor uns geöffnet. Dahinter erscheint eine sehr kleine Garage, die mit Schreibmaterialien gefüllt ist. Auch fünf Pakete mit Decken liegen für uns bereit. Nach einem kurzen Gespräch zwischen Sunny und dem Händler erfahren wir den Preis und sind erstaunt. Denn pro Decke verlangt der Händler nur 210 Rupien (=3,08€). Genial, denn das sind 42 Rupien weniger für größere Decken, im Vergleich zu den Decken des anderen Händlers. Zwei umherstehende Männer werden herbeigerufen, welchen mehrere Deckenballen kurzerhand auf den Turban gehoben werden, um diese zum Auto zu tragen.

Mit den Decken im Kofferraum machen wir uns auf den Weg. Unterwegs rufen wir unsere zwei Erkrankten an, um uns zu erkundigen, wie es ihnen geht und ob sie zur Verteilung mitkommen möchten. Beide fühlen sich noch etwas zu schwach. Kurzerhand entscheiden wir uns, einen Hanuman-Tempel (= Affengott) zu besuchen, da wir wissen, dass sich immer einige arme Leute vor Tempeln aufhalten. Zudem können wir ein wenig über die hinduistische Religion lernen und dem Heiligtum unseren Respekt zollen. Vor dem Tempel ziehen wir unsere Schuhe aus und treten ein. Gleich nach dem Eingang steht ein Brahmane, der ein Ritual mit uns durchführt. Zunächst wird jedem ein roter Punkt auf die Stirn gemalt, dann ein Armbändchen (eine rote Schnur) um das Handgelenk gebunden und schließlich etwas Wasser in die offenen gefalteten Hände gegeben. Wir beobachten das Verhalten von Sunny während des Rituals und folgen seinem Beispiel. Das Wasser in der Hand wird zunächst an die Stirn geführt und dann über den Kopf gestrichen. Dies symbolisiert den Schutz durch die Gottheit. Nach diesem Ritual wird uns eine kleine orangefarbene Süßigkeit in Form eines Bällchens gereicht. Nach dem Ritual geben wir dem Brahmanen gemäß dem Brauch eine Spende. Während wir an verschiedenen Darstellungen der hinduistischen Gottheiten vorbeigehen, erzählt uns Sunny dazu sehr ausführlich Geschichten und Mythen. Beim Verlassen des Tempels gehen wir durch einen Gang, dessen Eingang so niedrig ist, dass wir diesen nur in gebückter Haltung betreten können, was Demut und Achtung gegenüber den Göttern ausdrückt. An einer Stelle watet man durch seichtes Wasser zum Zeichen der Reinigung. Einigen Bettlern vor dem Tempel drückt Alexandra einige Geldscheine in die Hand.

Da es nun bereits vorgeschrittener Nachmittag ist, begeben wir uns zur der Privatschule der Lepraerkrankten. Bevor wir diese erreichen, treffen wir bereits einen der Leute auf der Straße. Dieser erklärt uns, dass die Gruppe heute, aufgrund eines Gottesdienstes in der Privatschule, erst um 21.00 Uhr auf das Gelände darf. Somit entscheiden wir uns dafür, die Leute auf der Straße aufzusuchen, um ihnen die Decken zu übergeben. Einer nach dem anderen kommt mit seinem über eine Handkurbel und Fahrradkette angetriebenen Rollstuhl an unser Auto. Jeder bekommt zwei Decken. Die Menschen sind tief berührt und danken uns vielmals. Sie deuten uns mehrfach an, dass Gott die Freunde dafür segnen wird.

Mittlerweile ist es schon dunkel geworden. Fröhlich und zufrieden fahren wir in unser Hotel zurück und berichten unseren zwei Daheimgebliebenen von dem Tag.

Am Abend gehen wir einige Straßen von unserem Hotel entfernt Wasser kaufen. An dem Eck eines Ladens fallen uns zwei kleine Jungen im Alter von 3-6 Jahren auf, die am Boden eng aneinander gekauert sitzen. Der Kleinere von den beiden hat seinen Kopf auf den Schoß des Größeren gelegt. Der Größere streichelt diesen und schaut uns bittend und sehr müde an. Wir kaufen beiden etwas zu essen und reichen ihnen die Tüte. Erstaunt und mit großen Augen öffnet der eine Junge das kleine Paket und beide beginnen zu essen.

05.12. - Eine kleine Uni

12/07/2011

Um 10 Uhr morgens verlassen wir das Hotel. Wir fahren mit dem Taxi in Richtung der Universität (National Institute for Information Technology, NIIT) unserer drei Stipendiaten. Auf den Weg holen wir Gita wieder an einer Metrostation ab.

In einiger Entfernung sehen wir zwei kleine Straßenkinder von ca. 3 bis 5 Jahren. Alexandra kauft den beiden einen Sack voll roter Äpfel bei einem fahrenden Apfelhändler. Der kleinere der beiden Jungen drückt den Sack fest an sich, setzt sich an den Straßenrand und beginnt einen Apfel zu essen.

Zusammen mit Gita machen wir uns weiter auf den Weg zur Universität. Aufgrund des dichten Verkehrs kommt man auf Delhis Straßen meist nur langsam vorwärts. Wann immer wir anhalten, kommen Bettler, Straßenkinder und behinderte Menschen an unser Auto. Manche wollen uns etwas verkaufen (z.B. Stifte, Luftballons, Platikspielzeuge, ...) andere bitten um Geld. Wir kaufen diesen Leuten etwas ab oder geben Ihnen Geld.

Nach eineinhalb Stunden kommen wir beim NIIT an. Die drei Jungs erwarten uns bereits und führen uns stolz in ihre Studienräume. Diese sind nicht zu vergleichen mit einer Universtität in Deutschland oder Österreich. Das gesamte Institut hat eher die Größe eines Klassenzimmers einer deutschen Schule. Eine Dozentin führt uns durch die Räumlichkeiten und beantwortet unsere Fragen.

In einem der Räume sticht uns ein Plakat ins Auge. "Life doesn't throw up a second chance" ist das Motto auf diesem Plakat. Das Leben bietet keine zweite Chance. Die Studenten lernen von anfang an hart zu arbeiten.

Nach einiger Zeit bittet uns ein weiterer Dozent in einen leeren Raum mit etwa acht einfachen Schulbänken und erzählt uns ausführlich über die Universität und Ausbildung der Jungs. Von einem der Studenten bekommt jeder ein Glas Wasser und Cola. Das tat uns sehr gut, da wir eigentlich schon wieder müde waren.

Christian, unser Computerspezialist, läßt sich vom Dozenten den Lehrplan des dreijährigen Studiums erklären. Das Studium umfasst vier Semester Theorie und Praxis im Institut, während die restlichen zwei Semester Praktikum in vom Institut vermittelten Firmen in Indien beinhalten.
In den ersten beiden Semestern werden den Studenten die Grundlagen über Computer und das Programmieren beigebracht. Man lernt die Teile von Computern kennen, das Verwalten eines Betriebssystems anhand von Windows und das Verwenden von MS Office für Textverwaltung, Kalkulationen und Präsentationen. Weiters wird strukturierte Programmierung mit dem Zeichnen von Diagrammen und das praktische Programmieren anhand der Programmiersprache C# und der Datenbank SQL Server gelehrt.

Unsere drei Jungen befinden sich gerade im zweiten Semester und werden sich noch im Dezember Abschlußprüfungen über das bisher Gelernte unterziehen.

Im dritten und vierten Semester beinhaltet der Lehrplan Themen wie Java, UML, .NET und Silverlight, alles neueste Technologien, die heutzutage in IT Firmen gefragt sind. Wohl nur Spezialisten werden mit diesen Begriffen etwas anfangen können und gefragte Spezialisten sollen sie ja werden.

Als sich Christian endlich von diesem Thema lösen kann und wir die Uni verlassen, treffen wir uns abends mit Sunny am Connaught Place zum Essen.

06.12. - Suppenküche auf der Straße (Neue Galerie-Bilder sind nun online)

12/07/2011

Mit Sunny fahren wir heute um die Mittagszeit vom Connaught Place zu Chetan. Zusammen mit Chetan hatten Alexandra, Michael und Erni beim Aufenthalt im letzten November die "Suppenküche" gegründet. Seitdem kümmert sich Chetan darum und kommt jeden Sonntag zu den Kindern. Der Friendcircle Worldhelp finanziert diese Arbeit. An drei verschiedenen Stellen im Süden Delhis werden Mahlzeiten an Kinder und bedürftige Menschen ausgeteilt.

Chetan wohnt in einem wohlhabenden Teil von Delhi. Mieten oder Quadratmeterkosten von Wohnungen sind dort noch höher, als wir in unseren Großstädten Europas gewohnt sind. Als wir bei Chetans Appartment ankommen, werden wir von seinem Koch gebeten, auf der Couch im Wohnzimmer bei Getränken Platz zu nehmen. Wir mögen noch etwas warten, da das Gemüse für die Suppenküche frisch zubereitet wird.

Einige Minuten später begrüßt uns Chetan persönlich, erfreut Alexandra wiederzusehen und auch die für ihn neuen Gesichter des Freundeskreises kennenzulernen. Etwa eineinhalb Stunden später können wir in zwei verschiedenen Autos zum ersten Verteilungspunkt in der Nähe einer Brücke starten.

Rund um diesen Platz „wohnen“ viele Straßenkinder. Nachdem wir am Straßenrand anhalten, ruft Chetan die Kinder herbei. Nach kurzer Zeit rennen die ersten über die sehr befahrene Straße auf uns zu. Nachdem ihnen Chetan einige Worte in Hindi zuruft, setzen sie sich sogleich in einer Reihe auf den Boden an der Wand entlang. Die Teller werden verteilt und jedes Kind erhält zwei Chapatis, einen Schöpfer voll Gemüse und einen Löffel Chutney (scharfe Paste). Herzhaft langen die Kinder zu und schauen uns mit großen Kulleraugen dankbar an. Nun verteilen Sunny, Anna und Caye an jeden noch eine warme Mütze von unseren lieben Strickfreundinnen. Dabei muss Christian die jeweils richtige Größe im Sack heraussuchen.

Nachdem alle Kinder zu essen und eine Mütze bekommen haben, treibt uns Chetan zur Eile an. Von der gegenüberliegenden Straßenseite hat er viele Erwachsene entdeckt, die zielstrebig auf uns zukommen. Wir müssen schnell losfahren, da sonst Chaos ausbrechen kann.

Später erzählt uns Chetan von einer Aktion und was sich zugetragen hatte:
Während einer Essens-Verteilaktion an einem späten Abend in einem bestimmten Viertel, nur zwei Straßen von seinem Haus entfernt ist, trug sich Folgendes zu: Nachdem er und seine Mitarbeiter den Eimer voll Essen aus dem Auto auf die Straße gestellt hatten, kamen mehrere Männer laut rufend herbei. Einige von ihnen packten den Eimer und die Chapatis und rannten damit weg. Die anderen Männer umzingelten das Auto und hämmerten an die Fensterscheiben. Da die Situation eskalierte, stiegen die Chetan und sein Koch sofort ins Auto, ließen alles zurück und versuchten so schnell wie möglich, dieser gefährlichen Situation zu entrinnen.

An der nächsten Station verteilen wir ebenfalls das Essen an die Kinder aus der Umgebung. Wie auch bei der anderen "Station" sind die Kinder hier sehr zurückhaltend und folgsam dank Chetans und Sunnys Kommunikation. Alle sind sehr dankbar für das Essen.

Nach der dritten und letzten Station haben wir alles verteilt, was wir dabei haben. Mittlerweile ist es bereits 17 Uhr. Mit Chetan, Sunny und den Fahrern beenden wir den Tag bei einem gemeinsamen Essen in einem südindischen Restaurant am Connaught Place.

07.12. - Nochmals im TLM und bei unseren Jungs

12/09/2011

Am Morgen treffen wir uns in unserem Hotel mit Venu und Gita. Wir laden unsere Freunde zum Frühstück ein und gehen dabei von Venu vorbereitete Verträge für unsere Stipendiaten durch. Durch diese Verträge verpflichten sich die Jungs dazu, nach einer bestimmten Zeit in Raten eine Summe in einen Fond zurückzuzahlen, um damit in Zukunft weitere Jugendliche unterstüzen zu können.

Nach dem Frühstück machen wir uns zunächst auf den Weg, um das Leprakrankenhaus TML ein weiteres Mal zu besuchen. Dort treffen wir auf Dr. Abraham, um den Restbetrag zu übergeben, welcher im September für die Installation der Waschmaschine angefallen ist. Ebenfalls erhält das Krankenhaus benutzte Brillen aus Deutschland, die in der Abteilung für Augenkrankheiten in diesem Krankenhaus verwendet werden können. Überraschend lädt man uns zum "Lunch" ein. Es werden köstliche Samosas, Chips und ein traditionelles indisches Dessert – Gulab Jamun – serviert. Mit dieser Geste drückt das Personal ebenfalls seine Dankbarkeit aus.

Weiter geht es nun, um uns ein weiteres Mal mit unseren vier Friendcircle-Stipendiaten zu treffen. Mit ihnen gehen wir die Verträge durch. Anschließend setzen wir uns gemütlich bei einer Tasse Chai mit den Jungs zusammen und reden über Gott und die Welt. Natürlich ist es auch für uns wichtig, ein gutes Verhältnis zu den Jungen aufzubauen.

Zum Abschluss des Tages statten wir der Universtität des vierten Jungen noch einen Besuch ab. Dieses Institut besteht im Wesentlichen aus einem großen Klassenzimmer, in dem sich etwa 30 Studenten bis abends um 21 Uhr Computerarbeitsplätze auf vielleicht gerade mal 20 Quadratmetern teilen. Und dennoch sitzen alle einhellig, problemlos und eifrig beim Studieren und an ihren praktischen Aufgaben am Computer und blicken nur kurz zu uns auf, um die unerwarteten Besucher anzusehen. Stolz zeigt uns unser vierter Student seinen Arbeitsplatz.

Nun machen wir uns wieder auf den Weg ins Hotel um uns vor unsere Laptops zu setzen und weiter an den Berichten zu arbeiten.

Caye, Peter und Christian gut zurückgekehrt

12/10/2011

Guten Abend,
ein Teil unserer Indienreisenden ist gestern wieder gut in München gelandet.
Alexandra ist nun noch einige Tage alleine unterwegs und kommt dann am Mittwoch zurück nach Deutschland. In der Zwischenzeit wird sie, wenn es eine Internetanbindung gibt, sicher ein paar Fotos senden die ich dann hochladen kann.

Schöne Grüße
Frank

Besuch in vier Schulen

12/12/2011

Alexandra hat heute in vier Schulen mit Kindern unterhalb der Armutsgrenze Schulmaterial und Kleidungsstücke ausgeteilt. Die Kinder haben sich unglaublich gefreut, so ihr kurzer Bericht am Telefon. Leider hat sie keinen Internetzugang, die Fotos folgen daher erst noch... Am Dienstag Abend fährt sie mit dem Zug zurück nach Delhi, dort ist Nachts noch eine Verteilaktion mit Sunny geplant. Wir drücken die Daumen, dass weiter alles so gut klappt. Am Mittwoch Morgen ist dann der Rückflug nach Deutschland und Abends landet sie in München. Damit ist dann der letzte Hilfsaufenthalt in diesem Jahr Geschichte. Schöne Grüße Frank

Auf den Dörfern

12/13/2011

Heute hat Alexandra wieder einige Zeilen und sechs Fotos gesendet.
Der Link zur Fotogalerie ist wie immer am Ende des Textes.

Liebe Grüße, Frank

Seit einigen Tagen befindet sich Alexandra in Richtung Norden auf den Dörfern in der Nähe von Ambala.
Entgegen den Temperaturen in Delhi ist es hier schon sehr viel kälter.
Tagsüber heizt die Sonne zwar noch auf, doch nachts sinken die Temperaturen bereits auf fünf Grad ab. Während Alexandra sich mit einem dünnen Schlafsack, warmer Unterwäsche
und sogar einer Wärmflasche behelfen kann, leben unzählige unter freiem Himmel ohne ein Dach über dem Kopf auf der blanken Erde oder dem Asphalt.
Morgens geht Alexandra die holprige, staubige Dorfstraße durch die feinen Nebelschwaden entlang, stampft mit den Schlappen auf, damit die Schlangen sie hören sollen, bevor sie kommt.
Wenn sie erzählt, dass sie Angst vor ihnen hat, dann beruhigen sie die Inder liebevoll: "No snakes!" "Keine Schlangen!"

Mag sein. Doch sicher ist sicher, denn schließlich werden sich auch hier und da die Geschichten zugetragen, dass wieder jemand in der Natur oder einem Garten von einem dieser Tiere gebissen wurde.
Wie so oft: zu spät, um ihn zu retten, denn um ein geeignetes Gegenserum zu bekommen müsste man die Schlangenart kennen, doch die meisten fliehen nach dem Biss sehr schnell.
"Dann ist es besser", sagte einmal jemand, "schnell von dieser Erde zu scheiden, denn der Sterbevorgang nach dem Biss einer Schlange ist schmerzhaft."

Eine Katze läuft neben ihr und große exotische Vögel krächzen ihr Lied aus der Ferne. Ein kleiner rot

Gut zurück in Bamberg

12/17/2011

So, mit etwas Verspätung, hier die Meldung, dass auch Alexandra wieder gut in Deutschland angekommen ist. Am Mittwoch ist sie abends spät in München gelandet. Nun waren erst mal zwei Tage schlafen und ausruhen angesagt ;-) Es folgen morgen noch Fotos im Album. Morgen am Sonntag fahren wir nach Lauter um uns das Weihnachtskonzert anzuhören, einen Teil der Erlöse bekommt ja wieder der Friendcircle Worldhelp, worüber wir uns seehr freuen!! Einen schönen Abend Frank

Abschlußbericht zum Aufenthalt und weitere Fotos

12/22/2011

Hier nun noch einige Zeilen als Abschluss der Reiseberichte, im Fotoalbum findet ihr noch viele neue Bilder, Link am Ende des Eintrags:

In den letzten vier Tagen, die Alexandra verlängert hatte, teilte sie die restlichen, wunderschönen Mützen unserer Strickfreundinnen an arme Kinder auf der Straße aus.
Indische Freunde halfen Alexandra dabei und organisierten außerdem einen besonders günstigen Einkauf von über 6250 Kleidungsstücken (Pullover, Unterwäsche, Schals, Schuhe, Handschuhe etc.), die dann in vier Schulen unterhalb der Armutsgrenze an ca. 2500 Kinder verteilt wurden.
An dieser Stelle möchten wir allen Freunden zu Hause danken. Ohne Eure wertvollen Spenden

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bei der Verteilung
passt...
Dieses Kind hat sich laut Auskunft seiner Mutter bei einem Sturz am Auge verletzt.
Caye schöpft Gemüse auf den Pappteller jedes Kindes und Erwachsenen.
Die Wohnung, die sich die drei jungen Studenten gemietet haben, befindet sich in einer Leprakolonie.
Anna teilt die Schulhefte aus während Peter und Christian den Kindern Bleistifte in die Hand drücken und Caye Radiergummis dazugibt.
Ein Junge und seine zwei kleinen Schwestern
Sunny und unsere Freunde im LKW müssen die herandrängende Menge in Schach halten.
Sunny und der Fahrer weisen nun die Kinder an, sich in einer langen Reihe am Boden auf dem Gehsteig hinzusetzen. An dem dahinter befindlichen Zaun befestigen wir den Friendcircle-Worldhelp- Banner und Peter und Christian verteilen direkt Mützen.
Während des gemeinsamen Mittagessens erreicht uns ein Anruf des leitenden Arztes der Klinik: Manujs Zustand hat sich verbessert, wir mögen uns noch heute von der Verbesserung des Zustands persönlich überzeugen. Wir sind euphorisch und fahren weiter.
Der Winter kommt und bei Null Grad kann jemand in einem solch erschöpften Zustand, unterernährt und kaum in der Lage, etwas Nahrung zu sich zu nehmen, nicht überleben. Sunny telefoniert mit einem Obdachlosenheim, ob es möglich ist, ihn dort aufzunehmen.
Sobald die Bestellung aufgegeben ist, konnten wir zum zweiten Ashram, der mitten in Ambala liegt, aufbrechen. Auch hier spenden wir wieder Lebensmittel. Die Güter werden wie gewohnt auf einen kleinen Wagen geladen und dann zur Kolonie gefahren.
.
ohne Worte :-)
Straßenkinder und Erwachsene posieren für ein Foto für die Homepage des Friendcircle Worldhelp.
Chetan dirigiert die Straßenkinder und Erwachsenen in eine Reihe.
Ein Eindruck vom Zimmer der drei Jungs, deren Studium an der N.I.I.T (National Institute for Information Technology) der Friendcircle mit einem Stipendium unterstützen möchte.
Nacheinander stellen sich die Kinder jeder Klasse in einer Reihe auf, um die Schulsachen zu erhalten.
Für alte Menschen und für Kinder ist das Leben auf der Straße besonders hart.
Ein kantiger Stein als Fußablage

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