Hilfsreise nach Indien

Reise vom 05.11. bis 13.12.2012

Flüge für nächste Reise gebucht

10/04/2012

Guten Abend,

nachdem es hier im Tagebuch die letzten Wochen etwas ruhiger war, hier nun die neuesten Informationen. In der Garage von Alexandra und Frank lagern inzwischen fast 2.000 selbstgestrickte Mützen, reisefertig in Transportsäcken verpackt! Wow, was für eine Menge

Anreise nach Indien - 1. und 2. Tag

11/06/2012

1. Tag, Montag den 05.11.2012

Hallo,

heute sind wir, Ingrid, Alexandra und Frank, um 15:40 Uhr in Bamberg Richtung München losgefahren. Um 18:00 Uhr erreichen wir unseren Parkplatz in der Nähe des Flughafens und laden das Gepäck in den Shuttlebus. Als wir fertig sind, fragt uns die Fahrerin ungläubig „und das war alles in dem Auto?“. Neben dem persönlichen Gepäck haben wir sieben (!) Säcke und Taschen mit Mützen dabei, ca. 130 kg, unser Berlingo war voll bis unters Dach.
Am Check-In Treffen wir Christian, der aus Wien mit dem Zug angereist ist, damit ist unsere Gruppe komplett. Sebastian, unser Kameramann vom letzten Mal, ist schon in Delhi und wird dort zu uns stoßen.
Nach kurzer Begrüßung schildern wir einer der Damen von Emirates unsere Sonderwünsche und sie ist gerne bereit, an einem der noch geschlossenen Schalter unser Gepäck zu wiegen. Mit dem persönlichen Gepäck haben wir in Summe 11 Taschen + vier mal Handgepäck. Jeder von uns darf 30 kg als Gepäck aufgeben + 10 kg extra, Dank unseres Antrages an die Fluggesellschaft. In Summe dürfen wir also 160 kg mitnehmen + je 7 kg Handgepäck. Es wird spannend, Christian und Frank heben Tasche um Tasche auf die Waage. Dann – lange Gesichter, die Waage zeigt zu viel an! Mist, Frank hatte doch wohl etwas optimistisch gerechnet. Beim Einladen in der Garage in Bamberg hatte die elektronische Waage leider den Geist aufgegeben und Frank hatte das Gewicht geschätzt...
Übergewicht kostet normalerweise 30 Euro pro kg. Inzwischen hat Alexandra zwei Newsletter verteilt und wir haben vom Inhalt unserer Taschen erzählt. Begeisterung macht sich breit, als wir einige Mützen aus dem Gepäck ziehen.
Die freundliche Dame am Check-In rät uns, ins Handgepäck umzuladen.
Nach einiger Aufregung können wir die Taschen wieder auf die Waage stellen und eine nach der anderen verschwindet auf dem Gepäckband – alles fliegt einfach mit. Das ist ein toller Auftakt für diese Reise....

2. Tag, Dienstag den 06.11.2012

Guten Morgen,

vor zwei Stunden sind wir gut in Dubai gelandet. Als wir aus dem Flugzeug steigen und die Gangway hinunterlaufen, empfängt uns die aufgehende Sonne und es ist angenehm warm. Beim Einstieg in den wartenden Bus zum Terminal haben wir das Gefühl in einen Kühlschrank zu laufen – die warmen Jacken aus Deutschland sind plötzlich wieder willkommen...
Auf dem Weg zum Transfercounter passieren wir den Sicherheitscheck. Leider muss sich Ingrid hier von ihrem Taschenmesser aus dem Handgepäck verabschieden – in Deutschland war es noch zu klein um Schaden anzurichten, in Dubai gilt dies nicht mehr. „Alles ok, alles ok, you can go on, alles ok“ sagt der freundliche Mann – naja knurren wir, von wegen alles ok, das Messer ist futsch ;-)
Leider haben wir acht Stunden Aufenthalt, günstige Flüge sind nicht immer praktisch. Wir bekommen jedoch vier Gutscheine für ein Essen und suchen uns dann vier der Liegestühle, die es hier im Terminal gibt, die frei sind, um auszuruhen. Die Nacht ist kurz. Heute Abend um acht Uhr Ortszeit werden wir in Delhi ankommen, leider zu spät um gemäß Alexandra’s Plan noch die ersten Besorgungen zu machen...

Schöne Grüße an alle in der Heimat!
Frank, Christian, Ingrid und Alexandra

In Delhi angekommen - neue Galerie

11/06/2012

Wir sind gut in unserem Hotel in Karol Bagh, Delhi angekommen. Alle Taschen sind wohlbehalten am Flughafen eingetroffen und keiner der Zöllner hat sich beim Verlassen des Flughafens für uns und unser Gepäck interessiert

07.11. - in Delhi

11/07/2012

Bericht aus Indien vom 07.11.2012

Guten Abend,
heute haben wir den Tag genutzt, um alle Vorbereitungen für die weitere Reise nach Orissa und Bihar zu treffen. Nach einem kurzen Frühstück im Hotelzimmer mit mitgebrachtem Müsli und leckerem indischen Chai ging es los. Im schnellen Schritt ging es in Richtung der ersten Anlaufstation, ein "Kleidergeschäft" im indischen Stil. Begleitet vom typischen indischen Verkehrslärm: die Fahrer der Threewheeler (Motorradrikshas), Motorräder und LKW's benutzen hier die Hupe zur Kommunikation, laufen wir durch die Straßen. Immer wieder sehen wir hier schon Menschen, die ihr Geld durch Betteln verdienen müssen. Viele von ihnen mit körperlichen Gebrechen. Einige von ihnen bekommen eine Gabe von uns.
Dann erreichen wir den Stadtteil mit den Geschäften, die Alexandra von den früheren Aufenthalten gut bekannt sind. Auf dem Foto seht ihr Ingrid, Alexandra und Christian im Kleidergeschäft bei der Auswahl der Stoffe. Der Eigentümer führt es in der dritten Generation. Während der Auswahl der Stoffe wird der Schneider telefonisch verständigt. Die drei Punjabis (indische Kleidung bestehend aus einer bequemen Hose, dazu passendes Oberteil und einen Schal) für Ingrid sollen schon morgen früh fertig sein.
Nach der Auswahl und den Preisverhandlungen, die Alexandra echt indisch führt, nimmt der Schneider Maß und verspricht alles morgen früh im Geschäft anzuliefern...
Weiter geht es in einen Laden, wo wir indische Sim-Karten besorgen. Der garagenähnliche Laden ist in Sachen Schnelligkeit und Service Spitzenklasse. Die fehlenden Passfotos werden für 30 Rs (ca. 42 Cent) vor Ort nebenher mit einer kleinen Digitalkamera angefertigt. Jetzt sind wir gerüstet, indem alle mit eigenem Handy telefonieren können, falls wir uns im Gewühl verlieren sollten. Weiter geht es zu einem der großen Einkaufszentren, um die fehlenden Dinge für die lange Zugfahrt zu kaufen.
Die großen Strecken legen wir mit der Metro zurück, was sehr bequem ist, da es keinen Stau gibt. Nach einem Mittagessen um drei Uhr

08.11. - Abreise in Delhi und unterwegs im Zug

11/09/2012

4. Tag, Donnerstag den 08.11.2012

Heute schlafen wir etwas länger, um für die kommenden Tage und die Zugfahrt noch etwas Kraft zu tanken. Nach dem Frühstück im Hotelzimmer packen wir alles Gepäck zusammen und Alexandra spricht mit dem Hotelmanager wegen der Verwahrung der Mützen. Zwei Taschen nehmen wir mit nach Bihar zu den Kindern, die wir dort zur Schule schicken, da es in Bihar im Winter auch auf etwa 5 bis 8 Grad am Tag abkühlt. Die restlichen fünf Säcke werden in einem Abstellraum des Hotels sicher verstaut.
Das restliche Gepäck verladen wir in das bestellte Taxi. Nach ein paar Versuchen geht der Kofferraumdeckel doch noch zu und drei Taschen landen auf dem Gepäckträger.
Einer alten armen Bettlerfrau, die vorbeikommt, schenken wir eine Mütze, worüber sie sich riesig freut. Dann geht es los: erst zum Geld-Umtauschen an einem Ort, wo wir den besten Kurs bekommen und dann noch zum Schneider, wo wir Ingrids Punjabis abholen.
Der Schneider erwartet uns schon. Während Ingrid die Punjabis begutachtet, kleidet Alexandra nebenan einen Ragpicker (Müllsammlerjungen) ein. Die alte Kleidung des jungen Manns ist bretthart vor Schmutz und die Knöpfe des Hemdes sind kaum zu öffnen, so dass Alexandra einen Knopf abreißen muss (siehe Foto).
In einem weiteren Geschäft bekommt der junge Mann noch neue Schuhe, da bei den alten die Sohle schon völlig abgelaufen ist. Er bedankt sich und verschwindet wieder in der Menschenmenge...
Wir gehen zum Bahnhof, wo unser Taxi mit dem Gepäck wartet. Mit Hilfe zweier Gepäckträger wollen wir unsere Taschen auf den Bahnsteig bringen, wo der Zug bereits beladen wird. Die Preisverhandlung ist langwierig und hart, mehrfach klemmen wir uns selbst alle Taschen unter den Arm und beginnen loszulaufen, bevor der Preis endlich in einer akzeptablen Höhe vereinbart werden kann. Wenige Minuten vor der Abfahrt ist auch Sebastian mit den Zugtickets da. Sein Gepäckträger bekommt dank Geetas Verhandlung noch viel weniger, den Preis, den Inder normalerweise bezahlen...
Um kurz nach fünf verlässt der Rajdhani Express den Hauptbahnhof Dehlis in Richtung Bhubaneshwar, die geplante Fahrtzeit beträgt 24 Stunden.
Der Zug ist pünktlich und um 19:30 Uhr erreichen wir unser Hotel. Das erste hat leider schimmelige Zimmer, das zweite ist zwar feucht aber ok.. Im "Jungszimmer" wird noch ein Klappbett (indisches Klappbett = Brett mit Füßen) aufgebaut und die Akkus angeschlossen, dann gehts zum Abendessen.

Link zur Galerie:
http://www.freundeskreis-indienhilfe.com/de/galerie/india-0411-13122012

09.11. - Ankunft in Bhubaneshwar

11/10/2012

5. Tag, Freitag den 09.11.2012

Ingrid berichtet aus Indien:

Im Zugabteil angekommen verstauen wir unsere sieben großen Taschen und das Handgepäck im einem Achter-Abteil, welches wir uns mit vier Indern mit ähnlicher Gepäckmenge teilen. Für mich immer unglaublich, wie es möglich ist auf engstem Raum dies alles unterzubringen.
Die Nacht wird mit unterschiedlichen Motor

10.11. - Verhandlung in Bhubaneshwar und Fahrt nach Paradip

11/10/2012

6. Tag, Samstag der 10.11.2012

Nach einer ruhigen Nacht in Bhubaneshwar treffen wir am Morgen Venu, unseren indischen „Manager“. Er ist morgens um halb vier mit dem Zug eingetroffen und freut sich überschwänglich Alexandra und Christian wiederzusehen. Auch Ingrid und Frank werden sehr freudig begrüßt und in die Arme geschlossen. Venu ist eine große Stütze für die Arbeit, da er alle Leprakolonien in Indien kennt und diese regelmäßig besucht. Er ist Organisator, Übersetzer, Ideengeber und Stütze zugleich – ein echter Manager...
Darüberhinaus ist es noch ein großer Vorteil für unsere Arbeit, dass wir die bereits vorhandene organisatorische und personelle Struktur der Leprakolonien auch für unsere anderen Projekte wie den Bau der Pipeline für die vier nicht von Lepra betroffenen Dörfer nutzen können.
Nach dem Frühstück planen Alexandra und Venu mit Hochdruck die Reisedetails für die weiteren Stationen. Da Diwali, das Lichterfest vor der Tür steht, ist es wichtig die Züge bereits jetzt zu planen und die Tickets zu kaufen.
Aufgrund der Entfernungen und der Tatsache, dass wir am 28.11. wegen der Rückreise von Christian und Ingrid wieder in Delhi sein müssen, ist es schwierig die vielen Stationen für die Projekte unter „einen Hut zu bekommen“, aber wir wollen es versuchen. Nach langen Diskussionen mit der Travel Agency gleich neben dem Hotel ist die beste Lösung gefunden, sowohl betreffend der Reisekosten als auch der Reisezeiten.
Nun steht einer der wichtigsten Punkte dieser Reise auf dem Programm – die Verhandlung über die Wasserpumpe und den –filter für die 1-Kilometer-lange Wasserleitung. Wir sind extra dafür als erste Station nach Bhubaneshwar gereist, dies ist die Hauptstadt von Orissa. Nur hier gibt es die Möglichkeit, eine solche Pumpe zu beauftragen. Nach dem Mittagessen fahren wir mit Venu zu der Firma, die speziell für die Bedingungen vor Ort die Pumpe anfertigen soll. Der indische Wasserbauingeneur, der uns kostenfrei bei der Durchführung des Projektes unterstützt, hat bereits die notwendigen Spezifikationen festgelegt.

10.11. - Teil 2 - Bhubaneshwar

11/11/2012

6. Tag, Samstag der 10.11.2012

Teil 2:

Im „Pümpli-gschäfft“ (= fränkisch, Michael hatte bei der letzten Reise das Pumpengeschäft so getauft) werden wir sehr freundlich empfangen. Der Inhaber hört sich unser Anliegen an und fragt gezielt nach. In einem langen Gespräch wird die weitere Vorgehensweise Schritt für Schritt besprochen. Der „Wassermann von Orissa“ (so steht es auf seiner Visitenkarte) ist für indische Verhältnisse ungewohnt strukturiert. Dies gibt uns ein gutes Gefühl für die Zusammenarbeit.
Die angestrebte Lösung für die Pumpe soll simpel, zuverlässig und für den weiteren Unterhalt kostengünstig sein. Wir vereinbaren einen Ortstermin am nächsten Tag. Obwohl dies ein Sonntag ist, versichert uns der Inhaber des Pumpengeschäftes, dass einer seiner Mitarbeiter die drei Stunden zu dem Ort des Pipelinebaus anreisen wird. Er soll sich ein Bild der Situation vor Ort machen und so die fehlenden Informationen für die endgültige Pumpenauswahl beisteuern.
Zufrieden mit dem Zwischenergebnis fahren wir am späten Nachmittag zurück ins Hotel wo wir umgehend unsere Sachen packen und aus-checken. Die Beladung des Taxis ist eine größere Aktion. Wir sind mit Fahrer acht Personen und da wir auch Mützen für eine Leprakolonie in Bihar mitführen, ist unser Gepäck reichlich. Alle großen Taschen werden auf dem Gepäckträger verstaut, insgesamt neun Packstücke! Um kurz nach sechs, es ist bereits stockfinster, fahren wir los in Richtung Paradip. Die Fahrt über den indischen Motorway ist ein Erlebnis. Es geht zweispurig in beide Richtungen, alle 500 Meter gibt es eine Möglichkeit über die Gegenfahrbahn abzubiegen. Alle fahren zwar vorsichtig und diszipliniert, aber nach deutschen Maßstäben völlig durcheinander und chaotisch. LKW, PKW, Fahrräder, Fußgänger und Kühe sind unterwegs, die letzten drei natürlich ohne Licht. Wir haben großen Spaß an den Kühen, welche mit stoischer Gelassenheit auf dem Mittelstreifen, am Rand der Fahrbahn oder sogar mitten auf der Straße, einzeln und in Gruppen herumliegen und wiederkäuen. Wir haben den Eindruck sie schauen „Kuh-Fernsehen“ und das Programm scheint erst spät in der Nacht zu enden.
Spät erreichen wir unser Hotel in Paradip, wo Alexandra noch schnell einen satten Rabatt auf den Zimmerpreis aushandelt, dann fallen wir nach einem kurzen Imbiss müde in die Betten.

Fotos folgen noch, unsere Internetverbindung ist hier leider für europäische Verhältnisse unglaublich langsam...

11.11. - Projekt Wasserleitung

11/11/2012

7. Tag, Sonntag der 11.11.2012

Nach dem Frühstück im Zimmer, wir haben unser eigenes Buffet mit Haferflocken, Rosinen, Nüssen und Babybrei dabei, fahren wir mit kleinem Gepäck zu den vier Dörfern. Der Empfang ist herzlich. Die Bewohner haben ein Willkommensschild aufgehängt und einen Versammlungsplatz vorbereitet. Zuerst machen wir jedoch einen Rundgang durch das Dorf, welches am nächsten zu der Pipeline angesiedelt ist. Anschließend sitzen wir mit den Abgesandten der Dörfer, die in Summe ca. 3.000 Einwohner haben, unter dem Versammlungsdach und sie berichten, was seit dem letzten Besuch passiert ist. Der Monsunregen war sehr stark und es hat seitdem untypischerweise weiterhin viel geregnet. Die erste Ernte ist daher durch zu viel Wasser bereits zerstört. Durch die Überschwemmung stagniert auch die Verlegung der Rohre. Für den Moment haben sie jedoch genug Wasser. In ca. einem Monat beginnt die trockenere Zeit, ab der an der Baustelle wieder weitergearbeitet werden kann. Die neue Planung ist daher, dass alle Rohre bis Februar verlegt sein sollen.
Die noch fehlenden Arbeiten (Restliches Verlegen der Rohre, Bau des Pumpenhauses, Verlegung der Stichleitungen) werden von den Dorfbewohnern in Eigenleistung gemacht.
Nach der Versammlung fahren wir gemeinsam zum Fluss wo der Beginn der Pipeline ist. Der angereiste Techniker des Pumpengeschäftes nimmt an der Begehung teil und betrachtet aufmerksam die Gegebenheiten.
Leider erwartet uns auch hier ein kleiner Rückschlag. Das zweite Rohr, welches unter dem Weg am Fluss verlegt wurde, sieht beschädigt aus. Entweder wurde es beim Verlegen geknickt oder durch überfahrende Fahrzeuge gequetscht. Venu und Alexandra beschließen, für morgen einen Ortstermin mit dem Wasserbauingenieur anzuberaumen. Dieser berät uns kostenfrei und hat seine Unterstützung zugesichert.
Leider konnte er zu dem heutigen Termin nicht kommen.
Inzwischen ist es früher Nachmittag. Wir verlassen den Ort und fahren eine halbe Stunde in den nächst größeren Ort, um etwas zu essen. Das Mittagessen um halb drei schmeckt gut und ist bisher das günstigste, umgerechnet 1,35 Euro pro Person. Es gibt Reis, Dal, Gemüse, Chapatis und Naanbrot, dazu Wasser aus der Flasche. Den Mäusedreck auf der Fensterbank nehmen wir erst nach dem Essen wahr...
Auf dem Rückweg zu den Dörfern kaufen wir an mehreren Straßenständen Kekse für die Kinder in den Dörfern. Der Einkauf dauert einige Minuten, einer der Verkäufer muss den Nachbarn für die Addition der Preise der zwölf Packungen um Hilfe holen, da solch große Mengen üblicherweise nicht verkauft werden.
Die Dämmerung beginnt, als wir wieder den Ort erreichen und nun in das zweite Dorf fahren. Während Ingrid und Frank Kekse verteilen und mit den Kindern scherzen, halten Venu und Alexandra eine weitere Besprechung mit den Dorfbewohnern ab.
Morgen früh um zehn Uhr werden sie sich alle versammeln und wir wieder vor Ort sein. Dann müssen die notwendigen Schritte besprochen und vereinbart werden, damit im Februar das Wasser fließen kann, pünktlich zum Beginn der Trockenheit.
Zurück im Hotel wird unser Fahrer über die geplante Abfahrtszeit morgen informiert und wir erreichen müde unsere Zimmer. Ingrid hat heftige Kopfschmerzen, Sebastian immer noch vom Smog in Delhi Lungenprobleme und Magenschmerzen und Alexandra ist von den Klimaanlagen erkältet, die im Auto wegen der Frischluft notwendig sind. Auch im Zimmer ist die Anlage nachts zumindest zeitweise wichtig, da wir wegen den Mosquitos keine Fenster öffnen können. Auch wenn die Insekten kein Licht in unseren Zimmern sehen, so riechen sie uns doch und kommen in Scharen herein, um europäisches Blut zu schmecken... Jetzt noch Wäschewaschen und Tagebuch schreiben, dann können wir schlafen gehen.
Liebe Grüße aus Orissa an zu Hause und gute Nacht!

12.11. - 2. Teil Pipelineprojekt und Rückreise nach Bhubaneshwar

11/13/2012

8. Tag, Montag der 12.11.2012

Am nächsten Morgen fahren wir wieder von Paradip zu den Dörfern (Fähnchen Nummer drei auf der Karte). Dort treffen wir uns mit dem Komitee (Abgesandte aller Dörfer) und zwei Regierungsmitarbeitern. Leider haben die starken Regenfälle und die später einsetzende Trockenheit unseren Plan, die Pipeline während dieses Aufenthaltes fertigzustellen, durchkreuzt. Wir wollen nun alles daransetzen, dies bis Ende Februar zu schaffen, denn dann kommt die wichtige Phase, wo die Bewohner die Bewässerung brauchen, um bis Ende Juni eine gute Ernte zu erhalten. Wenn der Monsun dann im Juli/ August einsetzt und durch die Überschwemmung wieder viel zerstört wird, haben sie dann in den Lagerräumen zumindest so viel Vorrat, dass sie nicht hungern müssen. Für uns bedeutet dies, dass wir jetzt viel Organisatorisches regeln müssen.
Zuerst besprechen wir die weitere Vorgehensweise für den elektrischen Anschluss des noch zu bauenden Pumpenhauses. Anschließend wird mit dem Wasserbauingenieur und den Technikern der Dorfbewohner das noch notwendige Material zusammengeschrieben. Es werden einige stabile Rohre für die Überfahrten an den Wegen und Straßen benötigt. Dazu kommt noch der Bedarf an Rohren für die Stichleitungen zu den Dörfern. Während Venu sich um die Fertigstellung der Liste kümmert, fahren wir in das vierte Dorf, welches wir gestern noch nicht besucht hatten.
Schnell werden die Bewohner auf dem Platz vor der Schule und dem kleinen Hindutempel versammelt. Ingrid und Christian verteilen Kekse an die Kinder.
Uns werden eilig herbeigeschaffte Plastikstühle angeboten, während alle anderen nach indischer Sitte auf dem Boden Platz nehmen.
Einer der Dorfvorsteher hält eine Ansprache. Wir verstehen nur wenige Bruchstücke, aber die Rede scheint sehr überschwänglich und emotional zu sein. Dann wird Alexandra gebeten eine kurze Ansprache zu halten. Sie dankt den Bewohnern für ihr Kommen und erklärt die Prinzipien des FriendCircle WorldHelp. Die Rede wird etappenweise in Englisch übersetzt. Als sie über das Projekt der Pipeline und das bisher Erreichte und die weitere Arbeit, zu sprechen kommt, wird sie immer wieder von Applaus unterbrochen. Die Stimmung wird sehr emotional und wir spüren wie wichtig das Wasserprojekt für die Bewohner ist. Die Menge schaut uns sehr dankbar an und wir werden mit Lob und Gesten der Dankbarkeit überschüttet.
Leider müssen wir uns schon wieder verabschieden und wir eilen zurück zum Versammlungshaus um Venu abzuholen. Wir fahren ein letztes Mal in das erste Dorf wo Alexandra und Venu die letzten Absprachen treffen. Dann heißt es Abschied nehmen. Eine erblindete Frau drückt Ingrid dankbar an sich und weint, die Szene berührt uns alle sehr. Beim Hinausfahren passieren wir noch einmal eines der Willkommensschilder, ein mit bunten Farben auf ein Bettuch gemaltes „Welcome“ für die ausländischen Freunde und biegen auf die Straße Richtung Bhubaneshwar...

Inzwischen ist es fast halb vier und wir haben seit dem Haferflockenfrühstück nichts gegessen. In dem Restaurant vom Vortag nehmen wir ein schnelles Mittagessen ein. Per Telefon informieren wir den Inhaber des Pumpengeschäftes über unsere Ankunftszeit und fahren dann weiter in der Dämmerung zurück nach Bhubaneshwar. Zuerst ist es ruhig im Fahrzeug, Sebastian bearbeitet schon die ersten Videosequenzen an seinem Laptop, die anderen dösen und sind in sich versunken.
Als wir uns der Hauptstadt von Orissa nähern belebt sich der Verkehr, die Straßen sind voll mit allen Arten von Fahrzeugen und die Häuser sind festlich geschmückt.
Morgen ist Diwali, das Lichterfest. Einer der drei großen Feiertage in Indien, der für alle Religionen gilt. Vielleicht vergleichbar mit Weihnachten bei uns...
Um kurz nach halb acht erreichen wir das Pumpengeschäft. Der Inhaber freut sich, uns wiederzusehen. In der Zwischenzeit hat er auch unsere Internetseite besucht und einen Eintrag bei Facebook über den FriendCircle WorldHelp gemacht. Zwölf „Likes“ hatte er schon bekommen...
Während seine Mitarbeiter ein Angebot gemäß unserer Liste vorbereiten, tauschen sich die anderen über die Erlebnisse aus. Als der Bedarf geklärt sind, beginnt eine lange Preisverhandlung. Der „Waterman von Orissa“ möchte unser Projekt auch unterstützen und so nähern wir uns langsam an. Unser Ziel ist, die Rohre bis zur Baustelle kostenfrei geliefert und neben der Installation der Pumpe auch professionelle Supervision der Fertigstellung der Hauptleitung zu bekommen.
Kurz nach zehn sind sich Alexandra, Frank und Herr Pradipta Kishore Mishra, der Firmenbesitzer, handelseinig.
Es gibt große Heiterkeit als der „Wassermann“ anmerkt, dass wir ihn weiter runtergehandelt haben, als er sonst je bereit gewesen ist und Frank mit „That’s India“ („Das ist Indien“) antwortet, Rollentausch ;-) Der Firmenbesitzer lacht daraufhin herzlich.
Wir leisten eine Anzahlung. Eine Quittung wird von den Mitarbeitern von Hand auf das firmeneigene Briefpapier geschrieben und wir eilen zum Hotel. Um kurz vor dreiundzwanzig Uhr sind wir endlich da. Während zwei das Auto entladen, bestellt der Rest im Restaurant ein kleines Abendessen.
Alle sind erschöpft, aber zufrieden mit dem Tagesergebnis.
Beim gemeinsamen Abendessen erfahren wir, dass Alexandra unsere gesamte Essensbestellung am Mittag im Restaurant unserem Taxifahrer diktiert hatte, da sie wohl aufgrund ihrer ständigen Niesattacken den Fahrer nicht mehr vom Kellner unterscheiden konnte.
Dieser hatte geduldig zugehört und freundlich mit dem Kopf genickt. Als sie sich wunderte, warum er sich keine Notizen macht, hat das Gelächter von Ingrid und Christian den Irrtum aufgedeckt...
Nach Mitternacht finden wir endlich Schlaf. Morgen früh nach acht Uhr beginnt unsere ca. dreißig -stündige Reise mit Zügen und Taxi in in die Nähe von Motihari in Bihar. Dort besuchen wir die Chakkia Leprakolonie

Liebe Grüße nach Europa!
Frank, Christian, Ingrid, Alexandra, Sebastian und Venu

13.11. - Fahrt nach Bihar

11/15/2012

9. Tag, Dienstag der 13.11.2012

Heute geht es endlich wieder allen halbwegs besser. Die Erkältungen, Hals- und Kopfschmerzen sowie der Husten und die Niesattacken der verschiedenen Mitglieder unserer Gruppe sind deutlich weniger geworden. Nach dem üblichen Frühstück (Haferflocken mit Babybrei, Nüssen und Rosinen) fahren wir zum Bahnhof und steigen in unseren ersten Zug. Dieser ist überraschenderweise wegen dem Feiertag Diwali (Lichterfest) nur spärlich besetzt und wir breiten uns über drei Abteile aus. Das ist sehr angenehm, da wir nun schlafen und/oder arbeiten können, ein guter Auftakt für die ca. dreißig-stündige Reise. Die Strecke ist elektrifiziert und der Zug fährt teilweise bis ca. 140 km/h schnell. Die Türen der Waggons lassen sich auch hier problemlos während der Fahrt öffnen, hier gibt es keine Sicherheitsvorkehrungen wie in Europa an jedem Zug. Neben den Gleisen sitzen und laufen dauernd Menschen, vor allem in der Nähe von Siedlungen. Das wichtigste an den Loks scheint daher das Horn zu sein ;-) An den Bahnübergängen warten in der Regel Trauben von Fahrzeugen, in der ersten Reihe warten mindestens sechs Stück nebeneinander bei einer eigentlich einspurigen Straße- Indien Live.
Die Fahrt tagsüber ist ohne große Ereignisse und so nutzen wir die Zeit um auszuruhen.
Um kurz nach elf Uhr in der Nacht erreichen wir Gaya (im Bundesstaat Bihar). Dort müssen wir unseren schönen Zug verlassen und umsteigen. Wir wuchten unser Gepäck aus dem Zug auf den Bahnsteig und freuen uns, schon von einem von Venu’s Kontaktmännern aus dem Bundesstaat Bihar empfangen zu werden.
Der Empfang ist sehr herzlich, obwohl wir uns noch nie gesehen haben.
Wir stellen das Gepäck eng zusammen und machen es uns so bequem wie möglich. Der Aufenthalt wird vier Stunden dauern, mitten in der Nacht. Wir haben viel Zeit um unser Umfeld und das Leben neben und auf den Gleisen zu beobachten.
Unsere indischen Mitreisenden sitzen und liegen im ganzen Bahnhof verteilt, teilweise auf dem blanken Boden mit Decken zugedeckt, teils auf Zeitungspapier sitzend. Die Gepäckträger schleppen die Taschen und Kisten mehrfach schnell zwischen zwei Zügen über die Gleise, um den langen Weg über den Fußgängerübergang zu vermeiden.
Nach kurzer Zeit bemerken wir auch Bewegung unter uns, auf den tiefer gelegenen Gleisen. Die Ratten flitzen einzeln und in Gruppen vorbei und suchen nach Essbarem was aus den Zügen fällt. Einige Ratten veranstalten Kämpfe und quietschen dabei.
Einige Kinder in sehr schlechter Kleidung und mit struppigen Haaren tauchen auf und Alexandra teilt sofort die ersten Mützen aus. Venu und der Kontaktmann der Lepraorganisation berichten, dass es hier im Norden (Bihar grenzt an Katmandu) ab Mitte Dezember auch empfindlich kalt wird. Schnell verschwinden sie wieder mit den Mützen, da die Polizisten mit Stöcken ihnen bedeuten zu gehen. Kurze Zeit später tauchen jedoch weitere Kinder und auch einige Erwachsene auf, die Nachricht hat sich schnell herumgesprochen. Dankbare große Augen betrachten uns und hinter uns sammeln sich viele Inder, welche die Szene beobachten. Ein gut gekleideter junger Mann fragt uns auf Englisch woher wir kommen und das „Dscherrmannie“ wird schnell weitergegeben...
Sebastian filmt im Bahnhof und auf dem Vorplatz, wo Kinder ein Lagerfeuer entzündet haben, um sich zu wärmen. Wir haben unsere Jacken an und die Temperatur ist erträglich. Für die Kinder mit ihren alten verschmutzten Kleidern, kurzen Ärmeln und Hosen hat der Winter allerdings schon begonnen.
Immer wieder fahren Güterzüge durch oder Personenzüge halten und hunderte Menschen strömen über den Bahnsteig. Mitten im Gewühl läuft plötzlich eine Kuh zwischen uns und dem Zug vorbei. Stoisch bahnt sie sich ihren Weg durch die Menschenmassen...
Um kurz vor drei starten wir die Verhandlungen mit einem Gepäckträger um unsere vielen Taschen vier Gleise weiter zu schaffen. Er schockt uns mit seiner Forderung von 800 Rs (= 11,76 Euro), wir sind bereit 150 Rs zu bezahlen. Venu streitet mit ihm auf Hindi und Alexandra verhandelt lautstark mit, weiter als 500 Rs will er nicht reduzieren. Hier gibt es fast keine Touristen und der Ausländerzuschlag ist entsprechend. Wir lassen ihn stehen und tragen unsere Taschen in Etappen selbst an den anderen Bahnsteig. Wucher werden wir nicht unterstützen.
Endlich fährt der nächste Zug ein und wir besteigen einen, nach deutschen Verhältnissen bereits überfüllten, Waggon. Es ist ein Zug der dritten Klasse, die Bänke sind dicht an dicht besetzt und oben in den Gepäckablagen aus Stahl schlafen noch weitere Fahrgäste. Wir sind kurz ratlos, dann stapeln wir unsere Taschen in den Übergang zwischen zwei Waggons, da dieser verschlossen ist. Die folgende Szene ist einfach echt indisch, überall wird gerückt und nach und nach finden wir alle einen Sitzplatz, die Rucksäcke nehmen wir auf den Schoß. Venu teilt sich einen Klappsitz mit einem indischen Herrn. Die Gastfreundschaft in Indien ist einfach immer wieder begeisternd! Der Zug steht noch eine halbe Stunde im Bahnhof, dann setzt er sich in Bewegung. Im Vorbeifahren sehen wir den hageren alten Mann eingehüllt in die warme Decke von Alexandra. Sie hatte ihm ihre eigene kurz vor der Abfahrt geschenkt...
Nach einiger Zeit nicken viele der Reisenden ein, in einem wechselnden Schlaf- und Wachzustand überdauern wir die Fahrt, die bis kurz nach fünf Uhr morgens dauert.

14.11. - Fahrt nach Bihar Teil 2 und Ankunft

11/15/2012

10. Tag, Mittwoch den 14.11.2012

Bihar zählt neben Orissa zu den ärmsten Bundesstaaten. Der Unterschied ist sofort sichtbar, als wir im Morgengrauen den Bahnhof von Patna erreichen. Es ist sehr kühl und wir sind gerädert von der Nacht und vor allem dem letzten Teil der Fahrt.
Noch am Bahngleis kommen die ersten Kinder und betteln nach etwas Geld. Alexandra ist sofort hellwach und in ihrem Element. Der rote Sack voller Mützen wird geöffnet und die passenden Größen herausgesucht. Schnell sind die ersten Kinderköpfe mit den Schmuckstücken verziert und sie ziehen davon. Kaum verschwunden, tauchen immer wieder neue Kinder, Mütter mit Kindern und alte Menschen auf. Die Nachricht scheint sich wie ein Lauffeuer zu verbreiten. Während wir unruhig werden, deutet ihnen Alexandra mit Händen und Füßen, sich auf den Boden zu setzen. Eine Mütze nach der anderen findet den passenden Kopf und glückliche Augen schauen uns an. Immer wieder kommt Nervosität bei den Wartenden auf, denn der Sack leert sich und viele haben Angst keine Mütze mehr zu bekommen. Mehrmals wird das Gewühl für uns beunruhigend und es scheint Chaos auszubrechen, doch Alexandra setzt sich mit gespieltem Schmollmund gelassen auf den Sack mit Mützen und verschränkt die Arme. Sie deutet an, dass sich alle wieder setzen sollen. Sobald sich die Situation wieder leicht entspannt hat, wird weiter ausgeteilt. Der Rest der Gruppe beobachtet die Szene und unterstützt, um festzustellen, wenn sich jemand ein zweites Mal anstellt, dies hat einen erhobenen Zeigefinger zur Folge...
Bald ist der Sack leer und die letzten beiden „Härtefälle“ aus der Menge erhalten die Mützen von Christian und Alexandra. Dies ist das Signal das die Aktion beendet ist und die restlichen Wartenden ziehen davon...
Die Indienanfänger sind erleichtert, dass alles gut gegangen ist und zugleich traurig, denn hier könnte man zehntausend Mützen verteilen! Alle hier hätten eine Mütze verdient, aber wir konnten nur einen Teil mit auf die beschwerliche Reise nehmen, der Rest lagert in Delhi, um von dort aus im Norden ausgeteilt zu werden.
Inzwischen ist es hell geworden und unser Taxi ist eingetroffen. Wir verstauen das Gepäck auf dem Dachträger und quetschen uns in den Innenraum. Immer wieder sichten wir auf dem Bahnhofsvorplatz noch bunte Mützen von unseren lieben Strickfreundinnen. Einige Menschen kommen noch mehrmals herbeigelaufen und lachen uns zu, die bunten Punkte in der Menge sind herrlich und wir hoffen, dass unsere Fotos etwas von der Freude nach Europa transportieren können.
Der Trubel um diese Uhrzeit, den wir bei der Fahrt durch Patna beobachten, ist beachtlich. Unser Ziel für heute ist Muzaffarpur.
Nach ca. 15 Minuten überqueren wir „Mother Ganga“ (= Mutter Ganges) auf einer kilometerlangen baufälligen Brücke. Wir müssen immer wieder die Fahrspur wechseln und der Fahrer bremst an jedem Brückenelement auf Schrittgeschwindigkeit ab, die Sprünge in der Fahrbahn sind teilweise höher als zehn Zentimeter.
Die folgende „Autobahn“ ist ein stetiger Wechsel aus ca. einem Kilometer neuer Fahrbahn (brüchig und mit Löchern), dann zwei Stufen am Ende der Teerdecke, dann Schotter und anschließend Staubpiste. Dann das gleiche in umgekehrter Reihenfolge. Der Morgentau hat den Staub gebunden und die erste Stunde ist noch halbwegs erträglich. Leider konnten wir hier wieder kein Taxi mit Klimaanlage bekommen und es wird immer wärmer. Nach einer kurzen Rast in einem Restaurant (dies ist eine eigene Geschichte wert!) fahren wir weiter. Die Schnittgeschwindigkeit ist nur ca. 40 km/h, mehr ist nicht möglich. Der letzte Teil der Fahrt ist eine Tortour. Die Straße ist nun trocken und die Staubentwicklung unglaublich. Nun verstehen wir, warum Alexandra nach der letzten Reise noch eineinhalb Monate zu Hause mit Asthma zu kämpfen hatte.
Immer wieder sehen wir Busse, PKW’s und Rikshas wo Menschen auch auf dem Dach sitzen. Auch dies ist für uns ein Zeichen der großen Armut in Bihar. Wir machen mehrere Fotos von besonders eindrucksvollen Fahrzeugen für unsere Galerie...
Kurz nach Mittag erreichen die „fünf kleinen Stinktiere“ nach knapp dreißig Stunden Reise Muzaffarpur und fahren zum „Hotel India“, welches Venu bereits schon einmal besucht hatte. Die Einfahrt durch den Innenhof ist unscheinbar und wir schicken Ingrid und Alexandra zur Zimmerbesichtigung voraus. Sie sind zufrieden und der Preis ist sehr gut, 800 Rs für das Doppelzimmer (so viel wie der Gepäckträger am Bahnhof wollte, 12,76 Euro). Der Hotelmanager ist sehr um unser Wohl bemüht und so beziehen wir die Zimmer. Nach einer kurzen Einkaufstour (SIM Karten aufladen, eine neue Decke für Alexandra kaufen, zwei Punjabis für Ingrid bestellen) und einem Mittagessen um drei Uhr Nachmittags fallen wir hundemüde in die Betten.
Eigentlich war noch eine Besprechung nach ca. sechs Uhr am Abend geplant. Das Jungs-Zimmer zeigt jedoch auf mehrfaches heftiges Klopfen keine Reaktion. So erfahren sie erst am nächsten Morgen vom weiteren Programm, welches Venu und Alexandra noch am Abend geplant hatten...

Von Zeit zu Zeit könnt ihr auch unsere Position auf dieser Karte verfolgen, leider klappt es nicht so häufig mit der Verbindung wie erhofft:
http://share.findmespot.com/shared/faces/viewspots.jsp?glId=0Xoc8S2hadfD...

15.11. - Leprakolonie Chakia

11/15/2012

Wir haben gerade die Berichte von drei Tagen hochgeladen, bitte beachtet auch die anderen weiter unten...

11. Tag, Donnerstag den 15.11.2012

Um kurz vor acht treffen wir uns alle frisch und munter zum Haferflocken-Frühstücks-Büffet im Jungs

16.11. - Leprakolonie Chakia und Fahrt zu weiterer Kolonie

11/20/2012

12. Tag, Freitag der 16.11.2012

Noch ein kurzer Nachtrag zum Rikshageschäft in Muzaffarpur gestern Abend:
Wir bekommen eine Führung des Inhabers und sind erstaunt, festzustellen, dass die Rikshas hier aus Einzelteilen speziell für den Kunden angefertigt werden. Alles entsteht in mühsamer Handarbeit unter einfachsten Verhältnissen. Die Verarbeitung ist sauber und wir haben einen guten Eindruck, so dass wir wie geplant vier Rikshas in Auftrag geben. Zwei werden am Samstag zur Abholung fertig sein. Die jungen Männer, die in Zukunft Geld mit dem Rikshafahren verdienen können, werden dann am Sonntag die Fahrzeuge 50 km von Muzaffarpur nach Chakia fahren, ein gutes Training zum Auftakt...

Heute morgen sind wir wieder zur Chakia Kolonie gefahren. Sebastian ist im Hotel geblieben, da er noch erkältet ist und am Abend zuvor leichtes Fieber hatte. Prehm, einer der drei Studenten aus einer Leprakolonie, die wir mit einem Stipendium unterstützen, ist bei ihm geblieben.
Er ist mit seinem Vater, Rambarai, aus einer weit entfernten Leprakolonie auf dem Motorrad hierher gekommen. Rambarai betreibt mit seiner Frau in einer Leprakolonie ein winziges Geschäft. Er selbst hatte mit 17 Jahren Lepra bekommen, musste sein Dorf spontan verlassen. Rambarai ist unglaublich glücklich und stolz, dass sein Sohn nun eine sehr gute Ausbildung bekommt und so sein Schicksal hoffentlich positiv verändern kann. Die beiden sind extra angereist, um uns zu helfen, was wir sehr gerne annehmen.

Nach einer kurzen Begrüßung in der Chakia Kolonie wird die Aufgabenverteilung für die verschiedenen Maßnahmen besprochen:
Das Versammlungsdach soll zum Schul- und Gemeinschaftsraum ausgebaut werden. Für die Monsunzeit sind Wände, Fenster und eine Tür erforderlich.
Die Bewohner können dann auch ihre Habseligkeiten bei Überschwemmungen sicher verstauen, da dass Fundament ausreichend hoch ist.
Der bereits vorhandene Bau, die Toilette und der kleine Tempel sind die einzigen festen Bauten der Kolonie. Den Tempel haben die Bewohner über Jahre selbst gebaut, die beiden anderen Gebäude wurden von der Gemeinde gebaut. Die Bewohner selbst wohnen in Strohhütten mit Lehmboden ohne Strom und Heizung. Als einzige Beleuchtung dient eine solarbetriebene „Dorflampe“ neben dem Tempel, die wohl ein freundlicher, wohlhabenderer gebaut hat.
Wie im Juli versprochen, sollen die Hütten durch die Hilfe des FriendCircle WorldHelp bald Strom bekommen.
Dies ist im Winter wichtig, da die Tage sehr kurz sind und es in den Hütten sonst sehr früh stockdunkel ist. Die zum Teil verwendeten Öllampen bringen nur ein absolutes Minimum an Beleuchtung.

Venu, Alexandra und Ingrid fahren los, um die Besorgungen zu erledigen. Heute kaufen wir Decken für alle Erwachsenen, Schulmaterialien wie Schulhefte, Kugelschreiber, Bleistifte, Spitzer, Radiergummis,Tafeln für die Kleinen und Kreide.
Gestern wurden bereits die Moskitonetze, Alltags- und Schulkleidung für die Kinder, Unterwäsche, Strümpfe, Schuhe, Hygieneartikel wie Waschseife, Körperseife, Zahnbürsten und –pasta usw. gekauft und im Tempel eingelagert.
Morgen soll dann noch eine weitere abschließbare Metallbox gekauft werden, damit die Hefte für die vier Monate verstaut werden können bis Alexandra mit dem nächsten Team wiederkommt. Außerdem werden Pullover für alle gekauft. Die Verteilung ist dann für Sonntag vorgesehen.

Im Ort Chakia haben wir auch eine kurze Besprechung mit Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung. Man sichert uns volle Unterstützung zu und ist bereit, die Ausführung der Baumaßnahmen zu unterstützen. Ein Gruppenfoto wird aufgenommen und der Wortführer lässt sich unsere Telefonnummer geben. In den nächsten Stunden ruft er noch mehrfach an, um alle unsere Namen und ein Foto per Email zu bekommen. Noch am Nachmittag soll eine Pressemitteilung erstellt werden.

Inzwischen ist es früher Nachmittag und unsere Mägen knurren. Wir haben seit sechs Stunden nichts gegessen und so fahren wir zu der „Autobahnraststätte“ die wir wieder menschenleer vorfinden.
Nachdem die Fortschritte der Arbeiten sehr gut sind und Herr Brijkishore die Aufgaben in der Chakia Kolonie am Nachmittag weiterverfolgen kann, beschließen wir eine weitere Kolonie zu besuchen. Rambarai hatte diese in den letzten Monaten erkundet und Venu berichtet, dass die Bewohner dort mit ihren Kindern bei drei Schulen abgewiesen wurden. Unser Tatendrang ist geweckt und so wollen wir dort zumindest einen Kurzbesuch machen, um uns selbst ein Bild der Situation zu machen.
Herr Brijkishore steigt in der Chakia Kolonie aus und wir fahren durch das Dorf in Richtung „Autobahn“. Alexandra ruft, der Fahrer soll anhalten und springt aus dem Auto. Ingrid und Venu eilen hinterher. In der nächsten Viertelstunde schleppt der Fahrer Gemüse, Mandarinen, Äpfel, Bonbons, Seife und vier große Körbe zum Auto. Venu drängt zum Aufbruch, damit wir die Kolonie noch vor Sonnenuntergang erreichen, es sind eineinhalb Stunden Fahrt. Alexandra erklärt ihm, zurück im Auto, dass dies Gastgeschenke für die Kolonie sind und sie diese unbedingt im Dorf neben der Chakia Kolonie kaufen wollte. Die Bewohner dort sind auch sehr arm, können jedoch arbeiten, da sie ja keine leprabedingten Behinderungen haben. Mit dem Einkauf unterstützen wir jedoch die kleinen Händler, die uns ja die letzten Tage immer beobachtet haben. So profitieren auch sie von unserer Hilfe, alle hatten ungläubig ob der verkauften Mengen gestaunt. In Summe haben wir vierzig Euro ausgegeben, für diese Menschen ein kleines Vermögen...
Alexandra sagt zu Venu, dass ja auch die Kooperation zwischen den Dorfbewohnern und den Einwohnern der Kolonie wichtig ist. Auch hier spüren wir in manchen Situationen die Stigmatisierung. Unsere mehrtägige Anwesenheit scheint aber auch hier etwas zu bewirken. Die Mädchen, die immer wieder mit Lasten auf dem Kopf an unserer Baustelle vorbeilaufen, haben die ersten Tage immer weggeschaut. Nun lächeln sie uns an und einem Mädchen ist durch das freundliche Winken der zu transportierende Grasbüschel vom Kopf gefallen...

Die folgende Fahrt wird von einem schweren Unfall überschattet, an welchem wir vorbeifahren. Wir sehen eine kaputte Riksha und einen Mensch, der am Rand der Straße liegt. Viele Menschen stehen auf dem Gehsteig und sehen ihn an. Sein Körper ist teilweise abgedeckt und Blut färbt den Teer. Es ist sehr ruhig im Auto und wir fahren traurig weiter in Richtung untergehender Sonne.

Die Gegend, die wir im Restlicht durchfahren ist bettelarm. Dörfer aus Strohhütten und nur wenige feste Bauwerke säumen den Weg. Überall brennen kleine Feuer in selbst gebauten Tonöfchen, auf denen das spärliche Abendessen zubereitet wird. Tiere sind neben den Strohhütten angebunden. An einer Stelle sehen wir eine Gruppe von Menschen dreschen, sie schlagen die Ähren an den Halmen in Bündeln auf den Boden. Wir sehen nicht einmal Dreschschlegel, geschweige denn Mähdrescher.
Inzwischen ist es stockdunkel und wir bemerken, dass die Hütten nur kleine Öllampen haben und in den Dörfern nur wenige einzelne Glühbirnen brennen. Wir fühlen uns um hundert Jahre zurückversetzt...

Endlich erreichen wir die Kolonie. Es ist viertel nach sechs und absolut dunkel. Wie von Venu beschrieben, gibt es dort gemauerte Häuser und wir fahren mit unserem Auto in das Eingangstor, um den Hof auszuleuchten, denn Strom gibt es auch hier nicht. Venu und Alexandra begrüßen die Bewohner während die anderen die mitgebrachten Geschenke in die Körbe legen. Christian, Frank und Ingrid lassen die Kinder in einer Reihe aufstellen und jedes bekommt eine Mandarine, einen Apfel und zwei Bonbons. Die Kleinen sind überhaupt nicht schüchtern und ganz besonders aufgeweckt. Ihre Freude ist überschwänglich. Alexandra macht viele Fotos und die Kinder winken und lachen in die Kamera. Dann setzen wir uns auf die angebotenen Stühle, während die Bewohner nach Landessitte auf einer Plane auf dem Boden sitzen. Venu und Alexandra sprechen und fragen, was die Probleme sind und wie wir helfen können. Wie schon von Rambarai mitgeteilt, leiden sie unter der Stigmatisierung und möchten, dass ihre Kinder in die Schule dürfen. Alexandra erzählt ihnen, dass wir in der Chakia Kolonie die notwendigen Voraussetzungen für den Schulbesuch (Schulkleidung, Blöcke, Stifte, Friseur, Seife, um die Kleinen zu waschen, usw.) geschaffen haben. Wir versprechen ihnen Hilfe bei den Gesprächen mit den Schulen und der Schaffung der Voraussetzungen für den Schulbesuch. Alle applaudieren und wir sehen viele hoffnungsvolle und glückliche Gesichter. Nach einem kurzen Rundgang bekommt Rambarai eine kleine Spende für die Kolonie überreicht. Da wir diesmal zu wenig Zeit haben, soll er mit den Bewohnern auf den Markt gehen und das kaufen, was am Notwendigsten gebraucht wird. Die detaillierte Aufstellung und die Belege für die Ausgaben werden später Venu überreicht und Alexandra nimmt sie beim nächsten Mal in Empfang.
Der Abschied ist sehr herzlich und wir starten zur Rückfahrt in unser Hotel. Um kurz nach zehn erreichen wir sicher das „Hotel India“. Sebastian geht es besser. Ein kleines Highlight zum Abend: heute dürfen wir die Dusche in einem freien Zimmer nutzen, wo es warmes Wasser aus einem Beuler gibt. Dafür ist der Duschkopf defekt und wir nutzen die indische Duschmethode: ein kleiner Becher wird mit Wasser gefüllt und dann über den Körper geschüttet ;-)
Danach fallen wir müde in die Betten, die Tour heute war wieder sehr anstrengend...

17.11. - Chakia Kolonie

11/20/2012

13. Tag, Samstag der 17.11.2012

Als wir heute in der Chakia Kolonie ankommen, sehen wir schon von weitem einen Sandhaufen und einen Stapel Ziegel vor dem zukünftigen Schul- und Gemeinschaftsraum. Direkt nach der Begrüßung und einer kurzen Zeremonie wird der Beton angerührt, wonach die Vorbereitungen für die Mauerarbeiten beginnen.
Der Estrich wird am Rand weggeklopft und die Wände dort aufgeraut, wo ausgemauert wird. Ziegel auf Ziegel wird das Mauerstück hochgezogen und es ist eine Freude zuzusehen wie fleißig alle mithelfen. Auch zwei der älteren Bewohner mit verkrüppelten Füßen und Händen helfen, so gut es geht, mit.
Kurz vor Mittag kommt ein Traktor mit Anhänger und liefert weitere Ziegel. Ein Stein nach dem anderen wird von den beiden jungen Männern, die den Traktor fahren, von Hand abgeladen, dann ein Lieferschein zur Unterschrift vorgelegt...
Bis wir zum Mittagessen fahren sind schon zwei der neun Segmente zugemauert.
Die Fensterrahmen haben wir gestern beauftragt und die Lieferung soll morgen an die Baustelle erfolgen.
Zum Mittagessen fahren wir in die übliche Autobahnraststätte. Christian möchte hier seinen Laptop aufladen um später weitere Fotos in die Galerie hochzuladen. Dazu wird extra der Generator (Stromerzeuger) angelassen...
Später kaufen wir die restlichen Dinge für die Kolonie, wie z.B. Seife und Socken, die wir gestern aufgrund von Zeitmangel nicht mehr besorgen konnten.
Venu hat beim Mittagessen einen Anruf bekommen. Die ersten beiden Rikshas sind fertig! Wir freuen uns sehr und beschließen direkt morgen früh dort vorbeizufahren, um die Restzahlung zu leisten. Die Überführung soll dann sofort erfolgen.
Während Venu und Alexandra einkaufen, stehen wir mit dem Taxi im Stau, schreiben Tagebuch und laden Fotos hoch.
In der Kolonie zurück, teilen wir an die Kinder Obst und einige Bonbons aus. Morgen ist dann die große Verteilung der Decken usw..

Auf der Rückfahrt zum Hotel folgt noch der übliche Stopp am Kokosnussstand. Es gibt zwei Varianten. Grüne Kokosnüsse mit viel milchigem Wasser zum Trinken und kleine braune, in denen die bei uns bekannten Nüsse mit Fruchtfleisch sind. Wir trinken morgens und abends regelmäßig eine Kokosnuss und fühlen uns danach sehr erfrischt. Der Händler schlägt diese mit einer kleinen Sichel geschickt und frisch auf...

Heute Nachmittag hat Frank nochmals mit Lukas telefoniert. Die Ladung Strickmützen ist nun in Delhi per Luftfracht eingetroffen, ca. 1.000 Stück. Lukas ist Frachtpilot und hatte sie in Frankfurt zu Mitarbeiterkonditionen aufgegeben. Die Frachtkosten sind eine Spende von ihm. Vielen, vielen Dank, Lukas!!
Sobald wir wieder in Delhi sind, werden wir die Mützen zusammen mit Geeta beim Zoll abholen. Bei dieser Gelegenheit wollen wir gleich die Rahmenbedingungen klären, um weitere Sendungen dieser Art zu ermöglichen...
Nun lagern noch 1.300 Mützen in Bamberg. Wenn der Import gut klappt wird eventuell Horst, ein weiterer Linienpilot aus Franks Freundeskreis, weitere Mützen Anfang Dezember mit nach Delhi bringen.

18.11. - Verteilung und Zirkus

11/20/2012

14. Tag, Sonntag der 18.11.2012

Zwei der Koloniebewohner sind bereits sehr früh mit dem Zug aus Chakia gekommen. Diese sind Kinder von Leprabetroffenen, gesund und kräftig, jedoch leider ohne Schulbildung und Berufschance. Sie hatten beim letzten Aufenthalt den Wunsch geäußert, mit Rikshafahren zum Einkommen der Familien beizutragen.
Die beiden treffen uns im Hotel, um nun die zwei fertiggestellten Rikshas abzuholen und dann die 50 km zu überführen. Nach einem kurzen Frühstück treffen wir uns in einem Hinterhof beim Hersteller der Rikshas. Die beiden Fahrzeuge stehen bereits im Hof bereit. Liebevoll bemalt und mit einem kleinen klappbaren Sonnendach für die Passagiere. Die Konstruktion wirkt sehr robust und für indische Verhältnisse optimiert. Von dem Mann, der die Firma führt, werden wir herzlich empfangen und in das kleine Büro geführt. Während Alexandra die Restsumme begleicht, ein Fahrzeug kostet 14.000 Rs (= 205 Euro), erfragt Frank einige Kennzahlen. Die Firma besteht seit zehn Jahren und beschäftigt vier Mitarbeiter. Aus zum Teil vorgefertigten Komponenten werden pro Jahr ca. 200 Rikshas gebaut.
Unsere beiden frischgebackenen Rikshafahrer fahren stolz aus dem Hof, im Gepäck haben sie Wasser und etwas Geld für ein Mittagessen. Wir sind gespannt wie lange sie für die Fahrt benötigen...
Wir fahren mit unserem Fahrer weiter nach Chakia. Dort wird der Friseur aufgesucht, denn dieser soll am Nachmittag allen Kindern für 37 cent pro Kind die Haare schneiden. Wir holen die letzten Einkäufe ab und fahren in die Kolonie. Der Bau des Schulraumes ist bereits gut fortgeschritten und wir bereiten nun die Verteilung aller Einkäufe vor.
Der Friseur schneidet den Kindern die Haare „im Akkord“, pro Kind bekommt er dafür 25 Rupien, umgerechnet 37 Cent. Alexandra macht einige Fotos und die restlichen Kinder stehen in einer Traube um den Friseur. Die Ergebnisse können sich sehen lassen! Für die Schule sind die Kinder nun wieder gut vorbereitet. Uns ist es wichtig, dass die Kinder der Kolonie sich äußerlich nicht von den anderen Kindern unterscheiden sondern genauso sauber und ordentlich erscheinen.
Dann kommt der Zeitpunkt der Verteilung unserer Einkäufe. Zuerst bekommt jeder Erwachsene eine Decke, einen Pullover und eine selbstgestrickte Mütze. Jede Familie bekommt ein Moskitonetz für 100 Rupien, das sind 1,44 €.
Die Kinder bekommen einen neuen Satz Schulkleidung, einen Pullover und eine Mütze. Alle sitzen in der prallen Sonne mit ihren neuen Mützchen und strahlen um die Wette. Ein tolles Bild. Einige Kinder aus dem Dorf, die neugierig herbeigelaufen sind, bekommen auch je eine Mütze geschenkt. Die Schulsachen und Seifen kommen in die beiden Metallkisten und werden bei Bedarf ausgegeben monatlich von Mr. Brijkishore ausgeteilt...
Während der Aktion spricht eine fremde junge Frau, die wie sich später herausstellt, in Bangalore studiert und zu Besuch bei den Eltern ist, Alexandra in gutem Englisch an. Sie fragt, ob wir auch anderen Menschen helfen würden und berichtet von einer Mutter mit sechs Kindern, die vor zwei Monaten ihren Mann bei einem Arbeitsunfall verloren hat.
Alexandra folgt ihr spontan und Prehm hinterher, während die anderen mit der Austeilung weitermachen. Nach eineinhalb Stunden sind sie zurück und wir erfahren, dass sie die Witwe völlig verzweifelt angetroffen haben. Zwei der Kinder sind blind und sie weiß nicht wie sie die Kleinen ohne Vater ernähren soll. Die kärgliche Strohhütte war praktisch leer...
Gemeinsam mit der jungen Frau sind Prehm und Alexandra auf den Markt gegangen und haben auch für diese Familie notwendige Dinge eingekauft: eine Essensration für etwa einen Monat sowie Decken und Winterkleidung für die Kinder. Zum Schluss schenken sie der Familie noch den von Roland (Roland's Alpinladen, Bamberg) geschenkten Treckingrucksack zum Transport von Mützen. Diesen kann die Mutter nun als eine Art Kleiderschrank verwenden. Die Mutter ist tränenüberströmt vor Freude und auch wir sind glücklich. Sie arbeitet für einen außerordentlich kärglichen Lohn bei einer Familie und putzt dort. Wenn wir im Februar wieder hierherkommen werden wir überlegen, wie wir auch diesen Kindern einen Schulbesuch ermöglichen können.
Die junge Dame bedankt sich und läuft mit uns zurück zur Kolonie. Dort ergibt sich ein wichtiges Gespräch zwischen ihr und einigen Dorfbewohnern und den Einwohnern der Leprakolonie. Wir hoffen, dass wir durch unsere Anwesenheit und Gespräche auch etwas zum Abbau der Stigmatisierung beitragen können.
Inzwischen ist es vier Uhr und wir haben seit dem Frühstück nichts gegessen. Alexandra eröffnet den Kindern, dass sie sich waschen und ihre neue Kleidung anziehen sollen – wir möchten mit ihnen in den Zirkus gehen, der zufällig einige Tage auf einem Gelände neben der Stadt seine Zelte aufgebaut hat. Alexandra hatte ihn gestern entdeckt und war sofort „Feuer und Flamme“. Nicht nur, dass der Cirkus einen Lerneffekt für die Kinder haben wird, sondern es wird ein unvergessliches Erlebnis für sie werden, das ihnen auch zeigen soll, dass es etwas Besseres gibt, als nur ein kärgliches Leben in Armut und dass es sich lohnt, sich dafür anzustrengen.

Die Kinder schauen uns staunend an und die Mütter können es nicht fassen, viele Kinder haben ja noch nie die Kolonie verlassen, außer zum Betteln und jetzt, seit einigen Monaten, auch zur Schule.
Als wir vom Essen zurückkehren, laufen die Kinder zusammen. Es ist schön, die Kleinen anzusehen, was für ein riesiger Unterschied zum allerersten Besuch von Alexandra, wo sie alle in zerfetzter Kleidung und mit verfilzten Haaren angelaufen kamen. Vier Erwachsene sollen uns begleiten, um die Kinder zu beaufsichtigen. Die Kinder strahlen über das ganze Gesicht und jubeln überglücklich vor Freude. So haben wir die Kinder hier noch nie gesehen und frisch gewaschen und mit ihren neuen Kleidern sehen sie nun aus, wie alle anderen Kinder besser gestellter Familien. Zweimal fährt unser Taxi, dann sind die 32 Personen beim Zirkus angekommen und wir folgen mit der dritten „Fuhre“. Venu und Frank verhandeln den Preis mit den Zirkusleuten, wir bekommen die besten Plätze für den Preis der Tribüne hinten, 40 Rupien (= 57 cent) pro Person. Alexandra kauft in der Zwischenzeit den Kindern die versprochene Eiskrem und wir beobachten wie die Kleinen die Becher mit leuchtenden Augen ausschlecken und mit den Fingern „reinigen“. Die Show startet mit Artisten hoch unter der Zirkuskuppel und wir beobachten die Kinder die staunend mit dem Kopf im Nacken alles beobachten. Es ist eine abwechslungsreiche und hochklassige Show. Höhepunkt der Show ist für die Kinder der Clown...
Glücklich und strahlend strömt unsere kleine Gruppe am Ende der Vorstellung aus dem Zelt. Die Kinder und Erwachsenen bedanken sich immer wieder bei uns und auch die Zirkuscrew schaut uns lange nach. Wir haben bei ihnen mit 37 Personen in Summe 31,60 Euro bezahlt, sicher ein sehr großer Anteil der Abendeinnahmen angesichts der wenigen übrigen Besucher. 150 Personen leben und arbeiten in diesem Zirkus der aus Südindien stammt und durch das ganze Land zieht. Ohne Zweifel auch ein sehr hartes Geschäft und wir haben ein gutes Gefühl auch hier noch etwas unterstützt zu haben.
Das Auto fährt die Kinder und Erwachsenen zurück in die Kolonie und anschließend mit uns zurück nach Muzaffarpur.
Auf der Rückfahrt sprechen wir noch lange über diesen Abend mit Venu und Herrn Brijkishore. Alle sind sich einig, dass wir mit diesem „Ausflug in eine andere Welt“ den Horizont der Kleinen etwas erweitern konnten und sind uns sicher, dass sie sich an diesen Abend bis ins hohe Alter erinnern werden...

19.11. - Wir fahren mit dem Zug von Muzaffarpur nach Rourkela.

11/21/2012

15. Tag, Montag der 19.11.2012

Heute Morgen ruhen wir uns aus und packen unsere Koffer im „Hotel India“. Kurz nach Mittag fahren wir mit dem Taxi los in Richtung Patna. Wir nutzen eine Nebenstraße und vermeiden so die staubige „Autobahn“. In vielen Dörfern können wir die Chhath Feierlichkeiten der Hindus beobachten. Am Stadtrand von Patna überqueren wir auf einer ca. sieben Kilometer langen Brücke, der „Mahatma Gandhi Brücke“, den Ganges. Hier sehen wir tausende Menschen, welche die Ufer säumen und gemeinsam dieses Fest zu Ehren der Sonnengöttin Surya feiern.
Wir sind zeitig am Bahnhof und nach einem kurzen Abendessen sowie Verteilung einiger Mützen beginnt unsere Fahrt nach Rourkela. Laut Fahrplan werden wir morgen Mittag, nach fünfzehn Stunden Fahrt, dort ankommen. Wir wünschen Euch aus unserem „rollenden Hotel“ eine gute Nacht ;-)

Link zur Galerie mit vielen neuen Fotos:
http://www.freundeskreis-indienhilfe.com/de/galerie/india-0411-13122012

20.11. - Ankunft in Rourkela

11/21/2012

16. Tag, Dienstag der 20.11.2012

Um kurz vor zwölf kommen wir gut in Rourkela an. Am Bahnhof werden wir von Naik und einigen Mädchen aus der Radha Krishna Lepra Kolonie begrüßt. Ruckzuck ist unser Gepäck im hoteleigenen Fahrzeug verstaut. Morgen früh werden wir uns wiedersehen und sind schon sehr gespannt die Fortschritte im Garten der Kolonie, dort haben wir einen Brunnen gebohrt, und im Nähzentrum zu sehen...
Wir nutzen den Nachmittag und das schnelle Internet, um unseren Rückstand bei Tagebucheinträgen und Galerie nachzuholen.

Hier ist der Link zum Tagebucheintrag im Februar 2012, unserem allerersten Besuch in dieser Kolonie:
http://www.freundeskreis-indienhilfe.com/de/tagebuch/5-tagesbericht-2002...

Und hier ist der Link zu den Fotos aus dem Februar 2012, ihr könnt dann den Fortschritt vergleichen der inzwischen erzielt wurde:
http://www.freundeskreis-indienhilfe.com/de/galerie/indien-1502-040312

21.11. - Radha Krishna Kolonie in Rourkela

11/21/2012

17. Tag, Mittwoch der 21.11.2012

Direkt nach dem Frühstück fahren wir heute in die Radha Krishna Leprakolonie.
Unterwegs kaufen wir noch Mandarinen als Willkommensgeschenk für alle Bewohner ein. Als wir in die Einfahrt der Kolonie einbiegen, sehen wir die Bewohner versammelt auf uns warten. Mit großem Hallo werden wir begrüßt und Alexandra läuft direkt in Richtung Brunnen und Garten, um zu sehen, wie es dort aussieht. Das kleine Pumpenhäuschen ist fertig, die Wildnis gerodet und ein sehr schöner und gepflegter Garten ist entstanden. In den letzten Wochen ist es, nach der Monsunzeit, trocken genug und die Bewohner haben hart gearbeitet, um kleine Beete und ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem mit Gräben anzulegen. Stolz zeigen sie uns, wie das Wasser in die verschiedenen Bereiche geleitet werden kann, da der Brunnenauslass extra höher gelegt wurde. Wir freuen uns zu sehen, wie dankbar die durch den FriendCircle WorldHelp geschaffene neue Möglichkeit des Gartenanbaus angenommen wird...

Nun laufen wir weiter zum dem Gebäude, in dem das Nähzentrum eingerichtet wurde. Vor der Tür ist aus Farbpulver liebevoll ein buntes Rangoli mit dem Text „Welcome“ gestreut worden.
Kaum angekommen, zeigen uns die jungen Mädchen ihre Übungsstücke, die sie in den letzten Monaten genäht haben. Ingrid und Alexandra begutachten diese „fachfraulich“ und loben sie sehr für die tollen Fortschritte. Die Gesichter der Mädchen strahlen! Eines der jungen Mädchen, sie hat von Ihren Eltern eine Schneiderausbildung finanziert bekommen, fungiert als Lehrerin. Ihre Eltern haben es mit einem monatlichen Einkommen von 2500 Rupien (36,76 €) geschafft, sich die Ausbildung für die Tochter „vom Mund abzusparen“, denn 2000 Rupien werden schon alleine zum Einkauf der Grundnahrungsmittel verbraucht.
Die junge Frau hat diese Aufgabe der Schneiderlehrerin mit Bravour gemeistert und alle sind zufrieden. Während des Gesprächs erfahren wir, dass ein anderes Mädchen, was an den Nähstunden teilnimmt, eine Ausbildung mit Computern absolviert. Spontan wirft Alexandra die Vision in den Raum, in der Stadt in Zukunft ein Geschäft zu eröffnen und dort Kleidung zu verkaufen, welche die Mädchen hier herstellen. Alle sind begeistert und wir beschließen, diese Idee im Hinterkopf zu behalten und bei den nächsten Aufenthalten weiterzuverfolgen. Dies wäre in Indien fast eine Revolution, denn Mädchen aus armen Verhältnissen sind immer noch benachteiligt und aus Leprakolonien noch mehr.
Inzwischen ist es fast Mittag und wir fahren mit der Motorradriksha in die Stadt, um diverse Einkäufe zu machen. Mit acht Personen „an Bord“ quält sich das Gefährt an den kleinen Steigungen in der Stadt, aber das ist hier alles normal.
Zuerst bestellen wir Steine, Sand und Zement, denn neben dem Pumpenhäuschen soll noch ein Wassersammelbecken gemauert werden, um im Sommer Wasser zu sparen. Das Material kostet 90,00 Euro und wird noch heute Nachmittag angeliefert.
Gemeinsam mit der Lehrerin und einem weiteren jungen Mädchen kaufen wir anschließend Stoffe, einen Teppich, damit die Zuschnitte auf dem Boden sauber angefertigt werden können, und weiteres Näh

Kurze Meldung

11/24/2012

Hallo ihr Lieben, die letzten zwei Tage waren sehr ereignisreich. Morgen früh werden wir von Rourkela zurück nach Delhi fahren. Die Zugfahrt dauert ca. 30 Stunden und wir werden sie nutzen um Fotos auszuwählen und die Tagebucheinträge der letzten Tage fertig zu stellen. Vielleicht können wir ja auch etwas unterwegs hochladen... Liebe Grüße, Alexandra, Christian, Frank, Ingrid, Sebastian, Venu

22. und 23.11. - Kolonie Brajrajnagar

11/26/2012

18. und 19. Tag, Donnerstag und Freitag den 22. und 23.11.2012

Am frühen Donnerstagmorgen fahren wir von Rourkela in die drei Stunden entfernte Kolonie Brajrajnagar. Kurz vor dem Ziel passieren wir das Hotel, wo bei den letzten Reisen zu Mittag gegessen wurde. Wir erkundigen uns nach Zimmern und nach einer kurzen Besichtigung beschließen wir später dort zu übernachten. Ein Doppelzimmer kostet für uns nach Verhandlung 1.475 Rs (= 21,70 Euro).
Bei unserer Ankunft in der Kolonie werden wir freundlich begrüßt. Die Bewohner sind jedoch etwas ruhiger und in sich gekehrter als in der Radha Krishna Kolonie. Fast scheint etwas Lethargie die Atmosphäre zu bestimmen. Ein Phänomen, welches uns in der letzten Zeit immer wieder bei verschiedenen Projekten begegnet und es scheint gepaart mit einer gewissen Hoffnungslosigkeit, welche das Leben der Menschen seit vielen Jahrzehnten bestimmt. Spätestens nach dem zweiten oder dritten Besuch merken wir, dass die Leute große Hoffnung schöpfen und Mut haben, an eine bessere Zukunft zu glauben und dafür zu arbeiten. Beim Wasserleitungsprojekt für die vier Dörfer an der Ostküste Orissas z.B. sagten die Menschen: „Es geht ein Jahrhunderttraum in Erfüllung.“
Wir betrachten als erstes den zukünftigen Garten der Brajrajnagar Kolonie. Anders als in der Radha Krishna Kolonie in Rourkela, wo der Brunnenbau reibungslos funktioniert hat und der Garten wunderbar gedeiht, geht hier alles etwas langsamer und mit kleinen Hürden voran. Doch wir sind sehr glücklich zu sehen, dass nun der Brunnen, der beim letzten Mal tiefer gebohrt werden musste, weil er durch Sand verstopft war, nun prima funktioniert.
Dann folgt ein Rundgang durch das Dorf zu verschiedenen Einwohnern, die Alexandra von den beiden letzten Besuchen her kennt. Zum Beispiel der alte Mann, der neun Jahre in seiner Hütte auf dem Bett lag. Beim letzten Mal wurde ein Rollstuhl gekauft, damit ihn seine Frau und die Tochter jeden Tag an die frische Luft bringen können. Michael trug ihn aus der Hütte in den Rollstuhl und gab ihm Medizin. Dem Mann geht es viel besser. Beim letzten Mal hatte er sehr apathisch gewirkt und er konnte nicht einmal sprechen, nur einige Wortstücke stottern. Seine Apathie ist völlig verschwunden. Er klagt nicht mehr über Schmerzen und spricht zu unserer großen Überraschung völlig normal mit seiner Frau und seiner Tochter. Wir lassen den Rollstuhl vor die Tür bringen und der Mann wird hineingesetzt. Ingrid und Alexandra schieben den Mann beim Rundgang durch das Dorf und Ingrid, die von Beruf Altenpflegerin ist, zeigt der Tochter des Mannes noch einmal die richtige Handhabung des Rollstuhls.

Der Plan von Alexandra und Venu sieht vor, dass wir in den beiden Tagen hier den Bau einer Mauer um den zukünftigen Garten herum voranbringen werden. Es gibt hier viele frei lebende Schweine und Kühe, die vor allem in der Nacht den Garten aufsuchen und die Pflanzen fressen würden. Die meist gehbehinderten Einwohner können diese auch nicht verscheuchen, da sie zu langsam sind und nicht immer aufpassen können, weil sie tagsüber einige Stunden um Essen betteln müssen.

Inzwischen haben sich die Bewohner in der Dorfmitte versammelt.
Bei einer kurzen Besprechung bekommen wir nach Landessitte einen Chai gereicht. Ingrid verteilt an die Kinder süße Fruchtriegel, die sie noch aus Deutschland in ihrem Rucksack hat. Kaum werden diese verteilt, tauen die kleinen Kinder auf und lächeln uns an...
Nun folgt eine Planungsrunde mit Begehung des zukünftigen Gartens, um den Bau der notwendigen Mauer zu besprechen.
In diesem Zusammenhang möchten wir Euch von einem interessanten Erlebnis berichten:
Ingrid, Frank und Alexandra stehen am Rand der Kolonie und betrachten den zukünftigen Garten. Um die Kosten für die Mauer so gering wie möglich zu halten, soll nur auf der häuserabgewandten Seite gebaut werden, so der Plan. Frank deutet daher mit seinem Arm den angedachten Verlauf der Mauer an und als er in Richtung Koloniestraße deutet, sagt er wörtlich: „Dort müssen wir nichts machen, da kommt kein Schwein her!“. Als ob uns ein Regisseur beobachtet und die „Fäden zieht“ kommt in diesem Moment ein großes, schwarzes Wildschwein hinter den Häusern vor, läuft über die Straße und marschiert vor unseren Augen quer durch den zukünftigen Garten.
Wir sind wie vom Donner gerührt und froh diese Erfahrung gemacht zu haben ;-)
Die Lösung ist schnell gefunden, auf dieser Seite sollen einige Pfosten und Stacheldraht die Ernte schützen.

Der Plan ist nun soweit fertig und der Dorfvorsteher zeigt uns ein kleines Gartenstück, welches er in den letzten Jahren in mühsamer Arbeit angelegt hat. Dieses hat auch kleine Gräben zur Bewässerung und wir sind zuversichtlich, dass der neue große Garten nach diesem Vorbild angelegt werden kann.
Im Laufe des Tages erfahren wir viel über das Leben dieser Menschen. Da sie weiter von der Stadt entfernt leben, ist für sie der tägliche Weg zum Betteln sehr zeitraubend und beschwerlich. Viele gehen schon am sehr frühen Morgen los (vor 06:00 Uhr Ortszeit), um die notwendige Nahrungsration für die Familie zu erbetteln.
Spontan fassen wir den Beschluss am nächsten Morgen da zu sein, damit Sebastian eine Familie mit der Videokamera auf ihrem Weg begleiten kann.
Am frühen Abend recherchieren wir noch Preise für Ziegelsteine, Zement und Sand, um dann zeitig im 25 km entfernten Hotel zu Bett zu gehen.

Nach einer kurzen Nacht sind wir pünktlich wieder vor Ort, leider ohne Ingrid, die sich aufgrund einer heftigen Erkältung heute schonen muss. Einige Bewohner warten schon auf Sebastian, um den täglichen Gang in die kleine Stadt anzutreten. Viele sind schon vorausgelaufen wie wir erfahren.
In der Kühle des Morgens haben sich unterdessen die übrigen Männer im Garten versammelt und roden die Seite an der Straße wo die Mauer gebaut wird. Sie beginnen auch einen Graben für das Fundament auszuheben. Obgleich ihrer Behinderungen sind alle überaus fleißig.
Heute haben wir ein sehr gutes Gefühl was die aktive Beteiligung der Bewohner angeht. Wir konnten sie scheinbar aus ihrem sehr zurückhaltenden und vielleicht sogar ängstlichem Verhalten etwas aufrütteln und es ist eine Freude die gemeinschaftliche Arbeit zu beobachten. Der Fortschritt ist sichtbar und so fahren wir zufrieden in die Stadt, um weitere Preis einzuholen. Venu und Frank fahren mit Unterstützung von Naik von Station zu Station und holen Angebote für den Bau der Mauer ein. Sebastian ist in Begleitung von Alexandra in den Dörfern der Umgebung unterwegs und filmt die Erwachsenen beim Betteln. Christian ist in der Kolonie geblieben und bereitet die für den Nachmittag geplanten Filmaufnahmen eines Interviews mit einer Familie vor. Die Arbeitsteilung klappt sehr gut und schon vor dem Mittagessen haben wir entscheidende Fortschritte erzielt.
Endlich ist ein Baugeschäft gefunden, das uns ein sehr gutes Angebot macht. Alternativ zu den Ziegeln werden uns größere Zementsteine angeboten. Die Überschlagsrechnung ergibt eine deutliche Kostenreduzierung aufgrund des guten Preises und der zusätzlichen Einsparung an Zement (aufgrund der Größe).
Für die finale Preisverhandlung wird Alexandra dazugerufen und kaum eineinhalb Stunden später ist der Kauf besiegelt, echt indisch. Alles in allem wird die Mauer etwa 1500€ kosten.
Wir leisten eine Anzahlung und die erste Lieferung soll schon in zwei Stunden erfolgen.
Beim Mittagessen erfahren wir Details über die Erlebnisse vom frühen Morgen. Sebastian und Christian wollen unbedingt weiterarbeiten, um soviel wie möglich vor dem Sonnenuntergang in die Kamera zu kriegen. Sie bekommen von uns ein Mittagessen im Päckchen mitgebracht.
Alexandra berichtet, dass die Bettelnden von Haus zu Haus gehen, vor der Türschwelle geduldig warten und bittend rufen bis jemand herauskommt. Die meisten Häuser der Umgebung wirken ebenfalls sehr arm. Bei fast allen Stationen bekommen sie eine Handvoll Reis oder eine oder maximal zwei Rupien. Je nach Behinderung können die Leute bis zu sechs Stunden betteln. So kommen über viele, viele Stationen am Tag bis zu 40 Rupien und vielleicht ein Kilo Reis zusammen. Wir können nun die Lage dieser Menschen noch besser verstehen, wobei wir fühlen, dass wir es doch nie richtig nachspüren werden können...
Auf dem Weg zu unserem Baugeschäft hatte Alexandra noch eine Fahrradriksha mit Gefäßen, Töpfen und Küchenutensilien wie z.B. Kochlöffeln für die Leprakolonie für 6500 Rupien (umgerechnet 95,44 €) „leergekauft“. Für die Menschen hier ein Vermögen. Der Händler war zunächst unfähig zu begreifen, dass sie alles auf einmal kaufen will. Am Schluss mussten noch weitere hilfsbereite Inder assistieren, um den Kaufpreis zu berechnen. Neben einer Ladung Reis, die noch gekauft werden soll, ist dies unsere Unterstützung für dieses Mal.
Am Nachmittag wird der Bau der Mauer um den Garten mit einer religiösen hinduistischen Zeremonie begonnen. Alle Dorfbewohner finden sich an der Baustelle ein und mit großem Jubel wird das „offizielle“ Startsignal gegeben.
Das erste Los Baumaterial ist wie bestellt eingetroffen, der Rest wird Zug um Zug angeliefert. Damit sind die am Dorfrand lagernden Mengen klein, werden schnell verarbeitet und es werden keine „Begehrlichkeiten“ in der Umgebung geweckt.
Wir fahren wieder los und kaufen auf dem Markt Reis. Pro Person kalkulieren wir etwas über zehn Kilo Reis, da dies das Grundnahrungsmittel ist. Inklusive einer Ration für die Kinder kommen wir so auf eine Tonne Reis. Frank grinst von Ohr zu Ohr. Das sind andere Dimensionen als beim heimatlichen Einkauf ;-)
Dal (= Linsen) wird als Zusatznahrung gegessen und enthält viel Protein. Dazu essen die Menschen hier noch ein klein wenig Gemüse und das wars. Frische Lebensmittel wie Obst und Gemüse sind für die Masse der Inder zu teuer und werden nur selten und in kleinen Mengen gegessen.
Alles zusammen gerechnet kostet dieser Einkauf ca. 600 Euro, ein Kilo Reis bekommen wir hier für 22 Rupien (= 32,4 Cent).
Inzwischen ist es wieder dunkel und wir spüren den langen Tag in den Knochen.
Nach einer Abschiedsrunde in der Kolonie fahren wir in unser Hotel, kaufen auf dem Weg dorthin noch die fehlende Rolle Stacheldraht und räumen das letzte Zimmer, in welchem sich Ingrid den Tag über erholt hat und in dem wir unser Gepäck untergestellt hatten.
Nach einem kleinen Abendessen beginnen wir die lange Rückfahrt nach Rourkela, wo wir kurz nach Mitternacht hundemüde im Hotel ankommen. Während Frank und Christian noch schnell duschen, schläft Sebastian in voller Montur auf dem Bett ein und wir haben keine Chance mehr, ihn zu wecken...

24.11. - Besuch von drei Kolonien in Rourkela und ein Überraschungsbesuch

11/26/2012

20. Tag, Samstag der 24.11.2012

Um kurz vor nach acht wird das Jungszimmer von einem Handyanruf aus dem Schlaf gerissen. Es ist Alexandra, putzmunter und voller Tatendrang.
Da dieser Zustand beim Rest der Mannschaft noch nicht erreicht ist, muss sie den Fotoapparat und einige Utensilien an der Tür in Empfang nehmen und alleine losziehen. Später berichtet sie, dass sie die Medikamente für die Kranken in der Radha Krishna Kolonie gekauft und einige Straßenkinder versorgt hat.
Kurz nach zehn sind auch die übrigen vier wieder fit und treffen sich beim Frühstück im Hotel. Ingrid ist auf dem Weg der Besserung. Der Husten ist noch hartnäckig, aber trotzdem möchte sie heute wieder mitkommen.
Leider ist dies unser letzter gemeinsamer Morgen, wo wir alle zusammen in Ruhe sprechen können. Morgen fahren wir zurück nach Delhi und am Dienstag fliegen Ingrid und Christian zurück nach Deutschland. Venu und Alexandra möchten von uns wissen wie es uns gefallen hat und dass wir ihnen Feedback zur Arbeit, den Projekten und der Vorgehensweise etc. geben. Fast zwei Stunden tauschen wir uns aus und alle sind sich einig, dass sich die Arbeit zur vollsten Zufriedenheit entwickelt.
Die Reise ist eine tolle Teamerfahrung und Venu und Alexandra bilden ein perfektes „Gespann“ für die Arbeit vor Ort.
Uns allen gefallen die Projekte und die Arbeitsweise sehr gut und wir sind tief berührt und beeindruckt von dem was wir gesehen und erlebt haben.
Venu betont dass er in den 35 Jahren sozialer Arbeit noch nie eine Organisation erlebt hat, die so wie der FriendCircle WorldHelp arbeitet und dass dies der Grund ist, warum er mit uns zusammenarbeitet und uns aus vollem Herzen unterstützt...

Nach unserem Gespräch fahren wir zu einem Großhändler und kaufen dort gleich für drei Kolonien Reis und Linsen. Neben der Radha Krishna Kolonie werden noch zwei weitere Kolonien hier in Rourkela eine Ration erhalten. Ein Anhaltspunkt: Jede Kolonie bekommt für etwa 40 Tausend Rupien Essen. Dafür müssen die Menschen zu mindestens 60 Tausend Häusern gehen und betteln. Dimensionen, die uns surreal erscheinen.
Sebastian und Christian sind schon für ein Interview zu einer der Kolonien vorausgefahren.
Der Großhändler, natürlich ein Familienbetrieb, begrüßt Alexandra freudig. Erst vor einigen Tagen, erzählt uns der Geschäftsinhaber, hätten sie von den Freunden gesprochen und dass nun die Zeit da wäre, wo wir kommen müssten. Auch beim letzten Aufenthalt wurde hier eingekauft. Das Geschäft hat zur Straßenseite die typische „Garagenoptik“ und erweitert sich dann im hinteren Teil zu einem großen Lagerraum. Frank bekommt eine kurze Führung und erfährt, dass die Firma noch zwei weitere Lager hat. Pro Tag werden zwischen 700 und 800 Sack Reis à 25 kg verkauft, dazu kommen Linsen, Bohnen, Sonnenblumenöl und Lampenpetroleum in kleinen Mengen.
Wir können unter fast zwanzig Sorten Reis wählen. Die „harte“ Verhandlung stoppt bei 20 statt 24 Rupien pro Kilo Reis und wir sind hochzufrieden. Für die drei Kolonien kaufen wir über drei Tonnen Reis, dazu wieder Linsen. Das allerletzte Quäntchen hinterm Komma, was Alexandra nach Vorlage durch Venu „herausquetscht“, entspricht noch zusätzlichen 35 kg Reis ;-)
Mit Freude beobachten wir noch den Beginn der Verladung auf die drei Fahrzeuge...
Nach einem kurzen Mittagessen fahren wir gegen drei Uhr nachmittags zur ersten Kolonie.
Kaum steigen wir aus dem Auto laufen alle Bewohner zusammen und begrüßen uns voller Freude. Die Ladung Reis und Linsen ist bereits eingetroffen und eine Welle der Dankbarkeit empfängt uns. Wir werden zum Versammlungsplatz geführt und wie üblich gibt es einige Worte von Venu, Naik, Alexandra und dem Dorfvorsteher.

Sebastian und Christian futtern währenddessen ihr Lunchpaket, das wir ihnen mitgebracht haben.
Wir machen noch einen Rundgang durch die Kolonie und verabschieden uns dann, da wir noch zwei weitere Kolonien besuchen möchten. Alexandra verspricht beim nächsten Aufenthalt wiederzukommen und dann eventuell bei der Lösung von Problemen zu helfen.
Beim Einsteigen in unser Auto sind wir von den Bewohnern umringt und viele schütteln unsere Hände oder falten diese zum indischen Gruß. Vielfach schallt uns ein Namaskar hinterher, die Höflichkeitsform von Namaste, was der indische Gruß ist und bedeutet: „Ich achte das Licht in dir.“
Im Trubel drückt sich eine junge Frau ans Auto und umarmt Alexandra spontan. Sie spricht einige Worte auf Hindi und Alexandra bittet Venu um Übersetzung. Es stellt sich heraus, dass sie auch um Unterstützung anfragt. Spontan entscheiden wir uns, ihre nahegelegene Behausung zu besuchen, um zu sehen wie sie lebt.
Nach wenigen Minuten deutet sie unserm Fahrer, anzuhalten und mit schnellem Schritt verschwindet sie zwischen mehreren Hütten. Wir folgen ihr und stehen Sekunden später in einer kärglichen, dunklen Hütte. Dort lernen wir ihren Mann und ihr Kind kennen. Der Mann arbeitet auf der nahegelgenen Baustelle eines Stahlwerkes, jedoch nur dann, wenn genug Arbeit für Hilfskräfte da ist. Mit 10-15 Tagen im Monat Arbeit ist das Leben für die junge Familie sehr schwierig und Alexandra entscheidet, dass hier auch eine spontane Hilfe angebracht ist.
Direkt an der Straße ist ein „Mini-Geschäft“, welches wir nun aufsuchen. Die Mutter mit ihrem jungen Sohn ist verdattert, als wir den Ladenraum betreten und anfangen einzukaufen. Alexandra kauft den gesamten Reisvorrat auf, ca. 4 kg!
Am Schluss beträgt die Rechnung genau 900 Rupien (etwa 12,50 Euro) und Venu übersetzt uns, dass auch die Ladeninhaberin sehr glücklich ist. Nun können sie und ihr Sohn etwas mehr Ware zum Verkauf besorgen. Bisher mussten sie täglich einige Kilometer zum nahe gelegenen Großhändler laufen, um dort einige Kleinigkeiten zum Wiederverkauf zu erwerben. Nun können sie für einige Tage einkaufen.
Die junge Frau mit ihrer kleinen Familie ist überglücklich und nach ein paar Erinnerungsfotos düsen wir weiter zur nächsten Kolonie.
Auf dem Weg dorthin passieren wir das Stahlwerk mit dem Neubau und sehen auf der Abraumhalde viele, viele Menschen arbeiten. Unser Fahrer meint, dass es Ragpicker sind (Menschen, die Abfall sammeln), welche aus der Halde des Stahlwerkes Wertstoffe sammeln. Wir sehen Siebe und große Säcke. Ebenfalls eine sehr harte Arbeit für höchstens knapp einen Euro Tageseinkommen...
Bei Sonnenuntergang erreichen wir die zweite Leprakolonie. Hier war Alexandra auch nur einmal beim letzten Aufenthalt ganz kurz im Dunkeln gewesen und sie ist gespannt, die Siedlung im Restlicht zu sehen. Als wir aus dem Auto aussteigen kommen zwei junge Männer mit Trommeln und Blumengirlanden herbeigelaufen. Sie bedeuten uns hinter ihnen herzulaufen und so wie sie anfangen zu spielen laufen und humpeln immer mehr Menschen zwischen den Häusern herbei. Innerhalb Minuten entwickelt sich ein Umzug durch die kleine Kolonie und wir werden durch alle Gassen geführt. Am Wegesrand stehen die Bewohner, die uns voller Dankbarkeit begrüßen und viele bücken sich, um unsere Füße zu berühren. Dies ist in Indien ein Ausdruck der Ehrerbietung. Während sich die alten Menschen verbeugen, tut dies auch Alexandra bei ihnen, um ihnen ebenfalls Respekt zu zollen.
Die Freude über die vom FriendCircle WorldHelp gespendete Ration an Reis und Linsen ist riesig und wir sind von der Freude und Dankbarkeit der Menschen tief berührt...
Nach dem lautstarken Umzug durch die ganze Kolonie werden wir auf den kleinen Versammlungsplatz zwischen den Hütten geführt. Auch hier gibt es die übliche Ansprache des Dorfvorstehers und Venu erklärt abermals was unsere Arbeit ist und wie wir unterstützen.
Alexandra spricht auch ein paar Worte und möchte dann vor allem wissen, was die Bewohner bewegt. Ein alter Mann erklärt, dass der Brunnen an der Kolonie ausgetrocknet ist und sie so ca. 300 Meter zur nächsten Pumpe laufen müssen. Das klingt nicht viel, aber dazu zeigen uns mehrere Bewohner ihre „Füße“. Durch die Lepra haben sie meist keine Zehen und teilweise fast keine Füße mehr, nur noch „Stumpen“. Wir kennen dies ja schon aus den anderen Leprakolonien, aber es macht uns immer wieder betroffen diese schlimmen Verstümmelungen zu sehen. Auch die Hände sind oft derart deformiert, dass nur wenig Wasser zur Hütte getragen werden kann, da sonst der Becher oder das Eimerchen aus der Hand fallen würde. Alexandra sagt zu, wieder zu kommen und dann soll hier ein Brunnen gebohrt werden.
Inzwischen ist es dunkel und schweren Herzens müssen wir schon wieder Abschied nehmen. Es steht noch ein Abschlussbesuch in der Radha Krishna Kolonie an. Auch diese Menschen haben heute noch eine Ladung Reis bekommen.
Kurze Zeit später sind wir schon vor Ort und werden auch hier wieder freudig empfangen. Vor allem die Kinder sind nun richtig aufgetaut und während Venu und Alexandra noch in der Kolonie unterwegs sind, spielen Frank und Ingrid mit ihnen mit Luftballons. Beim abschließenden Rundgang führt uns die junge Dame, die die Mädchen im Nähen unterrichtet zu einem alten Mann. Dieser liegt in seiner kleinen Lehmhütte auf einem Feldbett. Direkt neben ihm, im selben Raum, übernachten seine vier Ziegen und eine Henne mit Küken. Die Tiere sind etwas irritiert, als wir mit Scheinwerfer und Kamera in die Hütte kommen...
Die Lehrerin übersetzt, dass der Mann seit einem Jahr verwitwet ist und daher she einsam. Auch hat er überaus starke Rückenschmerzen. Er zeigt uns eine leere Tube Salbe und ein leeres Tablettenblister. Wir versprechen ihm neue Arznei zu kaufen und Venu diese später mitzugeben. Um Kosten für uns zu sparen, übernachtet Venu nämlich hier in der Kolonie.
Plötzlich fragt uns Naik auf dem Weg zum Auto, ob wir noch eine weitere Kolonie besuchen wollen. Alexandra winkt ab, denn es ist schon spät. Wir müssen noch Medizin für zwei Bewohner kaufen und morgen früh geht es zeitig mit dem Zug los nach Delhi.
„Ja, da wären einige Mädchen hier“ sagt Naik. Alexandra fragt ungläubig nach „hier, jetzt?“, worauf hinter der Hütte acht junge Frauen erscheinen. Sie haben von unserer Arbeit gehört und bitten uns, sie zu besuchen: „Nur fünf Minuten“, bitten sie.
Wir erklären ihnen, dass dies leider nicht möglich ist, aber beim nächsten Besuch.
Endlich sitzen alle im Auto und wir passieren das Tor der Radha Krishna Kolonie, um zum Hotel zu fahren.
An der ersten Kreuzung sehen wir die jungen Frauen bereits wieder stehen. Sie winken uns zu und kommen zum Auto gelaufen. Alexandra schaut Venu an und sagt: „Brother, only five minutes“ („Bruder, nur fünf Minuten“), worauf dieser lächelt und sofort nickt.
Schon klettern vier Frauen zu Naik auf die Sitzbänke im Kofferraum und wir fahren los. Nach einigen Minuten überholt uns mit einem Höllentempo eine qualmende Motorradriksha. Zufälligerweise folgen wir dieser bis zu einem Feldweg, hier verstehen wir endlich, dass die anderen vier Frauen darin sitzen...
Die Fahrt endet in einer Kolonie, die den anderen stark ähnelt. Alle Bewohner erwarten uns bereits. Irgendjemand muss sie schon verständigt haben. Beim Aussteigen sehen wir neben dem Tempel Stühle und wir bekommen auch hier Blumen zur Begrüßung überreicht.
Frank wundert sich noch, dass der Strauß genau wie bei der letzten Kolonie aussieht. Bis ihm Ingrid lachend erklärt, dass dies unsere Blumen sind, die hinten im Kofferraum lagen. Nicht nur couragiert sondern auch sehr clever die jungen Damen!
Wir sind froh nach hier gekommen zu sein. So herzlich und lieb werden wir auch hier wieder empfangen. Hier ist der größte Bedarf eine Toilette wie wir erfahren. Bisher verrichten die Bewohner ihre Notdurft auf den angrenzenden Feldern. Dies wird jedoch vor allem für die Frauen und Mädchen immer schwieriger aufgrund der näher rückenden Bebauung durch die restliche Bevölkerung. Auf der Rückfahrt zum Hotel rechnen wir schon gemeinsam im Auto überschlägig die Kosten. Etwa 800 Euro. Es sollte beim nächsten Aufenthalt möglich sein!
Hungrig und müde erreichen wir das Hotel. Sebastian und Alexandra laden noch ihre Handys auf und kaufen die Medizin ein. Dann wird spontan der Beschluss gefasst, mit Venu nochmals zur Radha Krishna Kolonie zu fahren. Erstens soll der alte Mann direkt seine Medizin erhalten, und zweitens hatte eine alte Frau mit kaputten Krücken Christian und Sebastian um Hilfe gebeten.
Gemeinsam mit Christian fahren die drei zurück und berichten Ingrid und Frank beim Abendessen glücklich und mit eindrucksvollen Fotos und Filmsequenzen von dem Erlebten. Sebastian möchte eine erste Sequenz in den nächsten zwei Tagen schneiden und Christian bereitet gerade die Möglichkeit vor, Videos auf die Homepage hochzuladen...

Link zur Galerie mit vielen neuen Fotos:
http://www.freundeskreis-indienhilfe.com/de/galerie/india-0411-13122012

25. und 26.11. - Rückfahrt nach Delhi und eine tolle Nachricht aus Bihar

11/26/2012

21. und 22. Tag, Sonntag und Montag der 25. und 26.11.2012

Wie geplant, fahren wir am Sonntagmorgen von Rourkela mit dem Zug Richtung Delhi. Am Bahnhof werden wir von einer Gruppe junger Menschen aus der Radha Krishna Kolonie verabschiedet.
Die Zugfahrt ist ohne große Ereignisse. Teilweise haben wir etwas mit Kopf

27.11. - Verteilung von Mützen an einer Schule und wichtige Besprechung

11/27/2012

23. Tag, Dienstag der 27.11.2012

Heute morgen fahren wir gemeinsam mit Geeta, der Tochter von Venu und Sunil, einem Freund der Familie, zu einer Schule nach Alt-Delhi. Die Schule liegt in direkter Nachbarschaft zur Delhi Leprakolonie und viele Kinder der leprabetroffenen Eltern gehen in diese öffentliche Schule. Am Vormittag werden die Mädchen unterrichtet und in einer „zweiten Schicht“ am Nachmittag die Jungen. Die Lehrer sind hocherfreut über unser Kommen und berichten, dass die Kinder alle aus sehr armen Verhältnissen kommen. Während sich Klasse für Klasse im Schulhof aufgereiht auf den Boden setzt, haben wir Gelegenheit mit den Kindern etwas zu scherzen. Sie sind alle sehr aufgeschlossen und neugierig auf das, was nun auf sie zu kommt. Die Schuluniformen sehen alle sehr „gebraucht“ aus, oft geflickt und manche passen auch nicht mehr so richtig, z.B. sind die Ärmel oder Hosenbeine zu kurz.

Dann öffnen wir unsere „Schatzkisten“, zwei Transportsäcke voll selbstgestrickter Mützen. Ingrid sortiert nach Größen während Christian und Frank austeilen, tatkräftig unterstützt von den Lehrern. Viele der Kinder sagen leise „Thank you“ zu uns, andere sind zunächst noch schüchtern und lächeln nur vor sich hin. Alle betasten die neuen Kopfbedeckungen und geduldig warten die übrigen mit großen Augen bis sie an der Reihe sind. Alexandra fotografiert derweil und flitzt durch den Schulhof während Sebastian fleißig filmt. Die Kinder tauen nun immer mehr auf und die Stimmung ist ausgelassen. Sie winken in die Kameras und kommen zu uns gelaufen, um unsere „weißen“ Hände zu schütteln und Danke zu sagen. Es ist ein tolles Gefühl für uns und wir spüren die tiefe Dankbarkeit der Kleinen...
Auch die Lehrkräfte sind alle begeistert und betonen immer wieder wie notwendig in den kommenden Wochen die Mützen für die Kinder sind und wie dankbar auch sie für unsere Aktion sind.
Wir verabschieden uns von den Schülern, Lehrkräften, Geeta und Sunil und versprechen in den nächsten Tagen am Nachmittag wiederzukommen, um auch an die Jungs auszuteilen. Heute müssen wir schnell wieder los, da Venu gemeinsam mit uns einen Termin bei einem Minister vereinbart hat. Nach dem Mittagessen fahren wir mit Venu zu dem vereinbarten Termin. Kaum betreten wir die Büroräume, werden wir von dem persönlichen Assistenten des Ministers in das Büro durchgewunken.
Höchstens eine Minute sitzen wir auf dem Sofa Platz, als der ältere Herr schon den Raum betritt und uns herzlich begrüßt. Alexandra und Frank beantworten die Fragen und Venu sitzt lächelnd dabei. Christian und Ingrid kosten unterdessen die leckeren Plätzchen und es entsteht eine fast zwanzig minütige Konversation.
Die Stimmung ist sehr freundschaftlich und wir schildern kurz die Arbeit des FriendCircle WorldHelp und zeigen den Newsletter und den neuen Kalender. Zum Schluss rücken wir mit unserem Anliegen heraus: wir möchten gerne ein Empfehlungsschreiben an die indische Botschaft in München für ein länger gültiges Visum von Alexandra, mit welchem sie in der Lage ist, spontan projektbezogen und ggf. öfter einzureisen. Der Minister sichert uns seine Unterstützung zu und nach einem Erinnerungsfoto eilt er aus dem Raum zum nächsten Termin. Venu bespricht mit seinem Assistenten die weitere Vorgehensweise und dann verabschieden wir uns und gehen zurück zum Auto. Venu ist zufrieden und wir danken ihm für diese tolle Möglichkeit. Er lächelt und sagt, dass so lange Gespräche selten seien. In der Regel dauern Begegnungen dieser Art nur wenige Minuten...
Wir fahren zurück zum Hotel und trinken gemeinsam noch einen letzten Tee, dann heißt es für Christian und Ingrid Abschied nehmen. Morgen früh werden sie zurück nach Deutschland fliegen.

Link zur Galerie mit vielen neuen Fotos:

http://www.freundeskreis-indienhilfe.com/de/galerie/india-0411-13122012

Eine neue Funktion - unsere ersten Videos sind als Test verfügbar ;-)

11/27/2012

Hallo,

Sebastian begleitet uns ja schon die zweite Reise. Inzwischen hat er viel Filmmaterial gesammelt und wir hoffen, dass er nun bald Zeit hat, daraus einen Film zu schneiden. Christian hat in den letzten Tagen an der Homepage die notwendigen Vorraussetzungen geschaffen, um Videos hochzuladen. Wir freuen uns daher sehr, euch heute die ersten beiden Tests zu präsentieren:

Link zum 1. Video

28. und 29.11. - Christian und Ingrid fliegen heim + Mützenimport am Flughafen

11/29/2012

24. und 25. Tag, Mittwoch und Donnerstag der 28. und 29.11.2012

Gestern sind Christian und Ingrid am frühen Morgen zum Flughafen gefahren und nach Deutschland zurück geflogen. Sie sind inzwischen gut zu Hause angekommen und Christian geht es auch wieder besser, in der Nacht vor dem Abflug hatte er sehr unter einer schlimmen Magenverstimmung gelitten...
Alexandra und Frank nutzen den Mittwoch, um ein paar notwendige Kleinigkeiten einzukaufen, ansonsten ist ein Ruhetag notwendig, da sie beide auch Bauchschmerzen haben und von den Strapazen körperlich ausgelaugt sind...
Sebastian fährt zu Geeta. Er ist mit ihr (wie eigentlich auch Alexandra und Frank) auf einer Hochzeit einer Freundin von Geeta eingeladen.

Heute morgen probiert Alexandra im Hotelzimmer alle Kinderpfeifen durch, die wir in Bamberg gespendet bekommen haben und die leicht genug waren, dass wir sie noch einpacken konnten. Frank fühlt sich kurz in den Zirkus zurückversetzt, den wir mit den Kindern der Chakia Kolonie in Bihar besucht hatten, da der Clown eine lustige Show mit Pfeifen machte.
In den nächsten Tagen werden wir auch die Pfeifen, zusammen mit anderen Mützen, an Kinder auf der Straße verteilen.
Nach dem Frühstück fahren wir gemeinsam mit Venu zum Flughafen, um die Mützen abzuholen, die Lukas per Luftfracht gesendet hat. Am Frachtterminal suchen wir das Lufthansa Büro auf. Die Mitarbeiter sind sehr freundlich und unglaublich hilfsbereit! Wir zeigen ihnen unseren Newsletter und einige Fotos der letzten Wochen im Computer. Die Importpapiere werden vorbereitet und der District Manager ruft gleich den Zollchef an. Einer der Lufthansa Mitarbeiter wird gebeten, uns zu begleiten. Von Büro zu Büro absolvieren wir die notwendigen Schritte für den Import und wir werden überall freundlichst empfangen und an langen Warteschlangen vorbei zu den Chefs geleitet. Ein toller Service und am Schluss bekommen wir unsere Sendung nach Zahlung einer sehr kleinen Bearbeitungsgebühr ausgehändigt. Die Lagerkosten des Zoll (da wir die Sendung erst nach der Rückreise aus Bihar abholen konnten) und die Bearbeitungsgebühr der Lufthansa Cargo werden uns aufgrund der Charity Arbeit freundlicherweise erlassen. Vielen herzlichen Dank nochmals an dieser Stelle!!
Auch wenn dies eine sehr erfolgreiche Aktion war, müssen wir uns noch weiter erkundigen wie wir einfacher Hilfsgüter importieren können. Venu meint, dass wir sehr zufrieden sein können, ohne die Unterstützung dieser freundlichen Personen hätten wir uns lange durchfragen müssen und dies hätte uns im schlimmsten Fall zwei Tage Zeit kosten können...

Der Nachmittag wird von uns genutzt, um uns bei der Deutschen Bank hier in Dehli wegen der Eröffnung eines Kontos zu erkundigen. Auch dort werden wir freundlich empfangen und gut beraten.
Dies alles sind wichtige Schritte für die weitere Arbeit an den Projekten...

Unterwegs teilen wir weiter bei jeder Gelegenheit Mützen an Straßenkinder und alte Menschen, die auf der Straße leben, aus. Nachts ist es jetzt schon sehr kühl und die warmen Mützen werden mit großer Dankbarkeit empfangen.

Liebe Grüße
Frank und Alexandra

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30.11. – Kurzfristige Änderung des Plans und ein trauriges Wiedersehen

11/30/2012

26. Tag, Freitag der 30.11.2012

Heute fahren wir zuerst wieder zur Filiale der Deutschen Bank hier in Dehli. Wir möchten ein Konto eröffnen, da uns dies in Zukunft die Arbeit erleichtern kann.
Die Prozedur ist langwierig, aber erfolgreich. Nach einem kurzen Mittagsimbiss fahren wir nach Alt Dehli, da wir dort in der Schule vom Dienstag auch an die Jungen Mützen verteilen möchten. Wir haben zwei große Taschen mit ca. 350 Mützen im Auto und quälen uns durch den üblichen Stau am Nachmittag.
Kurz bevor wir an der Schule eintreffen, erfahren wir von Geeta telefonisch, dass die Schüler bereits nach Hause gegangen sind. Also bitten wir sie mit der zweiten Schule zu sprechen, ob wir heute dort Mützen verteilen können.
Kurze Zeit später ruft Geeta wieder an. Auch dort sind die Schüler schon zu Hause.
Wir sind enttäuscht und fahren nun zum Büro des Bürgermeisters dieses Stadtteils, denn er wollte uns eigentlich an der Schule treffen...
Im Büro werden wir sehr freundlich begrüßt. Venu ist ein guter Bekannter, schließlich liegt die Leprakolonie von Dehli in diesem Stadtteil von Dehli. Bei Chai und Plätzchen haben wir ein nettes Gespräch und wir spüren wieder die indische Gastfreundschaft.
Hier erfahren wir auch, warum alle Schulkinder heute so früh zu Hause sind – die Lösung heißt „Kälte-Frei“! Obwohl für uns die Temperaturen tagsüber noch angenehm sind, ist dies für unsere indischen Mitmenschen bereits kalt. Und dann bewegungslos mit nicht angepasster Kleidung und ohne Heizung in den offenen Räumen der Schule zu sitzen ist natürlich schwierig...
Nach zwanzig Minuten verabschieden wir uns. Wir sind in der Nähe von Venus Wohnung in der Leprakolonie und so fahren wir dort kurz vorbei, um seine Frau zu begrüßen. In direkter Nachbarschaft ist auch ein Leprahospital, in welchem Patienten behandelt werden und nach den Informationen, die Venu aus Bihar erhalten hat, ist dort ein Bewohner aus der Chakia Kolonie in Behandlung. Wir möchten diesen unbedingt besuchen und so laufen wir die kurze Distanz zum Krankenhaus.

Als wir das weitläufige und gepflegte Gelände des „Mutter Theresa Hospitals“ betreten, sehen wir neben den Gebäuden unter den Vordächern viele Krankenbetten mit Patienten stehen. Alle beobachten uns aufmerksam und erwidern unseren Gruß freundlich. Wir fragen uns durch nach dem „Mann ohne Nase aus Bihar“. Am dritten Gebäude ist Alexandra am Ziel. Als sie den Raum betritt hören wir einen Freudenschrei. Unser Freund hat sie schon an der Stimme erkannt und begrüßt sie tränenüberströmt.
Er fragt sofort nach Maria. Sie hatte ihm beim letzten Aufenthalt einen Schal gesendet, und Venu übersetzt Satz für Satz. Während der Mann fest Alexandras Hand hält, sind wir geschockt, was wir erfahren. Er war im Sommer hierher gekommen, nichtsahnend, dass dies ein mehrmonatiger Aufenthalt werden würde.
Im Krankenhaus musste ihm nach der Diagnose Krebs ein Bein amputiert werden und er hat jetzt noch eine eiternde Wunde am Oberkörper. Mit erbetteltem Geld hat er die lange Zugreise bezahlt und ist nun alleine auf sich gestellt, fern der Heimat...

Eine der „Mutter Theresa Schwestern“ führt uns durch die Räume und wir erfahren, dass hier ca. 270 leprakranke Patienten von neun Schwestern und vielen freiwilligen Helfern behandelt werden. Im Gegensatz zu den leprabetroffenen Helfern (= durch Antibiotikabehandlung geheilte Personen) sind die Patienten im Krankenhaus noch nicht geheilt oder haben andere Folgeerkrankungen.
Wir sehen sogar zwei Kinder, die an Lepra erkrankt sind und hier behandelt werden.
Spontan beschließen wir, die Mützen, die wir nicht austeilen konnten, hier an alle Patienten zu verteilen. Im Hotel lagern weitere Säcke und diese Menschen haben unter diesen Bedingungen aus unserer Sicht die wärmenden Wollmützen besonders nötig. Während Alexandra und Sebastian noch mit dem Mann aus Bihar sprechen, beginnen Frank und Sunil mit der Verteilung. Sie laufen durch die Gänge zwischen den kargen Betten und setzen jedem Patienten eine warme Mütze auf.
Die Patienten sind unendlich dankbar und wir kämpfen immer wieder mit den Emotionen...
Leider dürfen wir keine Fotos machen, nur eine kurze Filmsequenz mit unserem Freund aus der Chakia Kolonie ist gestattet. Inzwischen hat sich unser Besuch herumgesprochen und wir werden noch zu der Schwester Oberin gebeten. Auch sie begrüßt uns sehr freundlich und wir überreichen ihr und den anderen Schwestern die übrigen Mützen für weitere Bedürftige.
Tief bewegt und in Gedanken versunken fahren wir zurück nach Neu Dehli, nicht ohne unserem Freund aus Chakia einen nochmaligen Besuch versprochen zu haben.

Link zur Galerie mit Fotos: Hier klicken

Link zur Galerie vom letzten Aufenthalt, auf dem Foto Nr. 109 seht ihr den Mann aus der Chakia Kolonie: Hier klicken

01.12. - Überraschung

12/02/2012

27. Tag, Samstag der 01.12.2012

Wo die Liebe hinfällt ;-)

Sebastian und Geeta, die Tochter von Venu Gopal, unserem Mitarbeiter, haben sich beim letzten Aufenthalt kennengelernt. Nach der Rückkehr von Sebastian nach Deutschland richteten die beiden eine "Standleitung" per Telefon und Skype ein. Nicht umsonst zog es Sebastian schon im Oktober wieder nach Indien. Als Frank, Ingrid, Christian und Alexandra dann Anfang November in Dehli eintrafen, gab es die Neuigkeit: am 1. Dezember soll Verlobung gefeiert werden!
Heute ist der große Tag. Wir nutzen den Vormittag, um ein Geschenk und eine schöne Karte zu kaufen. Auch brauchen wir natürlich passende Kleidung: für Frank eine neue Stoffhose und ein Hemd und für Alexandra ebenfalls etwas Neues und vor allem Sauberes ;-)
Schade, dass Irma, die Mama von Sebastian und seine Geschwister Felix, Lea und Ben nicht dabei sein können. Der Abend ist wunderschön und wir machen sehr viele Fotos. Sebastian kann dann zu Hause zumindest eine Fotoshow machen.
Wir wünschen den beiden alles erdenklich Gute für ihre gemeinsame Zukunft.

Link zur Galerie mit Fotos: Hier klicken

02. und 03.12. - Weiter geht’s mit der Suppenküche und Straßenarbeit...

12/03/2012

28. und 29. Tag, Sonntag und Montag, 02. und 03.12.2012

Am Sonntag fahren wir zeitig am Hotel los. Erste Station ist eine der Brücken, an denen Alexandra auch bei den letzten Aufenthalten Essen an Straßenkinder ausgegeben hat (Suppenküche). Die "Rasselbande" ist hocherfreut, sie wiederzusehen und es ist eine Freude zuzusehen, wie die Kleinen und Größeren das Essen regelrecht in sich hineinschaufeln – offensichtlich haben sie die letzten Tage nicht sehr viel gegessen. Nach der Mahlzeit engagieren wir einen Friseur, der unter einem nahegelegenen Baum seinen „Salon“ betreibt. Für 15 Rupien pro Kopf, das sind 22 Cent (!!), werden die verfilzten Haare ruckzuck in Form gebracht. Unglaublich wie ein Haarschnitt den Menschen verändern kann.
Als einige Kinder, die etwas später dazu gekommen sind, nach Essen fragen, kaufen wir noch eine zweite Runde ein. Teller um Teller voll Reis mit etwas Linsen verschwindet in den Mündern, manche Kinder essen gleich drei bis vier Teller voll und es scheint fast, als wenn sie nicht kauen sondern einfach nur schlucken würden...
Nach der Friseuraktion fahren wir Decken und Socken einkaufen. Nach einem kurzen Mittagessen kehren wir zurück und teilen diese unter der Brücke aus. Die Familien haben ein Stück eines Zauns aufgeschnitten und können so den Bereich unter der Brücke betreten und nutzen. Die wenigen Habseligkeiten sind in ein paar alten Tüten verstaut, etwas Wäsche hängt zum Trocknen am Zaun.
Einfacher kann man kaum leben und wir sind sicher, dass diese Menschen die warmen Decken und Socken in den kommenden Winterwochen sehr gut gebrauchen können...
Anschließend fahren wir zu einer Stelle, wo eine Gruppe von Leprabetroffenen an der Straße lebt. Nachts dürfen sie in einer nahegelegenen Kirche übernachten, während des Tages betteln sie am Straßenrand. Die meisten von ihnen sitzen in Rollstühlen, die ihre "Wohnung" bilden. Hinten am Gefährt ist eine Metallkiste angebracht, in welchen sie die Nahrungsmittel, die sie geschenkt bekommen und ein paar Kleiderstücke verstauen können. Alexandra kennt die behinderten Menschen vom letzten Aufenthalt und wir verteilen auch hier warme Socken. Letztes Jahr bekamen sie Decken. Abends verschenken wir noch in der Nähe des Hotels einige Mützen, es ist jetzt schon kalt sobald die Sonne weg ist und wir sind froh unsere Jacken dabei zu haben.

Am Montag begegnet uns früh am Morgen ein Mann, der keine Unterarme hat. Es ist tragisch, das mit anzusehen. Wir kaufen ihm einen Pollunder und helfen ihm auch gleich diesen anzuziehen. Frank hat dann noch die Idee, ihm einen Rucksack zu schenken, doch als er sieht, wie schwer sich der Mann schon mit dem Überziehen des Oberteils tut verwirft er die Idee zugunsten einer Tasche mit langem Tragegurt. Einige Straßenkinder, die uns über den Weg laufen sind sehr dankbar für Obstsaft und ein Essen. Später treffen einen jungen Müllsammler. Wir verlassen gerade die Bank wo wir noch ein paar Formalitäten erledigt haben, da steht er vor uns.
Der Junge hat zerrissene Kleider an. Seine Schlappen kann er gerade noch irgendwie an den Füßen halten, so kaputt sind sie und er sieht aus, als wenn er schon mindestens ein bis zwei Monate keine Dusche mehr gesehen hat.
Er ist spindeldürr, seine Fußknochen sind verdreht und der ganze Fuß verschwollen. Aus seiner Brust steht ein Knochen unnatürlich hervor und er hustet an einem Stück

04. und 05.12. - Rückkehr von Frank, Mützenverteilung, Straßenarbeit und neues Video!

12/06/2012

Guten Morgen,

am Dienstag ist Frank gut nach Deutschland zurückgekehrt.
Alexandra ist noch in Dehli und am Dienstag hat sie am Nachmittag Mützen in der Schule verteilt, die wir bereits letzte Woche besucht hatte. Diesmal haben die Jungen Mützen bekommen, beim letzten Besuch die Mädchen. Sebastian und Sunil haben sie begleitet und ihr geholfen.
Am Mittwoch hat sie den Tag mit Straßenarbeit verbracht.

In der Zwischenzeit hat Christian ein neues Video hochgeladen. Das zweite Video, von der Mützenverteilung, folgt kurzfristig. Leider war die Datei beschädigt und wir warten, dass uns Sebastian diese neu sendet...

Link zum neuen Video

Neues Video online und neue Fotos

12/06/2012

Hallo,

Alexandra hat eben neue Fotos gesendet. Leider konnte ich nur zwei in die Galerie hochladen, die anderen waren beschädigt. In Indien ist es jetzt schon 4,5 Stunden später und Alexandra war schon ins Bett gegangen. Also morgen früh...

Nachfolgend kommen nun die aktuellen Links zu einem neuen Film (vielen Dank an Sebastian und Christian!!), zu der neuen Filmgalerie und zur Fotogalerie von diesem Aufenthalt.
Die Kinder kommen aus ärmsten Familien. Sie kommen teilweise aus der Leprakolonie, in welcher wir eine Lepraverbindungsstation unterstützen, in der täglich 80 Patienten die Wunden verbunden werden. Die Schuluniform wird von reicheren Leuten gespendet.

Viel Spaß!

Liebe Grüße
Frank

Link zum neuen Film

Neue Nachricht

12/10/2012

Guten Abend,
Frank hat heute wieder mit Alexandra telefoniert. Sie ist nördlich von Dehli unterwegs, es ist sehr kalt geworden und sie verteilt tausende Decken in Slums...
Bisher klappt alles sehr gut und sie hat auch einige Fotos aufgenommen. Wahrscheinlich morgen erhalten wir eine neue "Bildergeschichte".

Liebe Grüße
Frank

PS: Wir haben noch ein paar Kalender für 2013. Falls ihr noch ein Weihnachtsgeschenk sucht, für 12,00 Euro + 2,00 Euro Porto senden wir Euch gerne einen oder mehrere zu. Einfach eine e-mail an info@friendcircle-worldhelp.com senden...

Gut zu Hause angekommen - Abschlussbericht mit vielen Fotos

12/14/2012

Alexandra ist gestern Abend gut in München gelandet. Leider hat es in den letzten Tagen Probleme mit dem Internetzugang gegeben, daher folgt der Bericht erst jetzt, inklusive vieler Fotos in der Galerie. Viel Spaß bei der Lektüre!

Bericht vom 06. bis 12.12.2012

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Auch schwere Einzelschicksale machen die Freunde ausfindig…- hier eine arme Frau, die gerade eine Augenoperation hinter sich hat und mit Beerenverkaufen versucht, etwas Geld zu verdienen...
…manchmal noch lange nachdenklich und staunend...
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Als alle Mädchen wieder in ihre Klassen zurückgegangen sind, bedanken sich die Klassensprecherinnen nochmals bei uns mit "Namaste".
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Für eine arme Familie kaufen wir eine Ration Lebensmittel in einem kleinen Laden – durch unseren Großeinkauf können die Ladeninhaberin und ihr Sohn endlich wieder eine größere Menge neuer Lebensmittel einkaufen.
Am frühen Morgen begleiten Sebastian und Alexandra ein Ehepaar der Leprakolonie, als sie von Haus zu Haus betteln gehen. Lepra ist heute mit einer Antibiotikakombination innerhalb von wenigen Monaten heilbar. Die Deformationen bleiben jedoch.
... Staunen, ...
Mr. Brijkishore bereitet die Austeilung der notwendigen Schulsachen und Kleidungsstücke vor.
Bei Baubeginn bittet Mr. Brijkishore Christian eine Zeremonie zur Segnung der Bauarbeiten durchzuführen.
Der Esstrich wird an der Stelle, wo die Mauern hochgezogen werden, abgeklopft.
Die Küche einer der Familien der Chakia Kolonie.
Uns fällt auf, dass die kleine Aarti immer einen traurigen Gesichtsausdruck hat.
Verwundert erkennen wir, dass selbst in der Gepäckablage noch indische Fahrgäste Platz finden.
In einer Hütte am Ende des Dorfes besuchen wir eine Großmutter, da sie diese nicht mehr verlassen kann.
Aufgrund der Monsunzeit und zusätzlichem Dauerregen ist es noch nicht möglich, die Grabungen für das Piplineprojekt weiterzuführen.
Auf dem Rückweg zum Hotel treffen wir noch vier Straßenkinder...
DANKE DANKE DANKE an alle Freunde zu Hause!!!       -- Ende --
…DANKE...

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