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So 04.01.2018 - 13:02, geschrieben von Katrin & Alexandra, veröffentlicht von Frank
Bericht aus Nepal, Teil 2
Das Volk der Raute- die letzten Nomaden Nepals
Am ersten Weihnachtsfeiertag kommt Katrin in Kathmandu an, wo sie von unserem nepalesischen Freund Mingmar abgeholt wird. Den beiden steht eine anstrengende und spannende Reise zu jenem Naturvolk bevor, welches die beiden bereits im August besucht und deren Bedürfnisse evaluiert hatten.
Die Isomatten sollten in der Kleinstadt Birendranagar, dem Ziel der ersten Busetappe, erworben werden.
Am nächsten Tag waren noch letzte Besorgungen angesagt, und am Morgen darauf ging es los. Das Riesenpaket Decken gelangte auf dem Dach des Taxis zum Busbahnhof und in diesem Bus passte noch alles prima in den Kofferraum. Zwei große Säcke mit unserem Gepäck und Zelten und Schlafsäcken sowie Elektromaterial mitsamt Solarzellen gingen auch rein.
Mit das größte Problem für manche Westler bei Busfahrten in Nepal ist die Tatsache, dass Nepalesen offenbar denken, dass alle Leute laute Musik lieben. Wenn man Glück hat, ist es traditionelle Musik, wenn man weniger Glück hat eine Art nepalesische moderne Bollywoodmusik mit viel Bass und dazu passenden Musikvideos. Meist ließ das Buspersonal sich von Katrins wiederholtem Ersuchen nach Reduzierung der Lautstärke umstimmen. Besonders wichtig war dies ab 22 Uhr, da Schlafen im wackeligen Bus ohnehin schon eine gewisse Herausforderung darstellt.
Ein praktisches Argument für die laute Musik ist allerdings, dass der Busfahrer, der häufig, ohne abgewechselt zu werden zwanzig Stunden lang durchfährt, beim Fahren wachgehalten wird. Bei dieser Fahrt hatten wir jedoch Glück, und es gab zwei Fahrer, die sich abwechselten.
Am nächsten Nachmittag in Birendranagar angekommen suchen Katrin und Mingmar erst einmal eine Unterkunft, in welche das "Hab und Gut" mit dem der Autoriksha transportiert wurde. Der Plan war, dass der Nomadenhäuptling hier heute mit zwei Begleitern ankommen sollte, um mit uns Isomatten und Kinderkleidung auszuwählen. Es wurde Abend und niemand meldete sich, bis Mingmar eine Nachricht bekam, dass der Häuptling, Surya Narayan, nicht reisen konnte, da er kürzlich seine Hände in einem Feuer in seinem Zelt verbrannt hatte und daher kaum reisefähig war.
Am nächsten Tag standen wir um 7.30 am Busbahnhof. Wir waren die ersten, dennoch war der Kofferraum schon voll, da der Bus Berge von Gemüse transportierte. Somit musste unser ganzes Gepäck auf das Dach. Das etwa ein Quadratmeter große Deckenpaket aufs Dach des Busses zu hiefen, gestaltete sich als Herausforderung. Das erste Seil riss, doch schließlich klappte es, unter großer Beachtung sämtlicher Umstehenden. Die Busfahrt war ebenso spannend, da es am Tag nur drei Busse gibt und viele Leute mit dem Bus fahren wollen. Er war proppenvoll!
Nach sieben Stunden Fahrt über Serpentinen kamen wir am späten Nachmittag in einem kleinen Dorf in den Bergen an. Wie erwartet waren alle sehr neugierig, was wir wohl dort vorhätten. In diesen Teil Nepals kommen selten Ausländer, da es keinerlei touristische Ziele gibt. Die Menschen sind ärmer als in anderen Gegenden. Kaum einer hier sprach Englisch. Unseren Besuch bei den Nomaden diskret abzuwickeln, um diesen scheuen Menschen nicht zu viel unerwünschte Aufmerksamkeit zu bescheren, sollte sich als schwierig erweisen.
Der erste Plan war, dass uns die Nomaden nach unserer Ankunft mit dem Bus abholen und zu ihrem Lager bringen würden. Da es nun aber auf dem Weg schon dunkel werden würde, war es für diese zu spät für den zweistündigen Fuß- inklusive Rückmarsch. Wir entschlossen uns also, in ein „Pension“ zu gehen, das heißt in einem von einer Familie vermieteten Zimmerchen zu übernachten. Hier gab es kein fließendes Wasser, alle Wascharbeiten mussten mit Wasser – natürlich kalt - aus einem großen Bottich vorgenommen werden, der zwei Mal am Tag an einer Wasserstelle aufgefüllt wurde.
Am nächsten Morgen, als wir aufwachten, waren schon einige Nomaden angekommen, um uns zu begleiten. Sie zeigten sich sehr zurückhaltend. Wir luden sie zu einem kleinen Frühstück ein: Nudelsuppe und Tee. Der Menschenauflauf, der uns zuschaute, war noch größer als am Abend zuvor.
Danach wurden die mitgebrachten Notwendigkeiten wie Decken und alles andere "auf nomadische Art" transportgerecht verpackt. Alles wurde in die Tücher der Nomaden eingepackt, mit denen diese gewohnt sind, ihr Hab und Gut regelmäßig weite Strecken zu transportieren.
Bevor die Reise losging werden noch Socken und Schals eingekauft. Auf Trampelpfaden geht es über die bergige Landschaft, über Felder und schließlich an einem Flussbett entlang. Wie auch schon auf der Busfahrt fiel Katrin auf, dass in dieser Gegend sehr viel Wald abgeholzt war, viel mehr als sonst in Nepal.
Nach etwa zwei Stunden im Lager angekommen sahen wir schon einen Berg von Reissäcken, die der Reislieferant, mit dem Mingmar in Kontakt war, bereits am Vorabend angeliefert hatte. Die Kinder nutzten diesen, um darauf zu klettern und oben zu sitzen. Die mitgebrachten Geschenke, wie zum Beispiel der volle Sack mit selbstgestrickten Mützen, wurde von den Kindern neugierig angefasst und untersucht.
Zunächst stellten wir fest, dass wir nicht alleine gekommen waren. Aufgrund der Tatsache, dass Westler sich selten hierher „verirren" und sonst nicht viel los ist, fanden viele nepalesische Dorfbewohner die Situation interessant, so dass sie ebenfalls das Lager besuchen kamen und die Lage neugierig beobachteten.
Der Häuptling bekam gleich Salbe und Schmerztabletten, die seinen Zustand in den nächsten Tagen bessern sollten.
Als erstes wurden die Reissäcke verteilt. Pro Familie waren 50 kg angesetzt, um deren Vorrat mit dem Grundnahrungsmittel zumindest für ein paar Monate aufzustocken. Dankbar nahm jede Familie einen Sack entgegen. Da der Reislieferant Säcke verschiedener Größe geliefert hatte, blieb einiges übrig. Dieses wurde von den Frauen mithilfe eines großen löffelartigen Holzgeräts gerecht in kleine Portionen aufgeteilt, welche sie sorgsam in ihre Tücher wickelten und zu den Zelten brachten.
Die Verteilung der Mützen an die Kinder war wie immer eine besondere Freude, vor allem weil die Nomaden generell nur das notwendigste an Kleidung besitzen. Die kleinen Kinder waren sehr scheu. Der Umgang mit einer „hellhäutigen" Frau war ihnen offenbar nicht ganz geheuer. Die Frauen waren dafür eher neugierig, tauschten sich über Katrins Haare aus und verglichen diese mit ihren. Die Rautefrauen tragen traditionell breite selbstgemachte Ketten aus vielen kleinen bunten Perlen und sie fragten sich, warum Katrin diese nicht auch tragen würde.
Mingmar machte sich anschließend an die Installation der beiden mitgebrachten Solarzellen.
Wie immer wurde er bei diesen spannenden Arbeiten von sämtlichen anwesenden Kindern und Erwachsenen beobachtet. Er erklärte ein paar jungen Nomaden, die nepalesisch konnten, die Funktionsweise der Solarzellen und wie man sie an die Batterie anschließt. Schließlich mussten sie diese selber bei ihren Umzügen ab- und wieder anbauen können.
Wir machten uns nun unter Begleitung von drei jungen Nomaden auf den Rückweg ins Dorf. Nach zwei Stunden bergauf laufen kamen wir dort wieder an, um uns am nächsten Tag zu verabschieden.
Den Wunsch nach Schuhen erfüllten wir unseren neuen Freunden noch.
Los ging es dann wieder mit einem Jeep nach Dailekh und von Dailekh aus mit einem weiteren Auto nach Birendranagar zurück, um nach einer erholsamen Nacht mit Dusche den Bus nach Kathmandu zu nehmen.
Mingmar berichtete Katrin am Tag darauf, dass der Häuptling ihn angerufen und sich entschuldigt hatte, dass er sich nicht so gut um uns kümmern konnte, weil er sich so krank fühlte. Offenbar hatten die Salbe und die Tabletten schon ihre Wirkung gezeigt. Er sagte, er hätte den Freunden gerne Blumen überreicht, doch gab es keine in der Natur und auch einen Schal, den man in Nepal gerne Gästen überreicht, hatte er leider nicht. Doch möchte er ausdrücken, dass alle seine Leute sehr glücklich über die Unterstützung seien."
Mo 29.01.2018 - 19:25, geschrieben von Katrin & Alexandra, veröffentlicht von Frank
Bericht aus Nepal, Teil 1
Als Katrin und Mingmar im zweiten Teil der Reise die vom FriendCircle WorldHelp gebaute Werkstatt für Menschen besuchten, die noch vor knapp zwei Jahren am äußersten Rand der Gesellschaft leben mussten- ohne ausreichend Wasser, Nahrung und Arbeit- hält eine der Frauen eine bewegende Rede:
„Wir sind sehr zufrieden und können unser Leben nun selbständig leben. Das macht uns glücklich. Trotzdem freuen wir uns immer, wenn ihr uns besuchen kommt! Wir haben von euch gelernt: Dass es gut ist, wenn besser gestellte Menschen denen in Not helfen. Wir konnten durch die eure Hilfe mit dem Erwirtschafteten sogar 30.000 Rupien (240 Euro) sparen. Das möchten wir für kranke und alte Menschen hergeben. Eure Unterstützung ist für viele Menschen auch in den nächsten Generationen. Selbst jetzt kommen schon junge Menschen zu uns und lernen hier oder können ihre eigenen Sachen (Kleidung, Geschirr etc.) herstellen und reparieren. Wir danken euch sehr.“
Auch aus der Perspektive der Besucher läuft die Werkstatt sehr gut und wird von allen gemeinschaftlich geführt. Die arbeitenden Leute teilen den Gewinn fair unter sich auf, so dass ein Teil des Gewinns an die Familien geht und ein Teil in eine Gemeinschaftskasse kommt. Neues Material wird hieraus finanziert und die hergestellten Produkte wiederum auf dem Markt verkauft. Eine besonders nachhaltige Art des Wirtschaftens...
DANKE an ALLE Freundinnen und Freunde des FriendCircle WorldHelp – es ist großartig, die Entwicklung eines Dorfes miterleben zu dürfen, das noch vor knapp zwei Jahren am unteren Existenzlimit weilte...
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