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Bericht aus Indien - Bapuji und Hyderabad
Hallo,
hier kommt der nächste Bericht aus Indien über den zweiten Teil der Reise. Inzwischen sind Katrin und Marika bereits gut nach Deutschland zurückgeflogen. Katja verbringt noch einige Tage in Indien bevor auch sie alleine die Rückreise antritt.
Viel Spaß beim Lesen, weitere Fotos folgen im Album.
Schöne Grüße
Frank
Hyderabad
Brunnenbohrung soll Dorfbewohnern Ackerlandbau ermöglichen
Von Bhubaneshwar aus fahren Katrin, Katja, Marika und Venu morgens mit dem Zug los, um nach 22 Stunden in Hyderabad anzukommen, der Hauptstadt des im letzten Jahr neu gegründeten Bundesstaates „Telangana“. Die Zugfahrt verlief reibungslos mit nur geringfügiger Verspätung, so dass das Einchecken im Hotel am frühen Abend erfolgen kann.
Die Freunde freuen sich über die frühe Ankunft, da es am nächsten Morgen um 7 Uhr schon losgehen soll. Das zu besuchende Lepradorf liegt in drei Stunden Entfernung sehr weit abgelegen. Am nächsten Morgen stößt Meena, unsere indische Begleiterin, zur Reisegruppe, die das Projekt im betreffenden Dorf betreut. Unterwegs gibt es an einer indischen Autobahnraststätte indisches Frühstück: Masala Dosa, eine Art großer Pfannkuchen aus Reismehl mit verschiedenen Soßen und natürlich Chai, indischer Gewürztee.
Auf der Fahrt über den Feldweg, der sich von der nächstgelegenen Kleinstadt dem Dorf nähert, kann sich die Reisegruppe bereits davon überzeugen, dass Wasser in dieser Gegend ein seltenes Gut ist. Die Landschaft ist spärlich bewaldet und lediglich die Felder, die bewässert werden können, sind grün. Venu erzählt uns, dass die Bewohner seit 20 Jahren darauf warten, dass ihnen jemand Brunnen bohrt, nachdem sie dankenswerterweise diesen abgelegenen Platz für den Bau eines Lepra-Dorfes von der Regierung zur Verfügung gestellt bekommen hatten. Brunnen zur Trinkwasserversorgung im Dorf gibt es, allerdings verfügen sie zeitweise über wenig Wasser.
Wie immer werden die Freunde freudig von den Dorfbewohnern empfangen, diesmal mit selbst gepflückten, herrlich duftenden Blumen. Da es schon sehr heiß ist, werden die Besucher in den Schatten begleitet, um sich auf bereit gestellte Stühle zu setzen. Die Vertreter des FriendCircle WorldHelp begrüßen die Menschen mit dem traditionellen indischen Gruß „Namaste“, was respektvoll erwidert wird.
Bald trifft der Hydrologe ein, ein „Wasser-Ingenieur“, der mit seinen technischen Geräten helfen soll, die für die Brunnenbohrung günstige Stellen zu finden. Während er bereits mit seinen Messungen beginnt, die einige Stunden in Anspruch nehmen sollen, fahren Katja, Katrin und Marika mit dem Taxi an eine, in der Nähe gelegene Stelle, wo sich der, beim letzten Mal, durch Mittel des FriendCircle WorldHelp, gebohrte Brunnen befindet. Die Menschen, denen die zugehörigen Felder gehören, erzählen dem Team, dass das Wasser reichlich fließt- sogar mehr als erwartet! Katrin, Marika, Katja und Venu freuen sich sehr über diese gute Nachricht. Das Wasser, das nach Bewässerung der nahe gelegenen Felder übrig ist, kann darüber hinaus von den Bauern der anliegenden Felder genutzt werden. Die Menschen zeigen dem Team die bewässerten Felder und man sieht die Früchte der Arbeit: Zwiebeln, Tomaten und Auberginen wachsen hier prachtvoll- angesichts der vorherrschenden Trockenheit eine wahre Überraschung und ein erster großer Schritt, damit die Menschen hier dauerhaft der Armut entkommen oder zumindest keinen Hunger mehr leiden müssen.
Das Team erreicht einen Anruf, dass der Hydrologe mit seinen Messungen erfolgreich war und eine Stelle gefunden hat, bei denen mit 60-%-iger Wahrscheinlichkeit in einer Tiefe von 70 Fuß (entspricht 12-14 Meter?) Wasser zu finden ist. Die Freunde treffen sich nun mit dem Ingenieur an einer weiteren Stelle auf einem nahe gelegenen Feld, die er bereits beim letzten Aufenthalt markiert hat, um die Wahrscheinlichkeit, hier Wasser zu finden, noch einmal zu überprüfen, bevor mit der Bohrung begonnen wird. Die Messungen bestätigen abermals das, vor einigen Monaten, fest gestellte Ergebnis.
Nun beginnt das Fahrzeug mit der Bohrausrüstung seine Arbeit. Eine Art Bohrturm wird aufgestellt, an dem ein Rohr befestigt ist, an dessen unterem Ende die Bohrvorrichtung angebracht ist. Vor Beginn der Bohrarbeiten wird, wie immer, eine religiöse Zeremonie: „Puja“, abgehalten. Marika, Katja und Katrin streuen hierzu gelb-rotes Pulver über die anzubohrende Stelle, zünden Räucherstäbchen an und öffnen eine Kokosnuss... Mit viel Staub und Lärm beginnt die Bohrung. Diese wird etwa 1,5 Stunden dauern, so dass die Freunde sich unter einem Baum niederlassen, um der sengenden Sonne zu entgehen. Hier sitzt auch eine Mutter mit ihren zwei kleinen Kindern auf einer Decke, die zu den Feldern gehört, die von dem Wasser profitieren würden.
Rohr für Rohr wird in der Erde versenkt, doch nachdem eine Tiefe von ca. 15 Metern erreicht wurde, wird Katrin, Katja und Marika mitgeteilt, dass hier doch leider kein Wasser zu finden ist, da nicht einmal feuchte Erde nach oben kommt. Es wird beschlossen, die zweite, heute früh vom Hydrologen gefundene Stelle, auszuprobieren. Das Bohrgefährt lädt seine Rohre wieder auf und begibt sich samt Zuschauern an die entsprechende Stelle.
Hier befindet sich bereits eine andere Familie, der die angrenzenden Felder gehören. Ein intensives Gebet der Bauernfamilie zeigt, wie wichtig das Wasser für die Ernährung der Menschen ist.
Die Bohrung läuft, wie zuvor, mit viel Schmutz, Staub und Lärm an. Während Katrin sich mit Venu und Meena im Schatten eines Baumes unterhält, ruhen Katja und Marika sich aus. Auch wenn es mit 40 Grad sehr heiß ist, ist doch der Aufenthalt in der Natur, weit entfernt von der nächsten Stadt, sehr friedlich.
Nach der entsprechenden Zeit gibt es nun leider auch hier betrübliche Nachrichten: Obwohl weit über die berechnete Stelle hinaus gebohrt wurde, findet sich kein Wasser. Dies hängt vermutlich damit zusammen, dass in der letzten Regenzeit in dieser Gegend nicht viel Wasser fiel und somit die Wasserreservoire in der Erde schlecht gefüllt sind. Bei allen Anwesenden breitet sich eine Stimmung der Enttäuschung aus, da nun bis zum nächsten Besuch gewartet werden muss, um einen neuen Versuch zu starten. Dieser läuft hoffentlich nach einer feuchten Regenzeit besser!
Zurück im Dorf dürfen die Freunde noch einmal auf Stühlen im Freien Platz nehmen, da der Dorfvorsteher ihnen seine Empfindungen mitteilen möchte. Er bedankt sich bei allen Unterstützern des FriendCircle WorldHelp für die Mühen und Spenden und drückt aus, dass wir alles Mögliche getan haben, um den Bewohnern das für ihre Nahrungsversorgung so wichtige Wasser zur Verfügung zu stellen. Leider haben sie dieses Mal einfach kein Glück gehabt, da die Bohrung nicht erfolgreich war. Er hofft und bittet darum, dass die Vertreter des FriendCircle WorldHelp bald wieder kommen mögen, da sie sonst niemanden haben, der sie auf der Suche nach Wasser unterstützen kann.
Die umstehenden Dorfbewohner nehmen rege Anteilnahme an seinen Worten und unterstützen seine Bitte um einen wiederholten Besuch der Freunde mit viel berührendem Beifall. Nebenbei erwähnt eine Frau, dass sie noch ein Problem haben: Es gibt keine Toiletten, was ein großes Problem darstellt: zum einen für die Frauen wegen der Sicherheit und zum anderen wegen der Hygiene. Die Freunde erklären, dies in ihre Überlegungen miteinzubeziehen. Eine alte Frau meldet sich zu Wort: “Die Brunnen sind wichtiger als die Toiletten, denn wenn man nichts zu essen hat, muss man auch nicht auf die Toilette!“ Wir sind sehr betroffen...
Nun stimmt eine der älteren Frauen noch ein längeres Gebet an, dem sich alle anschließen. Die anschließenden, herzlichen Umarmungen der Frauen bewegen unsere Freunde sehr. Wie verbunden man sich mit Menschen fühlen kann, die man kaum kennt, und wieviel Dankbarkeit einem entgegen gebracht wird, obwohl das notwendige Grundbedürfnis der Menschen für dieses Mal nicht erfüllt werden konnte, erfährt man selten so stark wie bei diesen Besuchen.
Auf dem Heimweg erklärt Venu Katrin, Katja und Marika wieder einmal, wie wichtig die Besuche des FriendCircle WorldHelp für die, von Lepra betroffenen, jedoch geheilten, Menschen sind: Die nicht betroffenen Menschen möchten nichts mit ihnen zu tun haben, würden sie nicht berühren und nicht mit ihnen zusammen essen oder etwas trinken. Die Besucher aus dem Westen kennen dieses Stigma gar nicht und sind daher völlig unbefangen, wissen sie doch, dass bei den geheilten Menschen keine Ansteckungsgefahr besteht. Man sieht wieder einmal, was für einen Unterschied Bildung und Aufklärung machen kann. Es freut die Freunde sehr, dass sie nicht alleine durch die materielle Unterstützung sondern bereits durch ihren Besuch und ihre Anteilnahme die Menschen in den Leprakolonien glücklich machen. Diese Verbindung mit den einfachen bescheidenen Menschen hier und die gegenseitige Freude stellt für die Freunde eine der großen Erlebnisse dieser Reise dar.
DANKE an alle Freunde und Unterstützer zu Hause!!
Bhubaneshwar, Dorf: Bapuji
Neue Dächer ersetzen die alten undichten Dachplatten
Nachhilfe und Schulunterstützung zeigen sichtbare Erfolge!
Von Patna, der Hauptstadt Bihars, brechen Katja, Katrin und Marika am Morgen des 2. Aprils mit dem Zug auf, um in 21 Stunden die 1000 km nach Bhubaneshwar, der Hauptstadt des Staates Orissa, zurückzulegen. Da es keine anderen Zugtickets gab, mussten sie in Kolkata (früher Kalkutta) umsteigen. Der ankommende Zug hat Verspätung, somit ist die Zeit zum Umsteigen knapp. Die beiden Gleise sind recht weit voneinander entfernt, der Weg unüberschaubar für Fremde und so sind unsere Freunde unendlich dankbar über die Begleitung eines ortskundigen indischen jungen Mannes, der im Eiltempo hilft, den gewünschten Zug zu erreichen. Wie bereits öfter festgestellt, erreichen indische Züge gerne mal eine Länge von einem halben Kilometer und das gesuchte Abteil befindet sich u.U. am entferntesten Ende. Dieses bei über 35 Grad innerhalb von 5 Minuten zu erreichen ist für manch einen durchaus ein körperliche Höchstleistung.
Das Besondere an den nicht-klimatisierten, günstigeren Zügen ist, dass die Fenster die ganze Zeit geöffnet sind, und frische Luft in den Zug geblasen wird. Die Abteile sind meist gut gefüllt mit mehr Leuten, als Tickets vergeben wurden und man fühlt sich schnell als Teil der indischen Gemeinschaft. Nach der langen Reise ist man aber dennoch froh um eine Dusche und ein Hotelzimmer.
Am nächsten Morgen besuchen die Freunde das Dorf Bapuji, eine Stunde von Bhubaneshwar entfernt gelegen. Die Bewohner heißen sie empfangen und die Kinder des Dorfes eilen herbei und berühren zur Begrüßung die Füße der Gäste als Zeichen des Respekts. Die kleine „Musikgruppe“ der Gemeinschaft empfängt die Besucher mit Rhythmen mittels verschiedener Trommeln. Einige Jungen tanzen begeistert dazu. Anschließend führen uns die Kinder verschiedene Darbietungen vor. Einige singen die Nationalhymne, andere tanzen einen traditionellen Tanz. Zu schöner stimmungsvoller Musik werden verschiedene ausdiffernzierte Bewegungen gezeigt. Wir sind angetan und dürfen beim nächsten Lied mittanzen.
Nun zeigen die Kinder, was sie in der Schule gelernt haben. Die Vertreter des FriendCircle WorldHelp können sich anhand der Beantwortung verschiedener Fragen bezüglich der Fächer Hindi, Englisch und Rechnen davon überzeugen, dass sich die Unterstützung der Schulkinder lohnt. Die Kinder freuen sich sehr, ihre Kenntnisse zeigen zu können, und schon die Kleinen präsentieren begeistert englische Gedichte, die sie mit passenden Handbewegungen begleiten. Die Freunde drücken unsere Freude darüber aus, dass die Kinder so gut lernen und sie sehen dürfen, dass die Unterstützung durch den FriendCircle WorldHelp eine Investition ist, die Früchte trägt. Schließlich ist Bildung nahezu das Wichtigste, um den Kindern eine Zukunft und Perspektive im späteren Leben zu ermöglichen. Die Nachhilfelehrerin Mini bedankt sich im Namen aller Schulkinder dafür und ist auch sehr dankbar, dass wir ihr und ihrer Familie durch diese sinnvolle Beschäftigung ein Einkommen ermöglichen. Katja, Katrin und Marika drücken ihre Freude darüber aus, dass Mini die Kinder so gut zu motivieren und disziplinieren versteht, und sehen, dass sie sich über dieses Lob sehr freut. Die mitgebrachten Süßigkeiten, die nun verteilt werden, werden von den Kindern und Jugendlichen natürlich hocherfreut entgegengenommen.
Auch der Junge Krishna, dessen gebrochener Arm bei einem der ersten Aufenthalte mit Unterstützung des FriendCircle WorldHelp operiert wurde, zeigt gute Fortschritte. Dadurch sehen wir, dass sich die monatliche Hilfe, die seiner Familie gewährt wird, lohnt. Der 12- jährige Junge hat nämlich keinen Vater und musste vorher selbst arbeiten gehen, um die Familie zu ernähren. Da dadurch kein Schulbesuch möglich war, bot der FriendCircle WorldHelp der Mutter einen kleinen Ausgleich an, damit Krishna die Schule besuchen kann. Krishna ist sehr glücklich. Sein Traum ist, später selbst ein kleines Geschäft zu eröffnen, um sich und seiner Mutter ein Leben ohne Armut zu ermöglichen.
Anschließend gehen die Freunde auf den Markt und kaufen mit der Nachhilfelehrerin Mini ein. Zuerst wird Schulmaterial besorgt, um die Schulkinder vom Kindergartenalter bis zur 12. Klasse mit Büchern, Heften und Stiften zu versorgen. Die Hygienematerialien gibt es in einem anderen Laden: Seife, Zahnhygienebedarf, Waschpulver, Kämme. Beides unterstreicht die Wichtigkeit des Schulbesuchs für die weitere Zukunft der Kinder. Bei der Verteilung zurück im Dorf bedankt sich jedes Kind artig auf Englisch mit „Thank you“.
Ein weiteres Ziel des Besuches in Bapuji ist es, die undichten Dächer der Bewohner durch neue zu ersetzen. Diese Arbeit wurde bereits im September von Michael, Hans und Christian begonnen. Nun wird ein weiteres Drittel fertiggestellt. In einem Geschäft für Baumaterialien werden Zementwellplatten in verschiedenen Größen im Wert von etwa 1000 Euro gekauft und vom Geschäft in die Leprakolonie geliefert.
Am nächsten Tag können wir die Bauarbeiten begutachten. Die alten, zerlöcherten Dachplatten, die ihren Dienst 20 Jahre lang geleistet haben, werden abgenommen und die neuen Platten auf den Dachstuhl gehievt. Mit Haken befestigen die Dorfbewohner diese. Da die Hütten nicht groß sind, kann auf diese Weise eine Häuserreihe pro Tag fertiggestellt werden. Die gesamten bei diesem Aufenthalt gekauften Zementplatten werden für 10-11 Häuser reichen.
Beim Abschied drücken die Menschen ihren Dank aus, da sie nun wieder unter dichten Dächern leben können, was besonders in der Monsunzeit von elementarer Wichtigkeit ist, um Krankheiten zu vermeiden. Die Freunde versprechen, im August wiederzukommen, um die Arbeiten abzuschließen.
Bericht aus Indien - Delhi, Chakia, Chota Phool
Guten Morgen,
wir wünschen Euch allen frohe Ostern!
Nachfolgend findet ihr den ersten Bericht von Katrin, Marika und Katja. Die drei sind seid einer Woche in Indien und besuchen die Schulprojekte und werden einen weiteren Brunnen bohren.
Schöne Grüße
Frank, Alexandra, Michael, Maria, Peter, Erni, Christian
Delhi
Suppenküche für Straßenkinder
Der erste Tag der Ankunft in Indien wird von Katrin, Marika und Katja aufgrund der Kürze des Aufenthaltes gleich genützt, um für die Straßenkinder unter den Brücken in Delhi die altbekannte „Suppenküche“ zu machen. Wir fahren mit dem Taxi an bestimmte Stellen, begrüßen die Kinder, die uns noch von vorherigen Aufenthalten kennen und laufen mit ihnen gemeinsam an einen nahe gelegenen Essensstand. Dort dürfen sie so viele Portionen Aloo Parantha, mit Kartoffeln gefüllte Pfannkuchen, essen, wie sie wollen. Dazu erhalten sie noch Mangosaft und Kekse. Auch die Eltern sind dabei und freuen sich über eine Mahlzeit. Auf diese Weise können sie das Geld, das sie durch den Verkauf von Blumen zwischen den Autos verdienen, für andere wichtige Dinge nützen. Als wir uns verabschieden, weisen wir sie darauf hin, dass wir nächste Woche nochmal kommen werden.
Am nächsten Tag geht es abends los mit dem Nachtzug nach Patna, der Hauptstadt von Bihar. Dort setzen wir uns in ein Taxi und fahren nochmal drei Stunden nach Muzzafarpur, wo wir unser Lager für die nächsten drei Tage aufschlagen.
Chakia
Neue Kleidung, Schulmaterial und Hygieneartikel ermöglichen Kindern den Schulbesuch
Überprüfung des Schulerfolgs und des Nachhilfeunterrichts
Als nächste Station ihrer Reise besuchen die Freunde die Leprakolonie Chakia im Bundesstaat Bihar. Katja ging es seit der Zugfahrt nicht gut und sie blieb einen Tag im Hotel, um sich auszuruhen.
In Chakia sorgte der FriendCircle WorldHelp, während früherer Aufenthalte dafür, dass die vom Stigma der leprabetroffenen Eltern, belasteten Kinder in die staatliche Schule gehen können. Zwei Mal im Jahr besucht ein Team das Dorf, um den Kindern die dafür notwendige Unterstützung zu gewähren.
Zuerst werden Schulmaterialien (Hefte für Hindi, Mathe und Englisch, Bleistifte, Radiergummis, Spitzer etc.) für die Schüler gekauft. Hygieneartikel wie Seife, Zahnbürsten, Zahnpasta, Kämme etc. gewährleisten ein ordentliches Erscheinungsbild in der Schule, was ein Aufnahmekriterium in der Schule ist. Zudem erhalten die Kinder ein neues Kleidungsstück. All dies ist für die Eltern unmöglich zu kaufen, da sie aufgrund ihrer Behinderung und mangelnder Bildung vom Betteln leben müssen- ein Einkommen, das gerade für das Allernotwendigste genügt. Für die Kinder ist das neue Kleid etwas Besonderes, vergleichbar mit einem besonderen Weihnachtsgeschenk bei uns.
Jeden Nachmittag kommt ein vom FriendCircle WorldHelp engagierter Nachhilfelehrer ins Dorf, um die Kinder zusätzlich zu fördern. Für den Unterrichtsraum wurden Poster angeschafft, die verschiedene Unterrichtsgebiete wie die Zahlen, den menschlichen Körper oder wichtige englische Wörter anschaulich darstellen, um den Kindern das Lernen zu erleichtern. Mit der Unterstützung von Venu, unserem indischen Freund, präsentieren die Kinder ihre Fortschritte. Je nach Klasse sprechen sie das Alphabet auf Hindi und Englisch, die englischen Wochentage oder Monate oder die Zahlen. Manche zeigen ihre Kenntnisse im Einmaleins oder rechnen Aufgaben. Die Kindergartenkinder sitzen in der ersten Reihe vor uns und schreiben eifrig auf kleine Schiefertafeln mit Kreide die Buchstaben auf Hindi und Englisch. Anschließend wischen sie Blätter eines Baumes über die Tafeln, um die Buchstaben wieder zu entfernen.
Wir sind mit den Fortschritten zufrieden. Auch die Anwesenheitsliste, die der Lehrer führt, sieht gut aus. Wir loben die Kinder und sie freuen sich.
Wir fragen nach der Mutter eines Kindes, das vor einem Jahr einen sehr unterernährten Eindruck hinterlassen hat und von uns mit Nahrungsergänzungsmitteln versorgt wurde. Als wir sie sehen, sind wir zufrieden, da sowohl die Mutter, deren Mann leider dem Alkohol verfallen ist und sich nicht so gut um die Familie kümmert, als auch das Kind einen guten Eindruck machen. Sie freut sich über unsere Anteilnahme und unsere Freude über das mittlerweile gesund aussehende Kind.
Zum Abschluss erhalten die Kinder von einem vorbei fahrenden Händler Trauben und Orangen. Dies stellt für die armen Kinder eine Besonderheit dar, da Obst in Indien relativ teuer ist und die zusätzlichen Vitamine sind wichtig für die noch wachsenden Kinder.
Chota Phool
Vordächer vor den Räumen schaffen eine überdachte Küche
Schulmaterial und Hygieneartikel für den Schulbesuch
Überprüfung des Erfolg des Schul- und Nachhilfeunterrichts
Auf der nächsten Station besuchen Katrin, Marika und Katja die Leprakolonie Chota Phool, die etwa zwei Stunden entfernt ist. Dort leben ca. 100 Personen, davon 39 Schulkinder.
In diesem Lepradorf, dessen Häuser aus Beton u-förmig angelegt sind, erhielten die Bewohner bei der letzten Reise einen Teil der Baumaterialien für den Anbau von Vordächern für ihre kleinen Wohnungen. Die Räume sind sehr klein und dunkel. Durch den Anbau von Dächern in den Innenhof erhalten sie einen zusätzlichen „Raum“, in welchem sie kochen können, ohne in der Monsunzeit unter dem Regen zu leiden. Dieses Mal werden die bisher fertig gestellten Dächer begutachtet und das Material für die zweite Hälfte gekauft: Eisenstangen, Ziegelsteine, Zement, Sand. Weiter werden zwei Arbeiter von auswärts bezahlt, die die schwierigen Arbeiten ausführen. Die einfachen Arbeiten erledigen die Männer aus der Kolonie.
Das Material wurde von unseren indischen Mitarbeitern bereits am Vortag bestellt und zum Teil schon geliefert. Somit können wir uns nun schon ein Bild von den Bauarbeiten machen. Es wurden bereits Löcher gegraben, in die die Eisenstangen kommen, die mit Hilfe der Ziegelsteine tragende Säulen für die Zementwelldächer ergeben. Wir sehen, wie die Vorarbeiter mit Hilfe von Richtschnüren gerade Strecken für die Mauern abmessen. Alle Kinder stehen natürlich außen herum und begutachten interessiert das Geschehen.
Auch in diesem Dorf erhalten die Schulkinder das notwenige Schulmaterial sowie die Hygienegrundausstattung, um die Teilnahme am Schulunterricht zu ermöglichen. Wir überprüfen die schulischen Fortschritte der Kinder, indem jedes Kind seine Kenntnisse präsentieren darf. Manche sprechen das Alphabet in Englisch, manche in Hindi, manche sprechen englische Gedichte oder das Einmaleins. Es bestätigt sich uns der Eindruck, dass manche Kinder bessere Fortschritte machen als andere. Die Lehrerin erklärt uns, dass die guten Schüler in die nächste Klasse aufrücken werden, während die anderen die Möglichkeit erhalten, das Gelernte noch zu vertiefen.
Als wir den Jungen sehen, der beim letzten Mal an akuter Lepra litt und von uns auf die ordentliche Einnahme seiner Medikamente hingewiesen wurde, freuen wir uns, denn er ist geheilt! Er hat sich, unterstützt durch die Lehrerin, an unsere Anweisungen gehalten. Lediglich eine leichte Gefühllosigkeit in zwei Fingern ist ihm geblieben. Er freut sich sichtlich, zu sehen, wie sehr uns an seinem Wohlergehen liegt. Man sieht, wie alleine das Gefühl, dass jemand sich kümmert und sorgt, den Menschen wohltut und sie darauf achten lässt, sich besser um sie selbst zu kümmern.
Einige der Kinder haben helle Flecken auf der Haut, was uns auf Vitaminmangel schließen lässt. Dies ist nicht erstaunlich, ist doch frisches Gemüse und Obst teuer und daher nicht oft auf dem Speiseplan der Kinder zu finden. Wir beschließen, in der Apotheke Vitamine zu besorgen, um dem Vitaminmangel entgegenzuwirken und Unterernährung vorzubeugen.
Während wir uns noch mit der engagierten Nachhilfelehrerin unterhalten, kommt eine unbekannte Dame zu uns. Sie stellt sich als Lehrerin einer anderen in der Nähe gelegenen Schule vor, die sich bei uns für unsere Arbeit bedanken möchte. Offenbar stammt sie aus Nepal, lebt aber schon lange hier, und hat mitbekommen, dass die Freunde vom FriendCircle WorldHelp den von der Lepra stigmatisierten Kindern der Kolonie den Schulbesuch ermöglichen. Sie drückt ihren Dank darüber aus, dass wir den Benachteiligten helfen und keine Unterschiede zwischen den Menschen machen, da jeder Mensch gleich ist. Wir freuen uns sehr darüber, dass es auch hier Menschen gibt, die unsere Ansichten teilen und sich die Mühe machen, zu uns zu kommen und mit uns darüber zu sprechen. Die beiden Lehrerinnen tauschen Telefonnummern aus, um sich gegebenenfalls unterstützen zu können.
Beim Abschied versprechen wir den Bewohnern, im Sommer wieder zu kommen. Sie bedanken sich sehr für die Hilfe, die wir den stigmatisierten und benachteiligten Menschen in diesem armen Bundesstaat zukommen lassen, und wir versprechen, den Dank an unsere Freunde in der Heimat zu übermitteln.
Kommentare(1)
Wieder ganz tolle Bilder und Berichte. Da ich selbst schon in den Indien dabei war und die Anfänge in den Schulen vom Bau der Räumlichkeiten, dem Kauf von Schulkleider und Unterrichtsmaterial sowie die Organisation von Lehrkräften erleben durfte, ist es wunderbar zu sehen wie kontinuierlich die Hilfe vom FriendCircle WorldHelp Früchte trägt. Die Kinder sind eifrig und lernen fleißig. Die Schulräume sind gepflegt und man spürt die Freude, Dankbarkeit und Wertschätzung für die Hilfe von Friend Circle. Ein großes Dankeschön an Katrin, Marika und Katja unsere fleißigen Helfer, die es in dieser Etappe möglich machten auf den Weg zur Selbsthilfe weiter zu unterstützen. Auch an all den fleißigen Helfern die schon dabei waren und den tüchtigen Helfern die im Hintergrund arbeiten von Herzen die allerbesten Wünsche ihr seid super, spitze, klasse, toll
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