Unterstützung für Flüchtlinge in Kurdistan

Direkthilfe vor Ort in Flüchtlingslagern

KURDISTAN

Wir betreten eines der Zelte in den Flüchtlingslagern. Eine Familie sitzt auf dünnen Schaumstoffmatten am Boden. Vater, Mutter, zwei Töchter. Die Eltern beide um die 35 Jahre alt. Die Töchter ca. 14 und 16. Sie lächeln freundlich. Die wenigen Dinge im Inneren der Unterkunft sind geordnet.

Schwarzer Tee in kleinen Gläschen wird serviert. Blicke sagen manchmal mehr als Worte.
Wir warten, lassen den Augenblick auf uns wirken. Genau in diesem Moment ist alles friedlich, unschuldig, voller Hoffnung.

Unsere Begleiter Baderkhan und Jomaa stellen uns vor.
Es birgt etwas Erhabenes in sich, wenn die großen dunklen Augen uns ihre ungeteilte  Aufmerksamkeit schenken.
Dieser Moment ist für uns alle kostbar, denn gleich- wenn die Sprache kommt- wird er fortgehen...

 

Eine Ode an das Leben:

„Bevor du sprichst, du Mutter von diesen schönen Töchtern, lass’ uns über die zarten Kräuter vor dem Zelteingang sprechen. Woher bekamst du den Samen? Wann gibst du ihnen das benötigte Nass, um ihren Durst zu stillen und welchen Schutz bist du in der Lage ihnen zu bieten, angesichts der sengenden Hitze in der arabischen Mittagsglut?“

„Oh Fremder, danke dir, dass du am Tun in meinem Leben Anteil nimmst. Wisse, dass alles mir vom Leben selbst gegeben wurde.

Ob von Osten oder von Westen her der Wind die benötigten Gaben bringt in meine Hände- sie werden tun, bis meine Kraft am Ende.

Was ist’s dann, was du wissen möchtest?

Ist’s der Grund? Die Wurzel allen Lebens?

Die Erfahrung lehrte mich, dass es nur die Liebe ist, die am Morgen meinen Körper, meinen Geist neu erstarken, neu beginnen, neu wirken lässt.

So gebe ich in andre’ Hände, was ohnehin nicht mein.

Ich lasse gehen, was eines Tages gehen wird.

Ich danke für das Kommen und auch für das Gehen.

Und weiß, dass Vergehen ebenso Teil des Lebens ist.“

 

Leise beginnt die Mutter:

„Unser Dorf wurde besetzt. Wir hatten Angst, große Angst. Es war der ..August 2014. Jeder nahm ein paar wichtige Dinge unter den Arm und gemeinsam fuhren wir mit dem klapprigen Auto Richtung Berge. Wir dachten, dass wir dort den besten Schutz vor den Rebellen hätten. Nach gut zwei Stunden und 10 Minuten blieb unser Fahrzeug stehen- Benzin leer.

Wir stiegen aus, gingen zu Fuß weiter. Vielleicht vier Stunden, meine Füße schmerzten. Auch Nachbarn und Verwandte waren auf der Flucht.

Das Wasser musste eingeteilt werden, wir wussten nicht, wo wir unsere Flaschen das nächste Mal auffüllen könnten.

Kinder und Babys weinten auf den Armen ihrer Eltern.

Niemand dachte an morgen- dafür war keine Zeit. Einzig und allein das Entkommen war, worum es ging.

Ich weiß nicht, wie viele Tage wir in den Bergen blieben, bis wir dann über die verschiedenen Check-points hier in das Lager nach Duhok (Stadt in Kurdistan) gelangten.

Alle, die hier in Zelten leben, teilen ein ähnliches Schicksal. Die meisten Familien haben Angehörige verloren. Wo sie sind weiß niemand. Ob sie noch leben? Wir hoffen es.“

 

Einen Moment lang ist es still. Die Augen der Frau werden glasig. Sie entschuldigt sich, geht nach draußen.

„Wir wissen nicht“, spricht der Vater weiter, „was mit unseren beiden Söhnen passiert ist. Wir hoffen, dass sie eines Tages nach Hause zurückkommen.“

Auch die Stimme des Vaters versiegt. Die Atmosphäre wird schwerer und jeder in der kleinen Zeltunterkunft scheint gerade an das Gleiche zu denken.

„Zuhause“ - das wird nicht der Ort sein, an welchem sie einmal gemeinsam lebten. Wo der Vater einer geregelten Arbeit als Zimmermann nachging, die Mutter sich um den Haushalt kümmerte und die Kinder nach der Schule die Ziegen hüteten oder sich im Haus nützlich machten.

„Zuhause“ ist gerade nur dieser Moment und ob er eine Zukunft hat, und wenn ja, welche, ist ungewiss...

 

 

 

 

 

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September 2020 - Seit heute morgen sind Michael und Alexandra unterwegs nach Kurdistan. Mit im Gepäck viele Mützen und Schals...(werden vor dem kommenden Winter verteilt!)
Gut in Erbil gelandet. Auf dem Weg nach Dohuk kurze Pause bei einem Tee-Geschäft.
Unser Freund Baderkhan machte ebenfalls „die Nacht durch“, aber ein Kaffee bringt neue Energie.
Wenn du deine Lieben vielleicht nie mehr bei dir haben wirst... 
Mutter Gauri zeigt Fotos ihrer Kinder, die vermisst sind.
Random“- ein Flüchtlingscamp...
Wir haben 43 Grad.
Gauri (heißt ebenfalls Gauri) ist 55 Jahre alt. Sie vermisst ihre Tochter. Am 03. August 2014 wurde sie vom Islamischen Staat gefangen genommen.
Sie hofft, dass ihre Tochter Samia eines Tages fliehen und zu ihr nach Hause zurückkehren kann.
In diesem Markt werden Gutscheine gekauft, um diese an Mütter und Kinder auszugeben, welche ihre Männer bzw. Väter durch den Krieg verloren haben.
Pakiza vermisst ihren Ehemann. Er kam bei einem Gefecht um.

Ihre zwei kleinen Kinder ernährt sie, indem sie von fünf Uhr früh bis 12 Uhr mittags auf den Feldern eines Bauern mitarbeitet. Pro Tag verdient Pakiza drei Euro. 
Allerdings nur im Sommer- wenn es Arbeit gibt...
Improvisierte Küche- hier Reinigung des Geschirrs.
Alle packen mit an.
Frau Chane vermisst seit Jahren Söhne und Enkelkinder.
Aus den Erzählungen derer, die nach Hause zurück gekommen sind, weiß sie, was Menschen, die sich in Gefangenschaft befinden, erdulden müssen.
Mit traurigen Augen, die wohl viele Tränen vergossen haben, sagt sie:
„Ich hoffe, dass meine Lieben tot und somit erlöst sind. Ich kann die Vorstellung, wie es ihnen ergehen mag, nicht mehr ertragen.“
Großmutter Shalina wohnt ganz alleine in ihrem Zelt.
Seit sie sich ein Jahr lang in der Gefangenschaft des IS befunden hat, verlässt sie ihre Unterkunft nur noch, wenn es unbedingt sein muss.
Über die dicke Decke, die sie im Winter gut verwenden kann, freut sie sich sehr...
Die kleine Olia ist körperlich stark eingeschränkt. Sie braucht regelmäßig Medikamente...
In vielen Zelten und Unterkünften wird ein Zuschuss für Medikamente oder für notwendige Operationen gegeben.

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