Republik Kosovo

Besuch von Familien und Direkthilfe

Sa 17.10.2015 - 21:45 -- Update 21.10.2015 - 12:10

Erkundungsreise in die Republik Kosovo

Die Anreise erfolgt am 15.10.2015 mit dem Flugzeug von München über Ljubljana nach Priština. Die Republik Kosovo mit der Hauptstadt Pristina ist ein Teil des ehemaligen Jugoslawien und ist, in der jüngeren Geschichte, durch den Kosovo-Krieg geprägt. Bis heute befinden sich noch KFOR- Truppen im Land, so auch noch Soldaten der Bundeswehr.
Die ersten Eindrücke nach der Ankunft in Priština sind geprägt durch sehr freundliche und hilfsbereite Menschen und die Straßen der Stadt spiegeln das junge Durchschnittsalter dieses neuen Staates wieder.
Viele Familien, denen es hier besser geht, haben Familienmitglieder, welche im Ausland arbeiten und Geld nach Hause senden. Dies erklärt auch die vielen, unvollendeten Baustellen. Ca. 400.000 Kosovaren leben im Ausland und kommen nur zeitweise zurück in die Heimat, um Verwandten Unterstützung zu bringen. Überall drücken die Menschen ihre Hoffnung auf eine bessere Zukunft mit mehr Arbeit aus. So viele möchten gerne arbeiten, aber es fehlt im Moment noch die Industrie. Angesichts der Umstände, unter welchen sehr viele Menschen hier, in baufälligen Behausungen, mit schlechten hygienischen Bedingungen und mangelhafter Ernährung leben, bleibt nur die Hoffnung auf eine baldige Veränderung.

Es bleibt noch viel zu tun für das junge Land...

Von Priština fahren Frank und Alexandra am nächsten Tag mit dem Bus weiter nach Peja bzw. Pec, albanische bzw. serbische Schreibweise. Die Stadt befindet sich zehn Kilometer östlich der Grenze zu Montenegro und ungefähr ebenso weit nordöstlich der Grenze zu Albanien (vgl. Wikipedia). Michael hatte in der Heimat, im Krankenhaus Bayreuth, über seine Arzt-Kollegen/in Milot und Besa einen Kontakt zu Freunden im Kosovo hergestellt. In Peja treffen Alexandra und Frank auf Leart, Besas Bruder und dessen Freunde Edon, Arian, Don und Orgest. Gemeinsam besuchen sie am Freitag, Samstag und Sonntag Familien, welche unter sehr schwierigen Bedingungen leben müssen.
Am Montag geht es zurück mit dem Bus nach Priština, wo Frank und Alexandra mit Vjosa, einer Studienkollegin von Milot und Leart weiterarbeiten...

Alle Familien zeigen sogleich bereitwillig ihre Wohnungen, wenn Alexandra nach den Basics fragt: „Wo könnt ihr kochen? Wo bekommt ihr euer Wasser her? Wo ist die Toilette?“
Und weiter: „Wie viel Geld hat die Familie zur Verfügung? Bekommt ihr Sozialhilfe vom Staat? Was ist derzeit euer größtes Problem?“
Die Antworten unterscheiden sich nur geringfügig. Der Lohn eines Mannes, der für seine Familie, teils mit Müll- und Metallsammeln und –sortieren, teils mit Gelegenheitsarbeiten am Bau u.ä. Geld verdient, reicht von 2 bis 5 Euro am Tag. Im Winter gibt es vielfach gar keine Arbeit. Nicht wenige Eltern haben bis zu 8 Kinder. Der Sozialhilfesatz, den einige von ihnen erhalten, liegt bei 40,00 Euro pro Erwachsenem, Rente bei 75,00 Euro pro Monat. Viele Frauen, die wir treffen, sind jung verwitwet oder auch geschieden. Oft sind die Männer an Krebs oder anderen Krankheiten verstorben. Aufgrund der Herkunft haben Roma noch schwierigere Ausgangsbedingungen. Sie bekommen oft, selbst, wenn sie dies unbedingt möchten und fleißig sind, keine Arbeit angeboten.
Die Wohnungen bzw. Hütten, die wir besuchen, sind fast alle in sehr schlechtem Zustand. Viele Dächer sind undicht, etliche Häuser akut einsturzgefährdet. Fenster und Türen schließen schlecht, oft sind die Fensteröffnungen nur notdürftig mit einer Folie verschlossen. Die Dächer der Häuser sind alle nicht isoliert. In mehreren Wohnungen ist der Boden tropfnass und Schimmel zeichnet die Wände. Auch, wenn es immer einen, oft selbstgebauten, Ofen gibt, ist Brennmaterial Mangelware. Müll wird mitverheizt...

Die Frage, was das größte Problem sei, wird durchwegs mit: „Wir haben zu wenig zum Essen“, „keine Arbeit“, „Haus kaputt/Dach kaputt“ und „zu wenig Brennholz“ beantwortet.
Auf dem Weg sehen wir Kinder, die große Tüten mit Müll schleppen. Ein Kind zieht eine Flasche Fanta, welche noch halb voll ist, aus der schmutzigen Tüte und trinkt den Inhalt. Ein weiteres zieht aus einem Mülleimer, nahe einer Straße eine Kekspackung heraus und sieht nach, ob darin etwas vergessen wurde.
Zusätzlich zu weiteren, notwendigen, doch individuellen Maßnahmen, kaufen wir große Essenspakete für Familien ein. Grundnahrungsmittel wie Reis, Bohnen, 25 Kilo- Mehlsäcke, Speiseöl, Salz und Zucker werden beschafft. Außerdem Seife, eine Packung Waschmittel und Shampoo. Dazu kommen noch Milch für einige Babys sowie Medikamente, die dringend benötigt werden.
Die Freude ist überall riesig und die Menschen bedanken sich sehr herzlich.

Besonders freut uns, dass die selbstgestrickten Mützen aus Deutschland wahre Begeisterungsstürme auslösen. Alle wollen unbedingt eine „Kapuç“, was zu deutsch „Mütze“ heißt. Die Kinder lachen und hüpfen nach der Verteilung der warmen Kopfbedeckungen, dass es eine wahre Freude ist. Begeistert posieren sie vor der Kamera und beäugen neugierig die Fotos auf dem kleinen Bildschirm, als Alexandra ihnen die Aufnahmen zeigt.
An dieser Stelle möchten wir erwähnen, dass wir beeindruckt sind und uns sehr darüber freuen, dass viele Familien, immer wieder, teils auch regelmäßig, von ihren Landsleuten unterstützt werden. An sehr vielen Stellen wurden bereits Kleidung und andere notwendige Dinge von Nachbarn und hilfsbereiten Mitmenschen gespendet. So erzählen z.B. Edon, Leart, Arian, Don und Orgest aus Peja, dass sie, eine Gruppe von 30 jungen Menschen, monatlich, Essenspakete an unterschiedliche, ausgewählte Familien ausgeben. Das Geld hierfür sammeln sie in ihrer  muslimischen Gemeinde.

In den fünf Tagen konnte der FriendCircle WorldHelp bei den Besuchen mehr als 47 Großfamilien mit Nahrungspaketen unterstützen, darunter sehr viele Witwen mit mehreren Kindern. Auch zwei Kleinlaster Brennholz zum Heizen wurde verteilt. Ein Holzofen für eine Familie, die in einem nassen, zugigen Zimmer wohnt, bereitete darüber hinaus, besondere Freude.

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Hier wohnen zwei Familien in jeweils eineinhalb Zimmern.
Die Küche. Die Böden der Wohnungen sind teilweise tropfnass, da die Dächer undicht sind. Das täglich verdiente Geld wird generell für Essen ausgegeben. Für mehr reicht es meistens nicht.
Wir veruschen, auch hier, immer wieder kleine Geschäfte mit den Einkäufen zu unterstützen.
Eine Familie mit Eltern, Großmutter und vier Kindern. Der Vater sammelt Altmetall und bekommt ca. 2 bis 4 Euro am Tag zusammen.
Die Kinder hüpfen begeistert neben dem Einkaufswagen her.
Orgest trägt die Einkäufe in ein anderes Gebäude, in welchem wir zwei Familien unterstützen. Auch diese sind dort nur zeitweise "geduldet".
Wir verteilen die letzten handgestrickten Mützen, die wir aus Deutschland im Gepräck haben.
Die Eltern freuen sich riesig über die Geschenke für die Familie. Mit Müllsammeln verdient der Vater nur etwa 1,50 Euro am Tag. Die warmen  Mützen von unseren Strickfreundinnen sind für die Kinder stets eine besondere Freude.
Wenn das Essen nicht reicht, müssen viele Menschen darauf ausweichen, in Containern nach Essbarem zu suchen.
Bis spät in die Abendstunden wird der Kofferraum von Learts Auto immer wieder vollgeladen.
Dazu gibt es für die Familien Pakete mit Reis, Speiseöl, Bohnen, Seife, Shampoo und je einen Sack mit 25 kg Mehl.
Beim Betreten des Gebäudes sind wir noch nicht sicher, ob es bewohnt ist. Doch wo Wäsche hängt, muss doch jemand wohnen?!
Alexandra läuft voraus und klopft an die Türen. Wir hören Kinderstimmen und neugierig schauen die Bewohner in den Gang.
Die Pakete befinden sich nun im Innenraum und die Aufteilung auf die Familien beginnt.

Der Kosovo liegt in Binnenlage, im Zentrum der Balkanhalbinsel. Er grenzt im Südwesten an Albanien, im Nordwesten an Montenegro, im Norden und Osten an Serbien bzw. Zentralserbien und im Südosten an Mazedonien. Tektonisch sind die Einebnungen des Amselfeldes und Metochiens gänzlich von Gebirgen begrenzt. Die Gebirgsgruppen des Prokletije grenzen den Kosovo zu Montenegro und Albanien, der Kopaonik zu Serbien und die Šar Planina zu Mazedonien ab.
Mit 10.887 km² hat Kosovo als kleinstes Land Südosteuropas etwa zwei Drittel der Fläche von Thüringen und ist mit 195 Einwohnern pro Quadratkilometer vergleichsweise dicht besiedelt. 53 % der Fläche werden landwirtschaftlich genutzt, 42 % sind Waldgebiet und 5 % bebaut bzw. Stadtgebiet.
Die jüngere Geschichte ist durch den Kosovokrieg von 1999 und dessen Folgen geprägt. Der völkerrechtliche Status des Landes ist umstritten. Am 17. Februar 2008 proklamierte das Parlament die Unabhängigkeit des Territoriums. 110 der 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen erkennen die Republik Kosovo als unabhängig an.

(Quelle: Wikipedia)

Kommentare(1)

Liebe FriendCircle-Aktive!

Ach, jetzt finde ich endlich 'mal das Kommentarfeld. Habe wohl vorher nicht weit genug heruntergescrollt -:)! Kosovo: Das hatte ich bereits gelesen und nun die erschütternden Bilder: Äußerst miese Lebensbedingungen und gleichzeitig lächelnde Gesichter: Erstaunlich! Klasse Mützenbild mit tiefer Freude!

Immer wieder staune ich, wie Ihr das alles macht! Libanon und dann wieder Indien ...! Mein Respekt! Ich wünsche Euch weiter Mut, Kraft, Freude, Achtsamkeit und gutes Gelingen auf Eurem mühsamen Unterwegssein!

Ganz liebe Grüße sendet Eurem gesamten Team von Herzen
Susann

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