Erdbebengebiet in Nepal

Fortsetzung der Direkthilfe in Nepal

Mi 17.08.2016 - 20:10, geschrieben von Michael, veröffentlicht von Frank

Bericht über Nepalreise - Team gut zu Hause angekommen

Am 4. August brechen Alexandra und Michael für den FriendCircle WorldHelp erneut nach Nepal auf.
Vor Ort verstärken Mingmar aus Kathmandu (Nepal), Sunny aus Delhi (Indien) und Madan aus Dulikhel (Nepal) das Team.
Bei einer ersten Teambesprechung im Hotel am Vormittag der Ankunft wird schnell klar, das der geplante Schulbau in der Region Gorkha aufgrund diplomatischer/ bürokratischer Hindernisse in dem 10-tägigen Aufenthalt nicht angegangen werden kann. Madan, der in einem öffentlichen Agrarbüro arbeitet berichtet von armen Bauerndörfern, aus denen viele Menschen sich mit ihren Problemen an ihn wenden. Aufgrund eingeschränkter finanzieller Möglichkeiten kann von Regierungsseite oftmals nur unzureichend geholfen werden.

Am Folgetag brechen wir sofort in die Region um Dhulikhel auf, um Bergdörfer zu besuchen. Hier treffen wir nach einigen Gesprächen auf sehr arme Bewohner der untersten Kaste der Dalits. Zu Beginn trauen sich die Menschen kaum zu sprechen, geschweige denn ihre Probleme zu berichten. Nach und nach zeigt sich, dass die etwa 200 Menschen dieses Dorfes unter extremer Armut leiden. Das dringlichste Problem ist Wasser. Gerade geht die Monsunzeit zu Ende und jeder Liter Wasser, der für Mensch und Vieh dringend gebraucht wird, muss mühsam aus dem Tal hochgetragen werden. So muss jede Familie vier bis fünf Mal den etwa 1km langen serpentinenartigen schmalen Pfad mit etwa 200 Höhenmetern nach unten gehen, um das kostbare Nass zu schöpfen. Bergauf werden 60-100kg schwere Körbe an der Stirn getragen. Hätten wir es nicht mit eigenen Augen gesehen, würden wir nicht glauben, dass solche Leistungen möglich sind.

Außer Viehzucht und Ackerbau, der jedoch aufgrund des bisherigen Wassermangels auch nur einmal jährlich zur Ernte führt, haben die Menschen keine Erwerbsmöglichkeiten.
Zunächst sind wir noch sehr skeptisch, ob sich die verfahrene Situation für diese Menschen überhaupt verbessern lässt, hatten wir doch in Indien in solchen Situation immer Tiefbohrbrunnen installieren lassen. Natürlich ist dies in Bergregionen nicht möglich. Wir lassen uns die Quelle zeigen und können so gleichzeitig den steilen Weg erkunden. Schon ohne Gewicht am Rücken müssen wir bergauf mehrfach pausieren und durchatmen. Im Tal findet sich tatsächlich eine ausreichend wasserführende Quelle.

Nach einer ausführlichen Analyse reift schließlich folgender Plan:
1. Errichtung eines 2000-Liter Wassertanks im Tal, in den mittels eines Schlauches das Wasser der Quelle eingeleitet wird
2. Hochpumpen des Wassers aus Tank 1 in einen weiteren 2000l Wassertank (Mittelstation 1)
3. Erneutes Hochpumpen zur Mittelstation 2 (2000l Tank)
4. Hochpumpen des Wassers aus Mittelstation 2 bis zum Gipfeltank (5000 Liter), von wo aus eine Verteilung das Wasser per Schwerkraft in die Nähe der Häuser gelangt.

Benötigtes Material:
3 x 2000l Kunststofftanks, 1 x 5000l Kunststofftank, 1000m Schlauch und Kabel, 3 Hochlleistungspumpen, verschiedene Werkzeuge, Verbinder, Anschlussteile etc.

Aufgrund der Zeitknappheit bei geplanter Rückreise am 14. August setzen wir die Bergbauern in einer gemeinsamen Besprechung etwas unter "Druck" und versprechen bei entsprechender Kooperation das Projekt noch während dieser Reise zu Ende zu bringen. Die anschließend zu beobachtende Geschwindigkeit und Eifrigkeit ist atemberaubend und zugleich der Beweis wie lebenswichtig dieses Projekt von den Betroffenen empfunden wird. Schon am frühen nächsten Morgen finden wir beim erneuten Gang zur Quelle die Menschen mit Schaufeln und Hacken vor, um den bereits ausgerollten Schlauch einzugraben und ein Loch für den Tank zu graben.
Mingmar übersetzt, dass einer der Männer schon in der Nacht beginnen wollte, damit das Projekt erfolgreich in dieser Woche beendet werden kann. Zum Glück konnte er von seiner Familie und den Nachbarn zurückgehalten werden, da es hier auch Tiger, Berglöwen, Bären und Schlangen gibt. Tagsüber und bei größeren Menschenansammlungen kommt es im Normalfall nicht zu einer Begegnung zwischen Mensch und Tier- obwohl das Team, zum Glück aus ausreichender Entfernung, einer knapp zwei Meter langen Python beim Spazierenkriechen zusehen durfte...

Durch die hohe Arbeitsbereitschaft der Dorfbewohner sind wir dauernd mit Einkäufen in der etwa 30 Minuten entfernten Stadt Banepa und den Materialtransporten beschäftigt. Daneben werden noch vier weitere Dörfer besucht, für die insgesamt 65 Treibhäuser gekauft werden, die es den Bauern ermöglichen ganzjährig gute Erträge zu erzielen und am Markt zu veräußern. Die Menschen sind überglücklich über diese vergleichsweise einfache Maßnahme und beginnen vielerorts sofort nach Erhalt des Materials mit dem Aufbau des ca. 20x10m großen Bambusgerüstes. Anschließend wird die gekaufte Kunsstoffplane darüber ausgebreitet. An vielen Orten muss der Aufbau noch warten, da der Mais noch nicht geerntet ist.

50 Minuten entfernt im Dorf Methinkot befinden sich die Bauern seit dem Erdbeben ebenfalls auf dem "Trockenen". Vielerorts erfahren wir auf unserer Reise Nachwirkungen dieser Naturkatastrophe. So haben sich die Wasserquellen in vielen Dörfern unterirdisch verschoben, was zu teils extremem Wassermangel führt. Auch viele Häuser stehen noch als Ruinen da oder sind durch Einsturzgefährdung immer noch unbewohnt. In Methinkot zeigen uns die Menschen, nach unserer Aufforderung eine Lösung zu präsentieren, eine Stelle im Tal an der ein 15 Meter tiefer Brunnen gegraben und mit Betonringen gesichert werden soll. Anschließend soll das Wasser in den bereits vorhandenen, jedoch inzwischen meist leeren Wassertank auf Dorfhöhe gepumpt werden.

Das gleichzeitige Abarbeiten von Projekten in vier Dörfern, die Großeinkäufe, die Anpassung der Pläne an die örtlichen Gegebenheiten verlangt uns viel Flexibilität und Kraft ab. Dazu kommen die steilen und felsigen Wege, die mit dem Jeep rauf und runter befahren werden müssen sowie die teils nur zu Fuß begehbaren Pfade. Doch der Fleiß und das unbedingte "Fertigstellenwollen" der Projekte treibt das gesamte Team an.

Auf einer der Hin- und Herfahrten stoppt das Team, als ein Mann mit Gehstützen und einem Korb mit Wasserbehältern am Kopf die Straße entlang läuft. Es stellt sich heraus, dass der Mann äußerst arm ist und nach einer Knöchelverletzung trotz der Schmerzen Wasser von einer ca. einen Kilometer bergab gelegenen Quelle holen muss, weil er den ca. 30 Euro teuren Anschluss an eine nahegelegene Gemeinschaftsleitung nicht bezahlen kann. Die verschiedenen Behälter im Korb wiegen zusammen mindestens 50-60kg. Wir besuchen sein Haus, das über unwegsames Gelände von der Straße durch ein dichtes Maisfeld führt und finden seine 16-jährige Tochter vor. Sie berichtet uns, dass ihre Mutter vor einigen Jahren gestorben sei und sie nur noch den Vater habe. Dieser stellt für das tägliche Auskommen mit Feuer und einem manuellen Handgebläse Sicheln und andere metallische Werkzeuge her. Wir sehen uns das Haus genauer an und stellen fest, dass es sehr ordentlich ist, es jedoch an buchstäblich ALLEM fehlt.
Am nächsten Tag kauft das Team einen kleinen Haushaltsladen "leer", um die kleine unterprivilegierte Familie (erneut Kaste der Dalits, der "Unberührbaren") mit Geschirr, Töpfen, Lebensmitteln etc. zu versorgen. Da die Möglichkeit eines Wasseranschlusses vonseiten des höhergelegenen Dorfes zu bestehen scheint, wird dieses zwei Tage später besucht. Die Menschen dort sind ebenfalls sehr arm und berichten, dass das Wasser nur alle drei bis vier Tage fließe, was durch die vielen Stromausfälle begründet sei. Das Wasser wird auch hier aus einer Talquelle über mehrere Stationen zum Gipfel gepumpt, wo es jedoch keinen Sammelbehälter gibt. Der FriendCircle WorldHelp wird einen 5000l Tank bezahlen unter der Voraussetzung, das der arme Witwer und seine Tochter als Gegenleistung keine monatlichen Kosten zu erwarten haben und ihnen beim Anschluss geholfen wird. Die Menschen stimmen gerne zu und sind äußerst glücklich mit der Lösung. Zu unserer Überraschung wird der benötigte Schlauch innerhalb kürzester Zeit unter Mithilfe der Dorfbewohner verlegt.

Die handwerklichen Talente einiger Bauern, die z.T. in der Stadt arbeiten, werden während des Wasserprojekts in Bhach Pokari so deutlich, das wir über weitere nachhaltige Förderungsmöglichkeiten nachdenken. Nur so kann der Landflucht und der vielfachen Auswanderung junger Menschen begegnet werden. Es stellt sich heraus, das einige Frauen und Männer Fertigkeiten im Nähen und im Kunstschmieden besitzen. Für den nächsten Aufenthalt im November ist daher die Errichtung einer Fertigungs- und Ausbildungsstätte geplant. Hierdurch kann sich das gesamte Dorf langfristig entwickeln und eine Überalterung vermieden werden. Die produzierten Waren können in der Stadt auf den Märkten veräußert werden.
DANKE an ALLE Freundinnen und Freunde zu Hause! Nur durch Eure beständige Mithilfe ist die Arbeit des FriendCircle WorldHelp dauerhaft möglich!

 

Do 11.08.2016 - 21:38, geschrieben von Frank, veröffentlicht von Frank

Fotoalbum mit Bildergeschichte

Im Moment sind Alexandra und Michael in den Bergen an verschiedenen Orten unterwegs. Die Bauern dort werden mit Material für Treibhäuser, Saatgut, Wasserrohren und -tanks sowie Pumpen zur Förderung unterstützt. Viele hundert Liter Wasser tragen die Bewohner in den Dörfern täglich als Last auf dem Kopf über weite Strecken den Berg hinauf zur Versorgung von Mensch und Tier mit Trinkwasser. Neue Fotos findet ihr in der Galerie, einfach auf das große Foto oben klicken um eine Übersicht zu erhalten. Durch anklicken werden die Fotos dann groß...

 

Mo 08.08.2016 - 21:20, geschrieben von Frank, veröffentlicht von Frank

Wieder unterwegs in Nepal

Seit letztem Donnerstag sind Michael und Alexandra unterwegs in Nepal. Bei der Ankunft am Freitag wurden die beiden in Kathmandu schon von Mingmar und Sunny erwartet. In den nächsten Tagen wartet ein straffes Programm auf das Team. Heute kamen vorab die ersten Fotos aus Nepal. Im Moment sind Alexandra und Michael gemeinsam mit Mingmar und Sunny in der Nähe von Dhulikel unterwegs. Weitere Infos folgen bald in den ersten Berichten...
Vorab ein paar Fotos von der beeindruckend schönen Natur. Die Fotos täuschen jedoch über die harten Lebensbedingungen für die Bauern in den Bergen hinweg. Seit dem schweren Erdbeben in 2015 haben sich z.B. Wasserquellen vielfach unterirdisch verschoben, so dass die Menschen nun für jeden Eimer Wasser teils weit laufen müssen...

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Nepals Natur ist wunderschön! Doch der Schein trügt. Es herrscht Wassermangel, sowohl zum Trinken für Mensch und Vieh als auch für die Landwirtschaft.
Hier hat eine Familie mit Unterstützung der Regierung ein Wassersammelbecken für Regenwasser angelegt. Der Betrag von 17 Euro für die Plastikfolie ist für die Bauern nicht bezahlbar.
Unser neuer Freund Madan Ji arbeitet bei der Regierung von Nepal im Landwirtschaftbereich. Wir beraumen ein Treffen für sechs Dörfer an, zu welchem deren Vertreter kommen.
Einige besonders mutige Frauen tragen ihre Probleme vor. Das Hauptproblem ist der Wassermangel seit dem schweren Erdbeben 2015.
Krishna, unser Mithelfer hat eine Liste erstellt. Jeder, der die Samenpackungen erhält, unterschreibt vorher oder belegt mit seinem Fingerabdruck, dass er sie bekommen hat.
Michael und Mingmar beim Päckchenverteilen. Madan Ji hilft beim Bündeln der Samenpäckchen. Sunny und Alexandra fotografieren.
Über die Samen für ca. vier Euro pro Person sind die Frauen sehr glücklich. Schon morgen wollen sie diese aussäen.
Viele Dinge werden benötigt, wie Werkzeuge, große 2000-Liter-Tanks, lange Wasserrohre, elektrische Leitungen, Wasserpumpen etc.
Mit großem Eifer werden hier die Rohrleitungen verladen und später nach Bahch Pokhari, dem Dorf der Dalits gefahren.
Hier werden Gießkannen zum besseren Dosieren des wenigen kostbaren Wassers gekauft. Pro Familie eine.
Sunny nimmt eine Wasserpumpe entgegen...
Nach den Einkäufen steigen die Bewohner in den kleinen LKW mit den Materialien, um in ihre Dörfer zurückzufahren und...
Schon am nächsten Tag sind die Menschen mit großem Eifer beschäftigt, den Platz für den ersten Wassertank im Tal auszuheben.
Mit den am Vortag gekauften Werkzeugen können neue geschaffen werden, wie hier dieser Pickel.
Von einer Quelle im Tal fließt hier, nach ein paar Stunden Arbeit, bereits das kostbare Nass!
Mit viel Geschick und Einfallsreichtum wird nun der erste von insgesamt vier Tanks ins Tal geschafft.
Um die Menschen im Dorf zu motivieren, möglichst schnell voranzukommen, zeigen wir ihnen das kurze Video von den bereits laufenden Arbeiten in Bahch Pokhari.
Zusammen mit seiner 16-jährigen Tochter (die Mutter ist schon verstorben) überlebt er vom wenigen Geld, das er durch die Herstellung von Sicheln verdient.
Es wird beschlossen, dass die arme Familie erst einmal einen ordentlichen Hausstand bekommt. Außerdem wird die Familie ans Wassersystem angebunden.
Am nächsten Tag wird in Methinkot schon fleißig gepickelt und gegraben.
Auch hier sind der Eifer und die Begeisterung der Menschen groß.

Dies ermöglicht einen effektiveren, nahezu ganzjährigen Anbau von Gemüse.
Diese Hütte im Dorf der Dalits hat keinen Strom. 
Seit dem Erdbeben lebt die Familie in dieser provisorischen Hütte. Vorher hatten sie ein Lehmhaus...
TAUSEND DANK an ALLE zu Hause für Eure großartige Unterstützung!!

Kommentare(4)

Armut, Leid und Elend kommen auf den Fotos gar nicht so stark heraus - das schreibt Frank ja auch. Sofort fällt mir die Farbenvielfalt auf. Ein armes Land, das auf den äußeren Blick lebensfroh wirkt - diese Tendenz beeindruckt mich auch in Indien. Bei uns in Deutschland ist es eher umgekehrt: Relativer Reichtum, wenig Lächeln, wenig bunte Farben und geringe (Seelen-) Zufriedenheit! Darüber sollten wir doch gelegentlich nachdenken! Viel, viel Glück den Aktiven vor Ort in Nepal! Auf neue Bilder und Nachrichten freut sich Susann aus Münster

Was ein Päckchen Samen für ein Lächeln in ihre Gesichter bringt und diese Dankbarkeit.
Das ist für uns doch ein Zeichen, wie wichtig der Friendcircle Worldhelp ist für die Ärmsten der Armen.
Alles Gute liebes Nepalteam, bin in Gedanken bei euch und ihr macht die Arbeit;-) ihr seit suuuuper!!!!!
Liebe Grüße Susanne

Und wieder gebt ihr so viel Kraft, Liebe und Hoffnung an so vielen Bedürftigen weiter. Ihr seid einfach großartig. Liebe Grüße Anna Maria und Christina

Gott segne Euch und die in tiefer Armut lebende Bevölkerung - vor allem mit Wasser! Immer, wenn ich von eurem Engagement vor Ort lese, empfinde ich tiefen Respekt! Habt weiter Mut - Ihr tut vielen dort gut! Alles, alles Liebe von Susann

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